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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Jenny war so aufgekratzt, dass sie ganz vergaß, sich nicht lächerlich machen zu wollen.
    »Vielen Dank, das ist großartig. Ich meine – es wäre wirklich großartig, wenn wir mit ihr reden könnten. Wissen sie, wann sie wieder zurückkommt?«
    »Sie fährt samstags immer zu ihrem Sohn nach Charleroi. Gegen sieben wird sie zurück sein. Am besten rufen Sie dann noch mal an.«
    »Sieben Uhr abends?«, fragte Michael verstört, als Jenny das Gespräch wiedergab. Er warf sich auf die abgesplitterte
Bank an der Wand der Milchbar. »Und wir müssen bis dahin draußen warten. Ich gehe nicht zurück, bevor ich ein Eis bekommen habe.«
    »Aber das Geld …«, sagte Audrey und warf den Kopf zurück.
    Ein Bus bog dröhnend um die Ecke. Jenny sah ihn geistesabwesend an, während sie nachdachte. Sie mussten gute neun Stunden totschlagen. In dieser kleinen Stadt würden sie auffallen. Sie würden sich im Garten ihres Großvaters verstecken müssen oder …
    Da stach ihr eine Reklame an der Seite des Busses ins Auge.
    JOYLAND PARK, ACHTERBAHNHAUPTSTADT DER WELT. Achterbahnen und Karusselle.
    Jenny zog es schier den Boden unter den Füßen weg.
    Als sie wieder atmen konnte, jagte der Bus den Motor hoch, um davonzufahren. Im Nu traf Jenny ihre Entscheidung.
    »Lasst uns gehen!«
    Dee sprang sofort auf. Michael lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Audrey fragte: »Wohin?«
    »Lasst uns diesen Bus nehmen. Kommt, schnell!« Jenny rannte zur Haltestelle hinüber und packte die staubige Glastür, bevor sie sich schließen konnte. »Fahren Sie zum Joyland Park?«, rief sie dem Busfahrer zu.
    »Clairton, Duquesne, West Mifflin – West Mifflin ist Joyland«, antwortete er lakonisch.

    »Richtig. Dann vier Mal, bitte.«
    Die anderen kamen die Stufen hinauf. Der Bus war fast leer und roch nach alten Reifen. Sie setzten sich ganz hinten auf die zerrissenen Ledersitze. Audrey sah Jenny an.
    »Würdest du uns jetzt bitte erklären, wohin wir fahren?«
    »Joyland Park«, erwiderte Jenny ein wenig atemlos.
    »Warum?«
    »Weil’s dort Würstchen im Schlafrock gibt«, sagte Michael sehr leise.
    Jenny sah Audrey in die Augen. »Hast du die Reklame auf dem Bus gesehen? Davon habe ich geträumt. Während Michael im Flugzeug von Summer geträumt hat, hatte ich auch einen Traum, und dieses Plakat war Teil des Traumes.«
    Audrey dachte nach, die Zähne in ihre mit kirschrotem Lipgloss geschminkte Unterlippe gegraben. »Es könnte etwas vollkommen Natürliches damit auf sich haben. Du könntest im Unterbewusstsein einfach an den Tag gedacht haben, an dem du von hier weg bist oder so.«
    »Oder es könnte etwas anderes auf sich haben«, wandte Jenny ein. »Wie – ich weiß nicht, eine Art Nachricht.« Sie rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. »Hört mal, hat sich einer von euch jemals gefragt, ob Summer wirklich tot ist?«

    Audrey wirkte schockiert. Dee sagte trocken: »Das ist zumindest das, was wir der Polizei seit einem Monat erzählen.«
    Aber Michael, dessen Augen weit offen und hellwach waren, sagte: »In meinem Traum war sie lebendig. Sie hat genauso gesprochen wie früher.«
    Jenny fühlte sich unbehaglich. »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie war sauer, weil wir sie allein gelassen haben. Sie hatte Angst.«
    Jenny fühlte sich noch unbehaglicher. Audrey fragte: »Also glaubt ihr wirklich, dass beide Träume zusammenhängen? Und dass sie eine Botschaft sind?«
    »Keine Ahnung. Es ist so kompliziert. Und ich weiß nicht einmal, warum uns irgendjemand in einen Vergnügungspark schicken sollte …« Sie merkte, wie ihre Energie sich langsam verflüchtigte.
    »Mach dir nichts draus.« Dee grinste boshaft und klopfte ihr auf den Rücken. »Du bist deinem Instinkt gefolgt; das kann nicht falsch sein. Und selbst wenn es keine Nachricht ist – na und? Es ist ein Vergnügungspark. Purer Spaß. Richtig, Leute?«
    »Ich würde lieber shoppen gehen«, sagte Audrey. »Aber es ist immerhin eine Möglichkeit, die Zeit totzuschlagen.«
    Michael sackte in sich zusammen und drückte die Knie gegen den verbeulten Sitz vor ihm. »Und es wird
unser Geld verschlingen. Hab ich euch jemals etwas über diesen Albtraum von einem Vergnügungspark erzählt, den ich hatte, als ich noch ein Kind war … ?«
    »Halt den Mund, Michael«, ertönten drei weibliche Stimmen im Chor, und er schwieg.
    Es war eine lange, ziemlich einsame Fahrt nach West Mifflin. Der Joyland Park schien eine der wenigen Einrichtungen in dieser heruntergekommenen und

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