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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatte schon die letzte Kiste Zitronen geöffnet. Danach ...
    Dalkeith hatte ein Glas Wasser mitgebracht, das er jetzt auf den Tisch stellte. Es war braun wie Tabaksaft. Ohne Kommentar nahm er eine flache Flasche aus der Tasche und bat Bolitho mit einem Blick um die Erlaubnis, sich ein steifes Glas Rum einschenken zu dürfen.
    Dies war auch Teil ihrer Routine, obwohl Bolitho nicht begriff, wi e der Arzt bei dieser Hitze Rum vertragen konnte.
    Dalkeith leckte sich die Lippen. »Besser als dieses Wasser.« Er runzelte die Stirn. »Wenn wir nicht bald frisches Trinkwasser bekommen, kann ich für nichts garantieren, Sir.«
    »Ich tue, was ich kann. Vielleicht können wir eine kleine Insel anlaufen und nach einem Bach suchen. Ich habe aber in dieser Gegend wenig Hoffnung. War das alles?«
    Dalkeith zögerte. »Ich sollte ja eigentlich still sein, aber Freundschaft und Pflicht gehen selten Hand in Hand. Es ist der Erste Leutnant.«
    »Mr. Tyrell?« Bolitho setzte sich auf. »Was ist mit ihm?«
    »Sein Bein. Er versucht vorzutäuschen, daß es in Ordnung ist, aber es gefällt mir nicht.« Er schlug die Augen nieder.
    »Noch schlimmer, ich mache mir Sorgen.«
    »Verstehe.« Bolitho hatte wohl bemerkt, daß Tyrells Hinken stärker wurde, doch wenn er darauf zu sprechen kam, hatte dieser geantwortet: »Das geht vorüber. Kein Grund zur Sorge.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    Dalkeith seufzte. »Ich könnte nach mehr Splittern suchen, wenn das aber fehlschlägt ...« Er nahm noch einen Schluck Rum. »Dann müßte ich das Bein amputieren.«
    »O Gott.«
    Bolitho ging zu den Fenstern hinüber und lehnte sich hinaus. Unter ihm sah die See sehr klar aus, und er konnte im schäumenden Kielwasser des Schiffes kleine Fische hochspringen sehen.
    Hinter sich hörte er Dalkeith bestimmt hinzufügen: »Ich könnte es natürlich tun. Es müßte aber geschehen, solange er noch kräftig ist. Bevor der Schmerz und diese verdammte Hitze ihn ebenso unterkriegen wie einige andere.«
    Bolitho drehte sich um und fühlte die Sonne auf seinen nackten Rücken brennen.
    »Ich zweifle nicht an Ihren Fähigkeiten, Sie haben sie oft genug bewiesen.«
    Dalkeith sagte grimmig: »Ich war an einem guten Londoner Krankenhaus, ehe ich England verließ.« Er schnitt eine Grimasse. »Wir übten an den Armen und arbeiteten für die Reichen. Es war ein hartes Training, aber sehr nützlich.«
    »Werden Sie dorthin zurückkehren, wenn der Krieg vorüber ist?« Er versuchte, sich nicht Tyrell vorzustellen, wie er auf einem Tisch festgehalten wurde, die Säge über seinem Bein gezückt.
    Dalkeith schüttelte den Kopf. »Nein. Ich werde mich irgendwo hier in der Gegend ansiedeln. Vielleicht in Amerika, wer weiß?« Er lächelte schief. »Leider mußte ich England etwas eilig verlassen. Ehrenhändel wegen einer Dame.«
    »Ich habe mich die ganzen drei Jahre gefragt, woher Sie diese Geschicklichkeit mit Pistolen haben.«
    Dalkeith nickte. »Leider habe ich den falschen Mann erschossen. Sein Tod wurde als ein schlimmerer Verlust betrachtet als meiner, also musterte ich in Dover an und erreichte schließlich zwei Jahre später die Westindischen Inseln.«
    »Vielen Dank, daß Sie es mir erzählt haben.« Bolitho massierte seinen Magen mit der Hand. »Ich werde versuchen, ob ich auf einem anderen Schiff eine Offiziersstelle für Sie finden kann, wenn wir nach Hause kommandiert werden.«
    Der Arzt erhob sich. »Das würde mich sehr freuen.« Er sah Bolitho zweifelnd an. »Und Tyrell?«
    »Ich werde mit ihm reden.« Bolitho wandte sich ab. »Aber in Gottes Namen, was soll ich ihm sagen? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich an seiner Stelle wäre!«
    Dalkeith ließ die Hand auf dem Schott ruhen, bis die Sparrow aus einem Wellental langsam wieder auftauchte.
    »Darauf weiß auch ich keine Antwort. Ich bin nur der Arzt.«
    »Aye.« Bolitho sah ihn ernst an. »Und ich bin der Kapitän.« Fähnrich Bethune trampelte durch die Offiziersmesse und blieb vor der Kajüte stehen.
    »Empfehlung von Mr. Graves, Sir. Die Heran hat signalisiert, daß sie im Osten ein unidentifizierbares Segel gesichtet hat.«
    »Sehr gut. Ich komme hinauf.«
    Dalkeith wartete, bis Bolitho ging. »Abruf nach New York, Sir? Wenn es so wäre, könnte ich Tyrell in ein Krankenhaus bringen. Dort gäbe es die nötigen Einrichtungen, die notwendige Pflege.«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Ich fürchte nicht. Ein Segel mit einer solchen Nachricht müßte von Süden kommen. Ob Freund oder Feind, das werden wir erst

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