Die Entscheidung
Sandy Hook heraus haben. Weg von denen, die versuchen werden, Sie unterzukriegen. Sie haben sich durch Ihre Handlungsweise Feinde gemacht. Wie ich eben schon sagte, Sie sind den gewundenen Pfaden der Politik nicht gewachsen.«
»Ich bin bereit, das Risiko auf mich zu nehmen, Sir.«
»Aber ich nicht!« Christies Stimme war hart, wie damals beim Kriegsgericht hier in derselben Kajüte. »Für Sie sind Ihr Schiff und dessen Angelegenheiten das Wichtigste. Ich muß in größeren Dimensionen denken, und meine Vorgesetzten in noch größeren. Wenn es ratsam ist, daß Sie meine ganze Schwadron gegen de Barras führen, dann wird es so geschehen. Und wenn Ihr Schiff geopfert werden muß wie ein Tier in der Falle, dann wird auch das befohlen werden.« Er hielt inne. »Vergeben Sie mir. Das war unverzeihlich.« Er zeigte auf seine Seekarten. »Der Feind ist mächtig, aber doch nicht so, daß er überall zugleich angreifen könnte. Er kann gegen New York ziehen, denn ohne die Stadt haben wir keine Regierung in Amerika. Oder er kann sich gegen die Armee von General Cornwallis wenden, denn ohne die Landstreitkräfte sind wir genauso verloren. Auf jeden Fall wird es zum Kampf kommen, und meiner Meinung nach wird eine Seeschlacht unser Schicksal entscheiden – und die Geschichte der nächsten Jahre.«
Füße hasteten über Deck, und Bolitho hörte Kommandogeschrei, das Scheuern der Taljen und Blöcke. Sogar die alte Parthian wurde zum Auslaufen fertiggemacht, um zu zeigen, daß sie zu allem bereit war.
Bolitho erhob sich. »Wann kann ich meine Befehle erwarten, Sir?«
»Vor Sonnenuntergang. Ich würde Ihnen empfehlen, Ihre – äh anderweitigen Interessen bis zu einem späteren Zeitpunkt zurückzustellen.« Er drückte seine Hand. »Das Herz ist eine feine Sache, aber ich würde es vorziehen, wenn Ihre Entscheidungen vom Verstand gefällt würden.«
Bolitho trat ins Sonnenlicht hinaus, sein Kopf brummte von allem, was Christie gesagt hatte, und dem größeren Teil, den er nicht ausgesprochen hatte. Es war alles so unfair. Ein Seemann stand in der Schlacht bei seinem Geschütz, bis ihm etwas anderes befohlen wurde. Oder er kämpfte sich durch einen pfeifenden Sturm, zitterte vor eisiger Gischt und fürchtete sich halb zu Tode. Aber er gehorchte. So lagen die Dinge, oder waren es wenigstens Bolithos Erfahrung nach gewesen. Bis jetzt.
Denn die Leute von Blundells Art ignorierten derartige Maximen, konnten und wollten ihre Autorität zu eigenem Vorteil ausnützen, selbst wenn das Land um sein Leben kämpfte. Es war kein Wunder, daß solche Typen wie Crozier gediehen und bessere Resultate erzielten als eine ganze Armee von bezahlten Spionen. Crozier hatte seine Pflicht auf die einzige Art getan, die er kannte. Da er die Gefahren ignorierte, hatte Blundell praktisch Verrat begangen.
Bolitho hielt an der Schanzkleidpforte inne und starrte mit plötzlicher Besorgnis auf die wartende Gig. Warum hatte er Christie nichts von der Gegenwart Croziers in Blundells Haus erzählt? Dieser hätte dem Vorwurf der Verschwörung nicht mehr entgehen können, wäre diese Neuigkeit bekannt geworden. Er fluchte zwischen den Zähnen und gab Stockdale ein Zeichen.
Narr! Vielleicht hätte er es ihr zuerst sagen sollen, damit sie Zeit bekam, sich von den Angelegenheiten ihres Onkels zurückzuziehen.
Der Flaggkapitän kam zu ihm an die Pforte. »Ich habe die Leichter mit Süßwasser zur Sparrow hinübergeschickt. Ein weiterer wird innerhalb einer Stunde längsseits gehen. Wenn Ihre Leute mit anpacken, können Sie alle Vorräte vor Anbruch der Dämmerung an Bord haben.«
Bolitho betrachtete ihn neugierig. Eine so ruhige Sicherheit, und doch hatte dieser Kapitän nicht nur sein eigenes Schiff und die verschiedenen Wünsche des Admirals zu berücksichtigen, er mußte sich auch mit den Bedürfnissen jedes Offiziers und Seemannes im Geschwader befassen. Diese Entdeckung erschütterte ihn. Es war, als ob er Christies Karten auf dem Kajüttisch liegen sähe. Für alle anderen außer ihm selbst waren die Sparrow und ihre Mannschaft nur ein winziger Teil des Ganzen.
Er lüftete seinen Hut zum Schrillen der Pfeifen und Blitzen der Bajonette und kletterte in die Gig hinunter. Er sagte nichts, als das Boot zum Ankerplatz pullte, und diesmal schien Stockdale es zufrieden, ihn in Ruhe zu lassen.
Er war in seiner Kajüte und sprach mit Lock die letzten Ergänzungen der Vorräte durch, als Graves eintrat und meldete, daß ein weiterer Leichter mit Frischwasser
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