Die Entscheidung
verdient!«
Bolitho ging zur Tür, seine Augen ruhten auf den zuckenden Schultern Colquhouns. »Ich habe den übriggebliebenen Leutnant von der Fawn auf den Franzosen geschickt, um das Kommando zu übernehmen. Die Kapitulation wurde von Leutnant Heyward entgegengenommen.« Er zwang sich, die Einzelheiten aufzuzählen.
»Das Schiff des Franzosen wird keinen großen Wert mehr haben. Ich schlage vor, Sie schicken Ihre Seesoldaten zur Aufsicht und warten auf die Militärs, die wahrscheinlich die Gefangenen wegbringen werden.«
Colquhoun stützte sich gegen ein Fensterkreuz, seine Stimme wurde von den Geräuschen der See gedämpft. »Das bedeutet Kriegsgericht.« Seine Schultern strafften sich. »Sie werden auch als Zeuge gebeten werden.«
Bolitho nickte. »Könnte sein.«
Colquhoun zeigte auf seine Kajüte, ohne sich umzudrehen.
»Alles vorbei. Nur weil die Umstände einen Moment ungünstig waren. Schicksal.«
»Maulby dachte das wahrscheinlich auch.« Bolitho hatte bereits die Hand auf die Klinke gelegt. Colquhoun stieß sich vom Fenster ab und kam durch die Kajüte geschlurft. »Sie haben also schließlich doch gewonnen, wie?« Seine Stimme brach. »Sie und Ihre verdammte Sparrow!«
Bolitho erkannte die Qual des Mannes und antwortete: »Als ich vor drei Jahren das Kommando über die Sparrow erhielt, dachte ich, das sei alles, was ein Mann sich wünschen konnte. Damals hätte ich mich wohl Ihren Entscheidungen gebeugt, unabhängig davon, was sie nach sich gezogen hätten. Jetzt weiß ich es besser, vielleicht sogar dank Ihnen. Ein Kommando ist eine Sache. Aber die Verantwortung, die Pflicht gegenüber denjenigen, die von einem abhängig sind, ist die größere Bürde. Wir müssen uns die Schuld an Maulbys Tod teilen.« Er sah, wie Colquhoun ihn ungläubig anstarrte, dann fuhr er fort: »Ihre Gier machte Sie blind für alles außer späterer Beförderung. Mein Verbrechen war Stolz. Der Stolz, der den Feind dazu brachte, mir einen Hinterhalt zu legen, und zwar einen, in den die Männer der Fawn gingen.« Er öffnete die Tür. »Ich hoffe, ich werde es nie vergessen. Und Sie auch nicht.«
Er ging rasch zum Achterdeck und hörte, wie die Tür hinter ihm zugeschlagen wurde, das Klicken der Muskete, als der Posten eine entspanntere Haltung annahm.
Am Schanzkleid erwartete ihn der Erste Leutnant.
Über der bewegten See, deren Wellentäler schon von Schatten durchzogen waren, sah er die Sparrow unruhig vor den ersten blassen Sternen schwojen. Eine Laterne leuchtete an ihrer Heckreling, und er glaubte, das Aufspritzen der Riemen an der Stelle zu sehen, wo Stockdale die Gig bereithielt. Er hätte auch vergeblich warten können. Colquhoun hätte sich die letzte Geste leisten können, ihn für seinen Ausbruch in Arrest zu legen. Daß er das nicht getan hatte, war ein Beweis seiner Schuld. Mehr noch: ein Beweis, daß Colquhoun sehr wohl wußte, was er getan hatte.
Bolitho sagte: »Wir sollen zur Admiralität in New York stoßen.«
Der Leutnant beobachtete, wie die Gig an die Bordwand schlug, und antwortete traurig: »Es wird mir nicht leid tun, diesen Ort zu verlassen.«
Bolitho seufzte. »Aye. Eine Niederlage ist eine böse Sache.
Aber ein Sieg kann oft größeres Leid verursachen.«
Der Leutnant beobachtete ihn, wie er in die Gig kletterte und ablegte.
So jung und schon so viel Verantwortung. Aber nicht für mich. Schon als der Gedanke ihm durch den Kopf fuhr, wußte er, daß es ein Irrtum war; als er über das dunkler werdende Deck blickte, fragte er sich, ob ihn Colquhouns Fehler wohl näher an seine Beförderung gebracht hatte.
Ein bitteres Ende
Fast unmittelbar, nachdem sie in Sandy Hook vor Anker gegangen waren, wurde der Sparrow und ihrer Mannschaft eine kurze und wohlverdiente Pause zum Überholen des Schiffes gegönnt. Unter dem wachsamen Auge eines älteren Dockoffiziers ließ man sie trockenfal len, der dichte Bewuchs wurde abgekratzt und entfernt. Bolitho konnte Lock an Land senden, wo dieser durch sorgfältig verteilte Trinkgelder neuen Proviant und Ersatz für einige faulig gewordene Fässer mit Fleisch ergattern konnte.
Trotz dieser regen Tätigkeit, die von der Morgendämmerung bis zum Dunkelwerden dauerte, bekam er gelegentlich Besuch von einem wißbegierigen Leutnant aus dem Stab des Flottenchefs. Er schrieb Stellungnahmen von Bolitho und Tyrell auf und verglich sie sowohl mit den Eintragungen im Logbuch der Fawn als auch mit den Befehlen, die zu dem Angriff führten.
Buckle mußte jeden Teil
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