Die Entscheidung
»Sie hat auch eine Menge anderer Dinge gesagt. Dass ihr Traummann einen Meter achtzig groß, blond und ein Surfer sei. Dass sie sich nur mit dir eingelassen habe, um sich die Zeit zu vertreiben, bis sie jemand Besseres findet.«
Michael sah Audrey gequält an. »Hast du das gesagt?«, wiederholte er mit flehender Stimme.
Jenny sandte Audrey die stumme Botschaft, dass sie Nein sagen solle. Audrey erwiderte Michaels Blick für einen langen, schrecklichen Moment, dann antwortete sie: »Ja.«
Michael wandte sich ab.
»Weil du immer gut für einen Lacher warst«, warf Julian hilfreich ein. »Willst du jetzt nicht lachen?«
»Halt den Mund, du Bastard!«, schrie Jenny wütend. Sie hatte ihre eigene Machtlosigkeit satt – sie hatte Dee geholfen, aber es gab nichts, was sie tun konnte, um Michael zu helfen. Nicht hierbei.
»Ich habe es schon ganz zu Anfang des Spiels gesagt«, sprach Julian weiter. »Geheimnisse werden offenbart. Begierden enthüllt.«
Audrey hörte nicht zu, sie sah nur Michael an, völlig auf ihn konzentriert. »Ich habe das tatsächlich gesagt«, erklärte sie heftig. »Vor langer Zeit. Aber nicht einmal damals habe ich es wirklich so gemeint, ich habe nur angegeben.«
»Trotzdem hast du es gesagt«, erwiderte Michael dumpf. Er drehte ihr immer noch den Rücken zu.
»Ich habe es vorher gesagt, Michael. Bevor du mir gezeigt hast, dass es nicht wichtig ist, wie Leute aussehen. Bevor ich herausfand, dass ich dich liebe.« Sie brach in Schluchzen aus.
Michael drehte sich halb um, die dunklen Spanielaugen weit aufgerissen.
»Oh – hör mal«, murmelte er. »Wein doch nicht. Es ist okay.«
»Es ist nicht okay«, wütete Audrey. »Michael Allen Cohen – du bist ein Idiot.«
»Das ist genau das, was er gesagt hat …«, murmelte Michael. Audrey schüttelte ihn und drehte ihn ganz zu sich herum.
»Ich liebe dich«, sagte sie. »Du hast mich dazu gebracht, mich in dich zu verlieben. Es ist mir egal, wie groß du bist oder welche Farbe dein Haar hat – du bedeutest mir etwas. Du bringst mich zum Lachen. Du bist klug. Du bist sanft. Und du bist echt, du bist einfach du selbst, nicht irgendein Typ hinter einer Fassade, die in sich zusammenkracht, wenn man ihn kennenlernt. Ich
kenne dich bereits, und ich liebe dich, du Idiot. Und es ist mir egal, was du mit deinem Klopapier anstellst.«
»Da war ich sieben«, entgegnete Michael. Audrey weinte immer noch, und er streckte die Hand aus, um ihr mit seinem kräftigen Daumen die Tränen von den Wangen zu wischen.
»Und du küsst gut«, fügte Audrey schniefend hinzu. Sie legte die Arme um ihn und bettete ihren Kopf an seine Schulter.
»He, ich küsse großartig«, flüsterte Michael. »Was ich dir beweisen werde, wenn wir aus dieser verdammten Monstershow raus sind.« Er wiegte sie schützend in den Armen.
Jenny spürte Stolz und Freude in sich aufsteigen – angesichts der Stärke ihrer Freunde, angesichts der Zärtlichkeit in Michaels Zügen und der Art, wie Audrey sich an ihn klammerte.
Sie sah Julian trotzig an.
Julian wirkte nicht mehr ganz so selbstsicher und schadenfroh. Es gefiel ihm offensichtlich nicht, wie die Dinge sich entwickelten. Doch dann lächelte er, scharf wie ein Schwert.
»Schön, weine nur, du quengeliges Baby«, sagte er, den Blick auf Audreys kastanienbraunes Haar gerichtet. »Aber pass auf, dass du deine Wimperntusche nicht verschmierst. Du bist nichts als eine bemalte Schaufensterpuppe.« Seine Stimme war giftig.
»Wir hören dir nicht zu!«, rief Michael. Er begann mit Audrey zu sprechen, leise und schnell, und er flüsterte ihr direkt ins Ohr.
»Du wirst dich genauso entwickeln wie deine Mutter – zu einem schrillen, zänkischen Miststück. Die Worte deines Vaters, glaube ich, nicht wahr? Du hast Angst, dass du nicht zu echten Gefühlen in der Lage bist, wie andere Menschen.«
Audrey hob nicht einmal den Kopf. Michael sprach unablässig auf sie ein.
»Ich würde sagen, Audreys Gefühle sind gerade sehr überzeugend«, bemerkte Dee trocken. »Warum verziehst du dich nicht einfach, du Mistkerl?«
Stattdessen fuhr Julian zu ihr herum – nein, nicht zu ihr. Er schaute hinter sie, zu Summer. »Und was dieses hirnlose Häuflein Flaum angeht …«
Summer brach auf dem Boden des Bootes zusammen. »Ich weiß, dass ich dumm bin«, flüsterte sie.
Jetzt kochte Jennys Zorn über. Sie sprang auf, und das Schwanenboot schaukelte.
»Oh nein, das wirst du nicht tun«, rief sie. »Wenn du etwas zu sagen hast, sag es
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