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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sofort erledigen.« Er sah, wie sich die beiden Männer mit offener Feindseligkeit musterten. »Ruhig Blut. Recht oder unrecht, es wird uns guttun, wieder in Bewegung zu kommen. Wir wollen nicht mit Unfrieden beginnen, eh?«
    Odell zeigte grinsend die Zähne. »Ich wollte nicht beleidigend sein, Sir.«
    Farr schluckte hart. »In diesem Fall. . .«
    Auch er grinste über beide Ohren. »Aber bei Gott, Odell, Sie haben mich bis aufs Blut gereizt!«
    »Trinken wir ein Glas zusammen.«
    Bolitho wäre gern an Deck gegangen, um die Neuigkeiten mit Tyrell und den anderen zu besprechen. Aber er wußte, daß dieser Augenblick ebenfalls äußerst wichtig war: Ein paar Sekunden, an die jeder sich erinnern konnte, wenn das Schiff des anderen nur noch eine Silhouette war.
    Er erhob sein Glas. »Worauf wollen wir trinken, Freunde?« Farr begegnete seinem Blick und lächelte. Er wenigstens verstand ihn. »Auf uns, Dick. Mir wäre das am liebsten.« Bolitho stellte sein leeres Glas auf den Tisch. Ein einfacher Toast. Aber König, Sache, sogar Vaterland waren zu entfernt, die Zukunft zu unsicher. Sie hatten nur einander und ihre drei kleinen Schiffe zum Überleben.
    Die Beine gegen das unangenehme Schlingern der Sparrow fest aufgestemmt, hielt Bolitho ein Fernrohr über die Wanten und wartete, bis sich die Küstenlinie in der Linse zeigte. Es war kurz vor Sonnenuntergang, und als sich der dumpfe, gelbrote Schimmer langsam hinter der nächsten Landzunge verzog, konzentrierte er sich auf das, was er sah, und nicht auf das, was er von der Karte her erwartet hatte. Um ihn herum waren noch andere Fernrohre ausgerichtet, er hörte Tyrells schweres Atmen an seiner Seite, hörte den Griffel auf Buckles Schiefertafel quietschen.
    Ein paar Meilen vor Cape Henry, dem südlichsten Landvorsprung an der Einfahrt zur Chesapeake Bay, hatte der Wind scharf umgeschlagen und später noch weiter gedreht.
    Dies hatte ihre vorher so rasche Fahrt um einen vollen Tag verlängert. Als sie sich endlich von der Leeküste freigesegelt, sich freien Raum erkämpft hatten, sah Bolitho die Bucht mit einem gewissen Ärger querab verschwinden. Und nun, nach ihrer langen Kreuzfahrt zurück zur Einfahrt der Bucht, wurde er vor eine neue Entscheidung gestellt: entweder bis zur Dämmerung vor der Küste liegenzubleiben oder das Risiko auf sich zu nehmen und in sicherlich totaler Finsternis zwischen Cape Henry und der nördlichen Landzunge durchzustoßen.
    Tyrell ließ sein Glas sinken. »Ich kenne die Einfahrt gut. Eine ausgedehnte Untiefe reicht weit in die Bucht hinein. Mit Vorsicht kommt man an beiden Seiten vorbei, da uns der Wind jedoch auf den Fersen ist, würde ich das südliche Fahrwasser vorschlagen. Wenn Sie leewärts der Untiefe bleiben, können Sie mit ungefähr drei Meilen Abstand an Cape Henry vorbeilaufen.« Er rieb sich das Kinn. »Wenn Sie sich aber verrechnen und zu weit südlich kreuzen, werden Sie sich sehr beeilen müssen. Es gibt gefährliche Sandbänke beim Kap.«
    Bolitho richtete das Fernglas, um einige zuckende rote Blitze weit im Landesinneren zu beobachten.
    Tyrell bemerkte: »Geschützfeuer. Ziemlich weit weg.« Bolitho nickte. Wenn Tyrell es als Belastung empfand, so nahe an seinem Heimatland zu sein, dann zeigte er es jedenfalls nicht.
    Tyrell fuhr fort: »Wahrscheinlich jenseits des York River. Sieht nach schwerer Artillerie aus.«
    Heyward, der in der Nähe stand, sagte: »Keine Spur von Schiffen, Sir.«
    »Sie werden auch keine finden.« Tyrell beobachtete Bolitho. »Gleich hinter Cape Henry liegt die Lynnhaven Bay. In ihrem Schutz ankern manchmal bei schlechtem Wetter sogar große Schiffe. Von hier aus würden Sie nicht einmal eine Flotte dort sehen.« Er hielt inne. »Dazu müßten Sie schon in den alten Chesapeake einfahren.«
    Bolitho gab Fowler das Glas. »Einverstanden. Wenn wir noch länger warten, könnte sich der Wind drehen. Dann wären wir wieder auf Legerwall und würden noch mehr Zeit verlieren, um uns klarzukämpfen.«
    Er drehte sich um und schaute nach der Heran aus. Ihre gerefften Royalsegel glühten im rasch abnehmenden Sonnenlicht, aber hinter ihr lag die See in tiefem Schatten.
    »Zeigen Sie der Heran die Signallaterne. Kapitän Farr weiß, was zu tun ist.«
    Er wandte sich an Tyrell. »Die Bucht ist auf der Karte nur sehr ungenau wiedergegeben.«
    Tyrell grinste, seine Augen glühten in dem trüben Licht.
    »Wenn sich nicht alles geändert hat, glaube ich, daß ich uns lotsen kann.«
    Fowler rief: »Signal bestätigt,

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