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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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widerhallendes
Lachen. Jetzt konnte Jenny nur das leise Plätschern des Wassers um das Boot herum hören.
    Sie richtete Dees Taschenlampe aufs Wasser, auf die Wände, den Kopf des Schwans. Nichts Aufregendes. Das Wasser war grün und trüb, die Wände waren feucht und tröpfelten und der Kopf des Schwans bewegte sich nicht.
    »Wo sind die ganzen Sachen – die aufgebauten Szenen und all das?«, flüsterte Michael. Denn dies war ein Ort, an dem man automatisch flüsterte.
    »Keine Ahnung«, entgegnete Jenny genauso leise. Am Nachmittag hatte es hier jede Menge beleuchtete Schaukästen gegeben – mit Steinzeitmenschen, die Karten spielten, oder auf die Höhlenwände gemalten Dinosauriern. Aber jetzt war davon nichts mehr zu sehen. Das Schwanenboot glitt sanft immer tiefer in die Dunkelheit hinein.
    In diesem Moment bemerkte Jenny, dass etwas mit der Taschenlampe nicht stimmte. Das Licht wurde fahler.
    »He«, sagte sie und richtete den Strahl auf sich selbst. Orange. Der weiße Lichtstrahl hatte sich in einen düsteren orangefarbenen Schein verwandelt.
    Sie schlug mit der Taschenlampe auf den Hals des Schwans und wünschte sofort, sie hätte es nicht getan. Es machte ein erschreckend lautes Geräusch, und das Licht wurde noch fahler.

    »Oh verdammt – meine auch«, murmelte Michael. Sie hörte das Klappern von Metall, als er sie schüttelte.
    »Wir hätten nur eine benutzen sollen, um die Batterien zu sparen«, sagte Dee. »Ich habe vorhin noch daran gedacht , und dann habe ich es einfach wieder vergessen. Ich bin so was von dumm.«
    Trotz ihrer Sorgen war Jenny erschüttert. Einen solchen Ton kannte sie von Dee gar nicht. »Hör mal, Dee, wenn irgendjemand daran hätte denken sollen, dann …«
    »Und weg ist das Licht«, unterbrach Michael sie. Auf dem hinteren Sitz herrschte jetzt vollkommene Dunkelheit. Vorne war der fahle orangefarbene Schein kaum mehr zu sehen. Als Jenny die Taschenlampe schüttelte, ging sie schließlich ganz aus.
    »Toll, toll, toll «, sagte Michael.
    Audrey fragte scharf: »Hat noch irgendjemand das Gefühl, dass wir langsamer werden?«
    Das ließ sich in der Dunkelheit nur schwer erkennen. Jenny hatte es gründlich satt – ständig war es düster, finster, schwarz um sie herum. Es schien, als hätten sie die ganze Nacht blind verbracht. Und sie fragte sich, was wohl diesmal auf sie zukommen mochte, und aus welcher Richtung.
    Audrey schien recht zu haben. Das Plätschern des Wassers war leiser geworden. Die einzige Bewegung, die Jenny noch spüren konnte, war das sanfte Schaukeln des Bootes von einer Seite auf die andere.

    Ein leiser Spritzer war zu hören. »Wir bewegen uns nicht mehr«, stellte Dee fest.
    »Dee, nimm sofort die Hand aus dem Wasser!«
    Dee murmelte etwas Unverständliches, aber Jenny hörte es tropfen, als sie die Hand herausnahm.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Summer.
    Jenny gefiel es ebenso wenig – und am wenigsten gefiel ihr der Gedanke, aus dem Boot zu steigen und durchs Wasser zu waten, um den Weg fortzusetzen.
    »Wir sind also gestrandet«, murmelte sie. Alle anderen waren sehr still und angespannt.
    Sie fragen sich ebenfalls, was auf uns zukommt und aus welcher Richtung …
    Sie konnte sich eine Menge Dinge vorstellen, eine Menge abscheulicher Dinge. Denn sie hatte jede Menge Zeit zum Nachdenken, während sich das Schwanenboot in der Dunkelheit sanft wiegte und sie einfach so dasaßen.
    »Stellt euch am besten gar nichts vor«, sagte Audrey mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Das versuche ich ja«, antwortete Michael abwehrend.
    Aber natürlich war das unmöglich – ebenso wie nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Je mehr Jenny versuchte, sich nicht vorzustellen, was Julian ihnen vielleicht antun würde, umso schneller blitzten die Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Plötzlich wetteiferte jeder Albtraum, den sie je gehabt hatte, um ihre Aufmerksamkeit.

    »Ich kann das nicht ertragen«, hauchte Summer.
    Dee atmete scharf aus. »Nein. Hört mal, ich werde …«
    Licht.
    Es begann als ein verschwommener blauer Fleck, den Jenny aus dem Augenwinkel sehen konnte und der heller wurde, als sie sich in seine Richtung drehte. Wie ein Scheinwerfer bei einer effektvollen dramatischen Bühnenshow. Zwei weitere Scheinwerfer gingen an, einer rot, einer purpurn. Die Farben, die draußen das Wasserrad beleuchteten – und die Farben der Buntglaslampen im Noch-mehr-Spiele-Laden, dachte Jenny. Dem Ort, an dem sie Julian das erste Mal gesehen hatte.
    »Es läuft

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