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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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schon mal nicht P. C. oder Slug sein«, bemerkte Audrey.
    »Wer oder wer?«, fragte Summer irritiert.
    »Vergiss es. Wir müssen einfach vorsichtig sein«, antwortete Jenny. Ab jetzt beobachteten sie die Bäume ganz genau.
    Ich hätte Julian nach diesen Kreaturen fragen sollen, dachte sie. »Wer glaubt ihr, sind diese Dinger?«, fragte sie laut. »Und wie kommt es, dass sie frei herumlaufen?«
    »Andere Menschen, die die Schattenmänner gefangen haben«, antwortete Dee.
    »Haustiere«, sagte Michael.
    »Oder einfach Teil dieses Ambientes«, meinte Audrey grimmig.
    Wer oder was auch immer das Ding gewesen war –
Jenny empfand eine ebensolche instinktive Abscheu wie bei der kleinen grauen Kreatur, die ausgesehen hatte wie ein vertrockneter Fötus.
    Summer beteiligte sich überhaupt nicht an dem Gespräch. Sie eilte nur leichtfüßig weiter, hielt sich mit einer Hand an Jennys Ärmel fest und starrte alles, woran sie vorbeikamen, mit großen Augen an. Sie war wie ein großer blauer Schmetterling, der in ihrer Mitte schwebte.
    Wir sind wirklich eine bunt zusammengewürfelte Truppe, dachte Jenny – Summer in ihrem Frühlingskleidchen, Dee in ihrer Tarnjacke, Audrey, deren Arm in einer Schlinge aus Michaels Unterhemd steckte, und sie selbst, mit Dees Taschenlampe in der Hand. Michael hatte seine eigene Taschenlampe, während Dee noch ihre Hacke trug. Alle anderen Waffen hatten sie unterwegs verloren.
    Jenny bemerkte, dass Dee weiterhin auf Abstand zu Audrey ging.
    Irgendetwas stimmte immer noch nicht mit Dee. Sie war viel zu still, viel zu wenig energiegeladen. Sicher, sie waren in Gefahr, aber Dee liebte Gefahr – sie aß sie zum Frühstück, sie atmete sie ein und sie suchte danach, sobald keine Gefahr in der Nähe war. Dee hätte das Ganze eigentlich genießen müssen.
    Jenny rückte näher an sie heran und sagte leise: »Weißt du, Audrey hat sich nichts dabei gedacht – als
sie sagte, dass du die Hand nicht in den Süßigkeitenautomaten strecken sollst.«
    Dee zuckte die Achseln. »Ich weiß.« Sie ging weiter und schaute stur geradeaus.
    »Sie hat sich wirklich nichts dabei gedacht. Manchmal ist sie einfach wie eine Mutter und glaubt, etwas sagen zu müssen, das nur zu deinem eigenen Wohl ist.«
    »Sicher. Ich weiß.«
    Jenny gab es auf.
    Kurz bevor sie den Tunnel der Liebe erreichten, kamen sie an einem Imbissstand vorbei. Plötzlich verspürte Jenny den unbändigen Drang, darin einzubrechen – in diesem Augenblick wäre selbst ein kalter Hotdog gut gewesen, sogar ein trockenes Brötchen. Aber sie sagte nichts. Sie hatten jetzt zwei Dublonen. Sie waren jetzt so nah dran. Sie durfte jetzt nicht ans Essen denken.
    Blaue, rote und purpurne Lichter beleuchteten das Wasserrad, das zu einer ländlichen alten Mühle gehörte und vor dem Tunnel der Liebe stand. Ebenso wie am Nachmittag war ein Schild auf dem Tunnel befestigt. Im echten Joyland Park war darauf zu lesen: TUNNEL DER LIEBE. Jetzt stand dort: TUNNEL DER LIEBE UND ….
    Das letzte Wort war von Efeuranken verdeckt. »Ich kann es nicht erkennen«, sagte Jenny.
    »Tod, wahrscheinlich. Liebe und Tod sind doch die beiden einzigen Dinge, die wirklich zählen, n’est-ce pas?«, bemerkte Audrey.

    »Na toll«, murmelte Michael. Summer umfasste Jennys Ärmel noch etwas fester.
    Am Bootssteg wartete eins der Schwanenboote; weiße Flügel erhoben sich anmutig zu beiden Seiten, der Hals bildete eine geschmeidige Kurve. Wasserperlen glänzten auf dem Plastik. Aber Jenny wollte nicht einsteigen.
    Wenn dieser Kopf sich umdreht …
    Aber sie hatten keine Wahl. Sie waren ganz offensichtlich am richtigen Ort – er war in Betrieb und erwartete sie. Wenn Jenny die dritte Goldmünze wollte, musste sie sich auf diese Fahrt begeben.
    »Kommt, Leute«, sagte sie.
    Das Boot neigte sich etwas, als sie einstiegen – Jenny und Dee nahmen mit Summer in ihrer Mitte auf dem Vordersitz Platz, Audrey und Michael hinten. Sobald sie alle im Boot waren, setzte sich der Schwan in Bewegung.
    »Ist euch eigentlich heute Nachmittag schon aufgefallen, dass die Höhle wie ein Gesicht aussieht?«, fragte Michael, als sie sich dem Tunnel näherten.
    Jenny war es nicht aufgefallen. Aber jetzt sah der Fiberglasfels tatsächlich wie ein Gesicht aus; die Felsenspitzen und Schatten bildeten Augen und Nase, der Tunnel selbst war der klaffende Mund.
    Im Innern war es feucht und dunkel, es roch modrig und es war still. Am Nachmittag war der Tunnel voller Geräusche gewesen, redende Menschen,

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