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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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würde der gewaltige Heerzug, dessen Ankunft ohnehin schon erwartet wurde, von dort aus zu sehen sein. Doch aus dem Augenwinkel fing Christian ein triumphierendes Grinsen des Brabanzonenführers auf, das sofort erstarb, als dieser sich ertappt fühlte.
    Damit wusste Christian genug. Höflich verneigte er sich vor dem Erzbischof. »Dann erlaubt, dass wir unverzüglich aufbrechen.«
    Mit einem höchst knappen Handwedeln – so als schnippe man eine lästige Fliege weg – entließ Philipp sie.
    Draußen eilte Christian mit langen Schritten los, so dass Gerolf Mühe hatte, ihm zu folgen.
    »Ein Hinterhalt!«, sagte er, als der Magdeburger ihn eingeholt hatte. »Der Schwarzbart hat ihm das eingeredet. Irgendwo unterwegs lauern uns ein paar seiner Mordgesellen auf.«
    Schon hatten sie die Stelle erreicht, an der Lukas, Raimund und Dietrich auf sie warteten.
    »Beeilt euch, wir reiten sofort!«, drängte er und berichtete seinen Freunden kurz von seinen Schlussfolgerungen. Seit dem Aufbruch am Morgen waren keine Söldner an ihnen vorbeimarschiert. Entweder waren sie schon während der nächtlichen Rast vorgeschickt worden und lauerten in einem Versteck auf sie, oder sie würden ihnen nun folgen, um über sie herzufallen. Dann konnten sie ihnen vielleicht entwischen, wenn sie schnell waren.
    Während die anderen die Pferde sattelten, verabredete Christian in aller Kürze mit dem jungen Hoyer, ihre Packpferde in dessen Obhut zu lassen. Der Kölner bot ihnen ein paar seiner Männer als Geleitschutz an, aber Christian lehnte ab. Das hätte ihren Aufbruch nur verzögert und außerdem Fragen provoziert, deren Beantwortung einen Affront gegen den Erzbischof bedeutete.
    Wie er es drehte und wendete, jetzt half ihnen nur Schnelligkeit.
    Solange sie in Sichtweite des Heeres waren, ritten sie in mäßigem Tempo. Das war unauffällig, und sie mussten den Hengsten erst Gelegenheit geben, die Sehnen warm zu laufen, damit sie die Tiere nicht zuschanden ritten. Dann jedoch nahmen die vier Ritter auf Christians Zeichen Dietrich so in ihre Mitte, dass er von allen Seiten verdeckt war, und gingen gemeinsam zu gestrecktem Galopp über.
    Die Schilde hatten sie im Lager vor Haldensleben gelassen, aber jeder von ihnen trug einen Kettenpanzer über dem Bliaut, seit sie zu dieser Mission aufgebrochen waren.
    Christian galoppierte voran. Ab und zu vergewisserte er sich mit einem Blick, dass Dietrich das harte Tempo mithalten konnte. Doch dessen Grauschimmel war ein vorzügliches Pferd, und der Siebzehnjährige schien mit dem Tier wie verwachsen. Seine vielen Reitlektionen bei Christian von frühen Jahren an zahlten sich aus.
    Unbehelligt näherten sie sich in dichter Formation einem Waldstück. Haldensleben konnte nun nicht mehr weit sein. Hinter dem Wald stiegen in einiger Entfernung mehrere Rauchfäden und eine dicke Qualmsäule auf. Das Torfmoor brannte also immer noch, und anscheinend ging gerade wieder ein Belagerungsturm in Flammen auf. Die Burg konnte es nicht sein, die befand sich, von ihnen aus gesehen, ein Stück weiter westlich.
    Christian hob die Hand zum Zeichen für seine Kameraden und zügelte sein Pferd. Die anderen taten es ihm gleich und brachten ihre Hengste drei Pfeilschüsse entfernt von dem Waldstück zum Stehen.
    »Wenn sie uns auflauern, dann dort«, meinte er. »Entweder sie haben Stricke über den Weg gespannt, um die Pferde zu Fall zu bringen und über uns herzustürzen, oder sie hocken gleich vorn mit Bögen und Armbrüsten im Gebüsch und greifen an, bevor wir den Wald erreichen. Riskieren wir es, in vollem Galopp durchzureiten?«
    Raimund klopfte seinem schweißdampfenden Pferd auf den Hals, um es zu beruhigen. »Ich bin dafür«, sagte er. »Normalerweise würde solches Pack mit Fallstricken lauern, da können sie uns auf keinen Fall verfehlen. Aber die hier dürfen nicht riskieren, gesehen zu werden, falls einer von uns entkommt. Ich denke wie du: Da vorn stecken ein paar Schützen im Gebüsch und verlassen sich darauf, dass wir sie nicht durchs Unterholz verfolgen.«
    Als Lukas zustimmend nickte, richtete Christian seinen Blick auf den Magdeburger. »Wie sicher ist das Gelände? Können wir vom Weg runter, querfeldein und an anderer Stelle durch den Wald? Oder sind Sumpflöcher unter dem Gras?«
    »Abseits des Pfades sinken wir ein.«
    »Dann bleibt uns keine Wahl. Für uns hat Vorrang, den Sohn des Markgrafen zu schützen. Habt Ihr dringendere Verpflichtungen gegenüber Wichmann?«
    »Ich reite mit Euch«,

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