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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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folgen – zur Hütte des Paters, wohin er ein paar dunkle Gestalten hatte laufen sehen. Während sie sich näherten, zerrte schon einer der Söldner eine zu Tode verängstigte ältere Frau aus der Hütte.
    »Kommt alle her!«, rief er seinen Kumpanen zu. »Für drei Hälflinge kann sie jeder von euch kriegen, wenn ich fertig bin.«
    Er zog seinen Dolch und drückte ihn der Frau an den Hals. »Hinlegen und Beine breit! Sonst stech ich dich ab und bedien mich dann bei dir!«
    Die Frau, vermutlich die Haushälterin des Pfarrers, rührte sich nicht, sondern wimmerte nur mit ängstlich aufgerissenen Augen.
    Ein heller Schrei drang aus der Kate, dann kam ein weiterer Söldner heraus, der ein zappelndes, höchstens vier oder fünf Jahre altes Mädchen unterm Arm trug. »Seht nur, was ich erst habe!«, brüllte er begeistert. »Heut treiben wir’s mit Pfarrers Töchterlein!«
    Die Ablenkung wurde dem Söldner zum Verhängnis, der die Frau mit dem Dolch bedrohte. Er bemerkte zu spät, dass Christian von der Seite auf ihn zustürmte. Noch ehe er reagieren konnte, fuhr ihm Christians Schwert von oben so machtvoll in die Schulter, dass der Arm einfach abgespalten wurde, der den Dolch hielt. Ungläubig starrte der Mann auf den Blutstrom, der aus seinem Körper sprudelte, dann sackte er in die Knie und schlug mit dem Gesicht nach vorn zu Boden.
    Noch bevor er fiel, wirbelte Christian herum und schlug dem Zweiten mit einem gewaltigen Hieb den Kopf vom Rumpf.
    Er schob die immer noch wimmernde Frau zurück in die Kate und starrte grimmig auf die Söldner, die sich ihm mit gezogenen Waffen im Halbkreis näherten. Ehe sie ihn umzingeln konnten, waren Gerolf und seine eigenen Männer schon neben ihm, jeder das blanke Schwert in der Hand.
    »Hinter mich!«, zischte er Dietrich zu.
    Der wollte widersprechen, doch Christian hatte jetzt keine Zeit für Debatten.
    »Sofort!«, fuhr er ihn an. Mit den paar Figuren mussten sie notfalls auch zu viert fertig werden. Er konnte nicht riskieren, dass Ottos Sohn hier etwas zustieß.
    Die Rottenknechte zögerten. Sie hatten gesehen, wie schnell der Fremde als Einzelner zwei ihrer Kumpane niedergemacht hatte, und seine Freunde wirkten nicht minder entschlossen.
    Sie selbst waren knapp ein Dutzend, die Hälfte von ihnen würde wohl sterben, wenn sie sich auf einen Kampf einließen, und niemand hatte Lust, als Erster durchbohrt zu werden. So schön war die Alte nun auch nicht, und ihr Balg hatte sich sowieso schon wieder verkrochen. Vielleicht sollten sie derweil doch lieber ein paar Vorratskammern plündern, bevor die anderen es taten.
    Christian verharrte ebenso wie seine Freunde in angriffsbereiter Stellung, vorgebeugt mit leicht gespreizten Beinen, das Schwert nach vorn gestreckt.
    Für einen Moment sah es so aus, als ob die Angreifer abziehen wollten. Doch dann näherten sich ihnen weitere Gestalten, die auf den drohenden Kampf aufmerksam geworden waren. Mit ihnen kam auch ihr Anführer, der sich rücksichtslos den Weg durch die Lauernden bahnte.
    »Ihr schon wieder«, knurrte er, als er den kampfbereiten Christian im Mittelpunkt des Aufruhrs sah und zu dessen Füßen zwei tote Söldner. »Ihr habt mich an einem Tag drei Männer gekostet … ein bisschen viel für einen Verbündeten!«
    Der Hüne stemmte die Hände in die Hüften, drehte sich zu seinen Männern um und brüllte: »Was war hier los?«
    Da niemand von seinen Leuten zu antworten bereit war, übernahm Christian das Wort, ohne das Schwert zu senken.
    »Der Erzbischof würde nicht gern hören wollen, dass sich deine Leute ausgerechnet an der Haushälterin eines Pfarrers und ihrer Tochter vergreifen wollten.«
    Ein gehässiges Grinsen zog über das Gesicht des Schwarzbärtigen, und es war unschwer zu erraten, was er dachte: Der Erzbischof, diese Memme, hatte sogar hingenommen, dass sie auf dem Weg hierher Kloster geplündert und Nonnen geschändet hatten.
    Doch er besaß genug Verstand, das nicht auszusprechen. Es war eine Sache, ein paar tumbe Bauern abzustechen, aber eine andere, sich mit Rittern zu schlagen, die als offizielle Gesandtschaft ihrer Verbündeten geschickt worden waren. Noch dazu, wo unter ihnen der Sohn eines Markgrafen war, auch wenn der nur aus irgendeinem unbedeutenden Landstrich weit im Osten kam.
    Wo steckte das Bürschlein überhaupt? Wahrhaftig, zwar hinter dem breiten Rücken dieses Aufwieglers, aber mit gezogenem Schwert und bereit, sich mit seinen Männern anzulegen! So viel Tollkühnheit verdiente schon

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