Die Entscheidung
wolle sie ihn wegschwemmen.
Colquhoun stand nicht an der Schanzkleidpforte, und der Erste Leutnant sagte schnell: »Bei Gott, Sir, es tut mir leid, was geschehen ist.«
Bolitho blickte ihn ernst an. »Danke. Es war nicht Ihr Fehler.« Dann ging er ohne einen weiteren Blick für die schwankende Ehrenformation auf die Kajüte zu.
Colquhoun stand an den Fenstern, als hätte er sich seit ihrer letzten Begegnung nicht bewegt. Im gelben Licht der Laterne sah sein Gesicht hölzern aus, und als er sprach, war sein Ton der eines viel älteren Mannes.
»Sie haben lange gebraucht! Wie können Sie es wagen, meine Signale zu ignorieren!«
Bolitho blickte ihn kalt an. Der Ärger in Colquhouns Stimme war genauso falsch wie seine Haltung, und er sah, daß die Hand auf der weißen Kniehose stark zitterte.
»Ihre früheren Signale galten der Fawn, Sir.« Er sah ihn auffahren und sprach ruhig weiter: »Sie hatte sich aber schon in Einzelteile aufgelöst, und ihre Mannschaft war zum größten Teil in der Schlacht getötet worden oder ertrunken, als sie auf Grund lief.«
Colquhoun nickte krampfhaft, er zog die Brauen zusammen, als ob er seine Gefühle unter Kontrolle bekommen wollte. »Das gehört nicht zur Sache. Sie haben meine Befehle mißachtet und die Sandbank ohne Erlaubnis überquert. Sie . . .«
Bolitho sagte: »Ich habe getan, was ich für meine Pflicht hielt.« Es hatte keinen Zweck. Er fühlte, wie er die Beherrschung verlor. »Wenn nicht Ihre Gier nach Ruhm gewesen wäre, hätten wir den Franzosen gemeinsam besiegen können, und zwar ohne Verluste. Wir hatten alle Vorteile auf unserer Seite, denn der Feind kannte unsere volle Stärke nicht. Er wollte nur eine Prise: die Sparrow.« Bolitho drehte sich um und versuchte, seinen Kummer zu verbergen. »Nur Ihretwegen wurden Maulby und seine Männer getötet, ging sein Schiff verloren. Wegen Ihrer sinnlosen Sturheit, Ihrer Unfähigkeit, über Prisengeld hinauszudenken, konnten Sie ihnen nicht helfen, als es nötig gewesen wäre.« Er wandte sich wieder um, seine Stimme war hart. »Nun, der Franzose ist besiegt! Was wollen Sie noch? Vielleicht die verdammte Ritterwürde?«
Überraschenderweise war Colquhouns Stimme sehr leise, und als er sprach, richtete er die Augen auf einen Punkt hinter Bolitho. »Ich werde Ihren Ausbruch ignorieren.« Er hielt inne. »Ach, ich erinnere mich, Sie haben ja den jungen Fowler an Bord. Es wäre nicht gut gewesen, ihn in der Schlacht zu verlieren.« Jetzt sprach er schneller, die unzusammenhängenden Sätze kamen gleichzeitig mit seinen Gedanken über seine Lippen. »Der Admiral wird einen vollständigen Bericht anfordern. Ich werde ...«
Bolitho betrachtete ihn angeekelt. »Ich habe die schriftlichen Befehle, die Sie mir ursprünglich gegeben haben. Die Befehle, in denen Sie mich so weit vom Angriffspunkt entfernten wie nur möglich.« Trotz Colquhouns Erklärungen und Entschuldigungen zwang er sich fortzufahren. »Wäre ich diesen Befehlen gefolgt, auch wenn der Wind konstant geblieben wäre, wäre die Fawn trotzdem verloren gewesen. Was hätten Sie dann getan? Vielleicht die kleine Lucifer geschickt?«
Colquhoun ging zu seinem Tisch und zog eine Karaffe heran. Etwas von dem Brandy lief über seine Hand, aber er schien es nicht zu bemerken.
»Ich habe vor einiger Zeit Befehle erhalten. Sobald wir den Franzmann aufgespürt oder die Suche aufgegeben hätten, sollten wir nach New York zurückfahren. Die Flotte soll reduziert werden.« Er trank ein halbes Glas Brandy und mußte Anstrengungen machen, um wieder zu Atem zu kommen. »Die Bacchante wird wieder Pflichten in der Flotte übernehmen.«
Bolitho starrte ihn an. Jedes Mitgefühl, das er vielleicht trotz seines Ärgers gehegt hatte, war durch dieses Geständnis wie weggefegt. Leise fragte er: »Sie haben die ganze Zeit gewußt, daß Sie nach New York segeln werden?« Er lauschte seiner eigenen Stimme und wunderte sich, daß sie so ruhig klingen konnte. »Sie dachten, das ist Ihre letzte Chance, sich zu beweisen. Eine große Siegesschau, Sie laufen in den Hafen ein, eine fette Prise mit Ihren Farben im Schlepp! Vor lauter Gier konnten Sie aber die Gefahr nicht sehen, und die Fawn hat teuer für Ihre Unwissenheit bezahlt!«
Colquhoun hob den Blick und starrte ihn verzweifelt an.
»In New York können die Dinge anders aussehen. Erinnern Sie sich, ich war derjenige, der Ihnen geholfen hat...« Er brach ab und trank noch einen Brandy. »Ich brauchte diese Prise! Ich hatte sie
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