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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Brabanzonen überleben, werde ich mich um deine Frau und deine Brut kümmern, wenn du dir hier einen Schnupfen holst oder stolperst und dir ein Bein brichst.« Er grinste. »Wie heißt sie eigentlich, deine Frau? Ist sie hübsch? Und wie viele Bälger hast du inzwischen schon in die Welt gesetzt?«
    Erleichtert grinste Jakob zurück. Doch als er Christian, Lukas, Dietrich, Raimund und dem Magdeburger nachsah, wie sie aufbrachen, um das gefürchtete Söldnerheer zu treffen, verschwand sein Grinsen und wich tiefer Besorgnis.
     
    Nach einem straffen Ritt wussten die fünf Reiter bereits am Morgen des nächsten Tages, dass sie in Kürze auf Philipps Heer treffen würden. Im Westen stiegen mehrere Rauchsäulen gen Himmel – vermutlich aus einem Dorf, das die Söldner verwüstet hatten.
    Bald zeichnete sich am Horizont ein dunkler Streifen ab, der immer größer wurde. Als der gewaltige Trupp nahe genug heran war, um sie zu entdecken, zügelten sie wie verabredet ihre Pferde, rückten nebeneinander und warteten.
    Aus den Augenwinkeln sah Christian, dass Gerolf ein Kreuz schlug und Dietrich neben ihm stumm ein Gebet flüsterte. Das sollte ich wohl auch tun, dachte er, und umfasste das silberne Kreuz unter dem Gambeson, das ihm Marthe zum Schutz mitgegeben hatte. Während er reglos und scheinbar gelassen dem heranrückenden wilden Haufen entgegenblickte, gönnte er sich in einem letzten Moment der Ruhe den Gedanken, wie es Marthe wohl ging und ob er sie je wiedersehen würde.

Unter Albrechts Kommando
    Marthe verpasste Albrechts Einzug in Christiansdorf, denn ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt setzten bei Johanna die Wehen mit aller Macht ein. Selbst beim besten Willen hätte sie jetzt nicht weggekonnt, denn obwohl es Johannas erstes Kind war und sich da eine Geburt meistens hinzog, ging auf einmal in der Gebärstube alles recht hektisch zu.
    Gerade noch schaffte es Marthe, für einen Augenblick nach draußen zu gehen, um sich von Christian zu verabschieden. Sie hasste lange Abschiede, aber ihn nur noch für diesen einen Moment zu sehen, bevor er in den Krieg zog, zerriss ihr genauso sehr das Herz.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, nahm sie die Kette mit dem silbernen Kreuz als Anhänger, die er ihr geschenkt hatte, ab und band sie ihm um den Hals. »Gott schütze dich, dich und die anderen. Kehrt gesund wieder!«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
    Er zog sie an sich, ganz gleich, was Beobachter dazu sagen mochten. »Ich komme zurück; so wahr mir Gott helfe. Halte durch!«, raunte er ihr zu.
    Dann drang wieder ein durchdringender Schrei aus der Gebärkammer. Hin- und hergerissen stand Marthe da, doch Christian nahm ihr die Entscheidung ab. Er küsste ihre Schläfe und schob sie zur Tür. »Geh schon, sie braucht dich.«
    Die Sorge um Johanna verdrängte zumindest für die nächste Zeit die Sorgen, die ihr sonst noch durch den Kopf schwirrten: ob Christian, Lukas und alle anderen, die ihr am Herzen lagen, unversehrt zurückkamen, ob Albrecht ihr ankreiden würde, dass sie ihn nicht persönlich begrüßt hatte – natürlich würde er das, schon um ihr Schwierigkeiten zu bereiten, auch wenn Mechthild sicher darauf achtete, dass er und seine Begleiter bestens versorgt würden –, und ob es Christians Männer als schlechtes Zeichen werteten, dass sie nicht von der Burgherrin persönlich verabschiedet wurden.
    Etwas beunruhigte sie bei dieser Entbindung. Zum wer weiß wievielten Male tastete sie den Bauch von Johanna ab, die sie mit ängstlichen Augen anblickte. Die Geburt schritt einfach nicht mehr voran. Das Kind steckte fest.
    Bei dieser Erkenntnis durchfuhr es Marthe siedend heiß. Sie war eine gute Wehmutter und konnte sogar ein Ungeborenes im Mutterleib drehen, wenn es nicht richtig lag. Doch es gab Situationen, in denen auch die beste Wehmutter hilflos war – zum Beispiel, wenn der Kopf des Kindes zu groß war, als dass die Kreißende ihn aus ihrem Leib pressen konnte. Wenn dieser Fall eintrat, mussten sie alle mit ansehen, wie die Frau mitsamt dem Kind, das sie nicht gebären konnte, qualvoll starb. Manchmal dauerte das drei furchtbare Tage lang.
    Hektisch überlegte sie. Als sie Lage und Größe des Ungeborenen in Johannas Leib ertastet hatte, war ihr der Kopf zwar groß erschienen, aber nicht so groß, dass sie schon bereit war, Mutter und Kind aufzugeben. Sie besaß ein gefährliches Pulver, von dessen Existenz niemand etwas wissen durfte, weil damit auch die Leibesfrucht abgetrieben werden konnte. Sie

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