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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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fallen ließ. Er starrte einen Wagen an, der aussah wie aus einem Zirkus, mit rotem Dach und silbernen Gitterstäben. Zwischen den Stäben streckte ein Löwe seinen Kopf heraus, das Maul zu einem großen, freundlichen Lächeln geöffnet.
    »Ich bin Leo, der papierfressende Löwe!« Die Stimme, die aus dem Maul drang, war hell und fröhlich. Doch auf Jenny wirkte sie irgendwie finster; ein eiskaltes Gefühl schlich ihren Nacken entlang.
    »Ich fresse alle Arten von Papier«, fuhr die Stimme unbeschwert fort. »Ich fresse auch Pappkarton. Alte
Kaugummitütchen, Popcornpackungen. Also, füttert mich.«
    »Es ist ein Mülleimer«, erklärte Dee und ging in die Hocke, um in das Maul des Löwen hinaufzuschauen. »Er saugt die Sachen wie ein Staubsauger ein.«
    Eine Mutter schob einen Zwillingsbuggy zu dem Wagen hinüber. Beide Kinder starrten den Löwen mit angestrengter Miene an.
    »Wollt ihr ihn füttern?«, fragte die Mutter.
    Eins der beiden Kinder nickte, ohne zu lächeln. Die Kleine zerknüllte eine Papierserviette und warf sie in Richtung des Löwenmauls.
    »Nein, du musst sie ihm geben. Hier.« Die Mutter hob die Serviette wieder auf. Das Kind, das immer noch nicht lächelte, beugte sich vor und streckte die Hand aus.
    »Ich wette, ich werde morgen Bauchschmerzen haben!« , johlte Leo.
    Die kleine Hand streckte sich länger und länger …
    »Leo hat immer Hunger …«
    Jenny sprang auf und schlug eine Hand über die Schnauze des Löwen, kurz bevor die Kinderfinger sie erreichten.
    Die Kleine starrte sie an, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Mutter kreischte erschrocken auf.
    »Entschuldigung«, murmelte Jenny. Alle starrten sie an, selbst Dee, Audrey und Michael. Doch sie bewegte ihre Hand nicht von der Stelle. Das Kind lehnte sich in
den Buggy zurück. Irritiert drehte die Mutter sich um, und schob mit den Kindern davon.
    Jennys Nacken kribbelte, als sie jetzt langsam die Hand zurückzog. Sie hatte solche Angst gehabt, dass – was?
    »Okay«, sagte sie trotzig zu den anderen. »Es war dumm von mir. Verklagt mich.«
    »Wir sind alle ein wenig nervös …« begann Michael besänftigend – und lieferte prompt den Beweis dafür, indem er sich erschrocken duckte, als zwei kleine Gestalten mit einem gellenden Kampfschrei auf sie zustürzten. Ein Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Jenny nahm Verteidigungshaltung an, ehe sie begriff, dass die beiden kleinen Gestalten Kinder waren.
    Sie krochen unter die Bank und tauchten mit Triumphgeheul wieder auf. »Wir haben es! Wir haben noch eins!«
    »Was habt ihr?«, fragte Dee und stellte ihnen einen Fuß in den Weg.
    »Eine Dublone, du Dummkopf«, antwortete der Junge freundlich und hielt etwas Rundes und Glänzendes zwischen seinen schmutzigen Fingern. Für Jenny sah es aus wie einer dieser billigen Schokoladentaler in Goldfolie. Dann deutete er hinter sich. »Kannst du lesen?«
    Jenny reckte den Hals. Hinter ihnen war eine große Werbetafel, die in abenteuerlichen dunkelroten Buchstaben verkündete:

    BRANDNEUE ATTRAKTION!
    SAMMEL DREI GOLDDUBLONEN UND SETZE ALS ERSTER EINEN FUSS AUF DIE … SCHATZINSEL!
    »Du sammelst drei Münzen, und sie lassen dich an dem Tag, an dem die Schatzinsel eröffnet, kostenlos rein. Du darfst als Erster über die Brücke gehen. Sie haben die Dinger überall im Park versteckt.«
    Und schon hatten die Kinder etwas Neues entdeckt, das sie interessierte, und liefen davon. Auf der Werbetafel war eine Piratenschatztruhe zu sehen, die sich langsam öffnete und schloss wie eine Muschel. Dahinter konnte Jenny die Hauptinsel des Joyland Parks erkennen, eine künstliche Insel in einem künstlich angelegten See. Bei Jennys letztem Besuch hier war es eine Art Bühne gewesen, mit akrobatischen Shows und Bands. Jetzt wurde dort offensichtlich etwas Neues aufgebaut, in dessen Mitte ein hoher Leuchtturm stand. Doch sie konnte keine Brücke sehen, die zu dem Leuchtturm hin übergeführt hätte.
    Warum war ihr plötzlich so unbehaglich zumute?
    »Steckt einfach ein bisschen Papier in meinen Mund! Leo wartet …«
    »Lasst uns gehen«, sagte Jenny. Ihr Magen rebellierte, und sie hatte das Gefühl, dass sie sich dringend ablenken musste . »Lasst uns irgendwas Dummes tun – etwas Kindisches . Wie wär’s mit Angeln?«
    An der Fischteichbude gab es einen Ringkanal, in
dem dunkles Wasser kreisförmig strudelte. »Wie in einer Sushibar«, meinte Michael, während er beobachtete, wie das Wasser an einer Seite des Kanals hereinkam und

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