Die Entscheidung
dieser Unterbrechung.
Er sagte scharf: »Rodney ist nach England gesegelt. Er ist ein kranker Mann. Hood kommandiert die Verstärkung.«
Farr war nicht aus der Fassung gebracht. »Auch gut, sogar noch besser. Ich habe unter Admiral Hood gedient und respektiere ihn.«
Bolitho sagte: »Erzählen Sie uns alles. Ich vermute, es gibt noch mehr Neuigkeiten.«
Odell nickte. »Compte de Grasse ist mit ungefähr zwanzig Linienschiffen ausgelaufen. Die Patrouillen berichteten, daß er den jetzt fälligen Konvoi bis auf die offene See begleitet hat.«
Bolitho sagte: »Soviel ich weiß, ist das doch üblich?«
»Ja. Aber seitdem ist de Grasse nicht mehr gesehen worden.« Die Worte platzten wie Geschosse in der Kajüte. Farr rief aus: »Eine ganze Flotte verschwunden? Das ist doch unmöglich!«
»Aber Tatsache.« Odell funkelte ihn an. »Admiral Hoods Schiffe müssen dieses Gebiet im Osten durchquert haben. Und verschiedene Fregatten suchen an anderen Stellen.« Er spreizte die Finger. »Aber kein Zeichen von de Grasse.«
»Guter Gott!« Farr schaute Bolitho an. »Was halten Sie davon?«
Odell sagte gereizt: »Ich könnte ein Glas vertragen, ich bin trocken wie Zunder.«
Bolitho öffnete seinen Schrank und reichte ihm eine Karaffe. Er sagte: »Hood wird in Sandy Hook zu Graves stoßen. Sie werden dann zwar immer noch in der Minderheit sein, können sich aber ihrer Haut wehren, wenn de Grasse sich entschließt, dort anzugreifen.«
Farr meinte weniger überzeugt: »Und Hood wird es den verdammten Franzosen schon zeigen, eh?«
Bolitho antwortete: »Seine Flotte ist größer als die von Admiral Graves. Aber Graves ist der Ranghöhere, nachdem Rodney jetzt heimgefahren ist.« Er sah Farrs ängstliches Gesicht. »Ich fürchte, Graves wird unsere Streitkräfte führen, wenn die Zeit kommt.«
Er wandte sich Odell zu, der sein zweites Glas Wein trank.
»Wissen Sie sonst noch etwas?«
Odell zuckte die Schultern. »Ich habe erfahren, daß Admiral Hood die Chesapeake Bay absuchen will auf seiner Fahrt nach New York. Einige glauben, daß die Franzosen die Armee von Cornwallis von See her angreifen könnten. Wenn nicht, dann ist New York ihr Angriffsziel.«
Bolitho zwang sich, sich zu setzen. Es war merkwürdig, daß ihn Odells Informationen so sehr erregten. Seit Monaten, schon seit Jahren, hatten sie die große Konfrontation zur See erwartet. Es hatte zwar viele Scharmützel und heftige Gefechte von Schiff zu Schiff gegeben. Aber sie alle hatten gewußt, daß früher oder später die Entscheidungsschlacht kommen mußte. Wer die Gewässer um Amerika beherrschte, der bestimmte auch das Schicksal derer, die innerhalb seiner Grenzen kämpften.
Er sagte: »Eines ist sicher: Hier sind wir zu nichts nütze.« Farr fragte: »Meinen Sie, daß auch wir zur Flotte stoßen sollten?«
»So ähnlich.«
Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, Odells knappe Fakten in Relation zu bringen. De Grasse konnte überall sein, aber es war lächerlich anzunehmen, daß er nach Frankreich zurückgesegelt sei, ohne seinen Auftrag zu erfüllen. Ohne ihn konnten die Briten jedes Schiff und jeden Mann in den Kampf um Amerika werfen, und de Grasse war schlau genug, seinen eigenen Wert zu kennen.
Bolitho ging zum Tisch hinüber und nahm eine Seekarte aus dem Fach. Es waren fast siebenhundert Meilen bis nach Cape Henry am Eingang zur Chesapeake Bay. Wenn der Wind günstig blieb, konnten sie in fünf Tagen Land sichten. Falls die Schiffe Admiral Hoods dort lagen, konnte er weitere Befehle anfordern. Korvetten würden ihm äußerst nützlich sein, um näher an Land zu suchen oder in der Schlacht Signale zu übermitteln.
Deshalb sagte er langsam. »Ich habe vor, nach Norden zu fahren, zum Chesapeake.«
Farr rief aufspringend: »Gut! Ich komme mit.«
Odell fragte: »Nehmen Sie die volle Verantwortung auf sich. Sir?« Seine Augen waren undurchsichtig.
»Ja. Ich würde es begrüßen, wenn Sie hierbleiben, für den Fall, daß andere Schiffe vorbeikommen. Wenn ja, können Sie uns in aller Eile folgen.«
»Sehr wohl, Sir.« Odell fügte ruhig hinzu: »Das hätte ich aber gerne schriftlich.«
»Sie unverschämter Schweinehund!« Farr schlug mit der Faust auf den Tisch. »Nennt man das Vertrauen?«
Odell zuckte die Schultern. »Ich vertraue Kapitän Bolitho, ganz ohne Zweifel, Sir.« Er lächelte kurz. »Wenn aber Sie beide getötet werden, wer soll dann aussagen, daß ich nur meinen Befehlen gehorcht habe?«
Bolitho nickte. »Das ist richtig, Ich werde es
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