Die Entscheidung
Auge, fühlte den heißen Atem, die zitternde Spannung in seiner Schulter, als er Bolitho mit einem Fluch gegen das Ruder zurückwarf, mit zwei scheinbar leichten Bewegungen seinen Degen zurückzog und wieder zuschlug. Schlag, Parade, Deckung. Das Entermesser kam ihm wie ein Bleigewicht vor, und jede Bewegung wurde zur Qual. Bolitho sah, wie sich der Mund des anderen Mannes zu einem grimmigen Grinsen verzog. Er wußte, daß er gewinnen würde.
Jenseits der Reling ging der Kampf wie vorher weiter, aber über den Lärm hörte er Tyrell vo m Achterdeck schreien: »Helft dem Kapitän! Um Gottes willen, helft ihm!«
Als sie sich wie Katzen im Urwald umkreisten, sah Bolitho Stockdale, der versuchte, sich zu ihm durchzuschlagen. Aber er mußte mit mindestens drei Männern kämpfen, und sein Brüllen war das eines in die Enge getriebenen Stieres.
Bolitho hob sein Entermesser bis in Taillenhöhe des anderen. Er konnte es nicht höher heben, seine Muskeln schienen zu reißen. Wenn er nur die Hand wechseln könnte! Aber er würde sterben, wenn er es versuchte.
Der Degen zuckte vor, die Spitze drang durch seinen Ärmel und ritzte seine Haut wie rotglühendes Eisen. Er fühlte das Blut seinen Arm herunterrinnen, sah das einzige Auge des Mannes durch einen Nebel von Schmerzen.
Der Kapitän der Brigantine schrie: »Jetzt, Kapitän! Ihre Stunde hat geschlagen! Da!«
Er bewegte sich so schnell, daß Bolitho die Klinge kaum kommen sah. Sie traf das Entermesser nur wenige Zentimeter vor dem Griff, riß es ihm aus der Hand wie ein Spielzeug, das man einem Kind wegnimmt, und warf es in hohem Bogen über die Reling.
Es gab einen lauten Knall, Bolitho fühlte, wie eine Kugel über seine Schulter flog, die Hitze war so groß, daß sie sicherlich nur eine Daumenbreite entfernt gewesen war. Sie traf den anderen Mann in den Hals, wirbelte ihn herum, gerade als er seinen Degen zum letzten Stoß zückte. Einige Augenblicke lang zuckte er noch, dann krümmte er sich zusammen und lag still in seinem Blut.
Bolitho sah, wie Dalkeith ein Bein über das Schanzkleid schwang und zu ihm heraufkletterte, eine r auchende Pistole in der Hand.
Auf beiden Schiffen herrschte völlige Stille, und die Mannschaft der Brigantine stand oder lag, der Gnade ihrer Angreifer ausgeliefert.
Bolitho sagte: »Danke. Das war knapp.«
Dalkeith schien nicht zu hören. Er sagte gebrochen: »Sie haben Majendie getötet. Wie einen Hund erschossen, als er versuchte, einen Verwundeten zu retten.«
Bolitho spürte die Finger des Arztes auf seinem Arm, als er das Hemd zu einer groben Bandage zerriß.
Er wandte sich um, die beiden Schiffe zu betrachten.
Einige seiner Männer riefen heiser hurra, als er zum Schanzkleid hinüberging, aber die meisten waren zu ausgepumpt, um sich überhaupt zu bewegen.
Ärger, Ekel, sowie ein Gefühl des Verlustes überfluteten ihn, als er durch seine keuchenden Leute ging. Wenn man daran dachte, daß Männer gestorben waren, nur weil jemand Reichtümer für andere erlangen wollte, die für jeden Vorwurf unerreichbar waren.
»Aber diesmal nicht!« Er sprach laut, ohne es zu merken.
»Für den heutigen Tag wird jemand bitter bezahlen müssen!«
Eines Mannes Schaden ...
Konteradmiral Sir Evelyn Christie erhob sich hinter seinem Tisch, der mit Dokumenten beladen war, und beugte sich vor, um ihm die Hand zu reichen.
»Willkommen.« Er wies auf einen Stuhl. »Freut mich, Sie wiederzusehen.«
Bolitho setzte sich und beobachtete den Admiral, als dieser zur Heckgalerie hinüberging. Es war drückend heiß, und obwohl eine stete Brise über Sandy Hook strich, war die Luft in der Prunkkajüte des Flaggschiffs stickig.
Christie setzte abrupt hinzu: »Es tut mir leid, daß Sie so lange warten mußten. Aber die hohe Politik ist nichts für einen jungen Kapitän.« Er lächelte. »Ihr Mut ist über jeden Zweifel erhaben, doch hier in New York würde man Sie am liebsten lebendig fressen!«
Bolitho versuchte, sich zu entspannen. Drei Tage, nachdem er Anker geworfen hatte, war er praktisch auf seinem Schiff arretiert worden. Nachdem er seinen Bericht an das Flaggschiff gegeben und seine Verwundeten zur weiteren Pflege an Land hatte bringen lassen, ließ man kaum Zweifel an seiner eigenen Lage. Es war kein eigentlicher Befehl ausgegeben worden, aber der Wachoffizier hatte ihm mitgeteilt, daß seine Anwesenheit an Bord im Interesse aller wünschenswert sei, bis der Admiral sich geäußert hätte.
Er begann: »Wenn ich unrecht getan habe, dann . .
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