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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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aller Augen verschwand. Dass sich die bekanntermaßen heilkundige Frau des Christiansdorfer Burgvogtes um den Vorfall kümmerte, lag auf der Hand.
    Ein paar Frauen folgten ihr mit Ottos Erlaubnis: die Frau des Haushofmeisters, die Marthe nicht leiden mochte und bestimmt aufpassen sollte, dass hier nichts Verwerfliches vor sich ging, Hedwigs Magd Susanne und eine weitere junge Magd.
    »Wache vorm Zelt und pass auf, dass kein Mann hereinkommt«, wies Marthe die zweite Magd an. »Auch nicht ihr Gemahl.«
    Denn der ist der Letzte, den ich jetzt hier sehen möchte, fügte sie in Gedanken an.
    Ihr Verdacht bestätigte sich. Cäcilia erlitt tatsächlich eine Fehlgeburt. Und sie konnte nicht viel mehr für sie tun, als sie zu wärmen, ihre Hand zu halten und sie zu trösten, bis es endlich vorbei war.
    »Bitte, holt den Pater und berichtet Ritter Ekkehart, was geschehen ist«, bat sie die Frau des Haushofmeisters. »Er darf aber vorerst nicht zu ihr.«
    Äußerst zufrieden, mit einer Neuigkeit vor den anderen aufwarten zu können, lief die Frau des Hochnäsigen hinaus.
    Endlich war Marthe mit Cäcilia allein, von Susanne abgesehen, der sie vertrauen konnte.
    »Wie geht es Euch?«, fragte sie die unglückliche junge Frau, und ihre Frage bezog sich weniger auf deren derzeitigen Zustand. Den vermochte sie leider auch aus eigener Erfahrung nachzufühlen.
    »Danke, dass Ihr mich damals zu der alten Hilda geschickt habt«, flüsterte Ekkeharts Frau. »Sie hat mir wirklich sehr geholfen … Jedenfalls eine Zeitlang.«
    Nun fing Cäcilia an zu weinen. »Es ist so schrecklich …«, schluchzte sie. »Ich weiß nicht, wie ich das ein ganzes Leben lang aushalten soll … Wenn Gott mich doch zu sich rufen würde, dann wäre meine Qual wenigstens endlich vorbei. Könnt Ihr mich nicht einfach hier sterben lassen?«
    »Psst, versündigt Euch nicht!«
    Marthe spürte die Verzweiflung der bleichen Kindfrau so überdeutlich, dass sie langsam auf sie übergriff. Und die Quelle dieser Verzweiflung war weniger die Strenge und Herzenskälte, mit der Ekkehart seiner Frau begegnete, sondern das unsägliche Grauen, das Cäcilia vor seinen nächtlichen Besuchen empfand. Marthe fiel es schwer, zu glauben, dass sich dies mit der Zeit legen würde, wie man entsetzten Bräuten nach der Hochzeitsnacht tröstend versicherte.
    Was mochte sich abgespielt haben in Ekkeharts Gemach, das sie nur zu gut kannte? Doch das war nicht schwer vorzustellen: eine verängstigte, ahnungslose Braut, fast noch ein Kind, und ein mehr als zwanzig Jahre älterer, für seine Strenge gefürchteter Mann, den sie kaum kannte, vielleicht nur ein- oder zweimal zuvor gesehen hatte, und der nichts tat, um ihr die Angst zu nehmen.
    Vielleicht sollte man doch nur Paare verheiraten, die Liebe füreinander empfanden, dachte sie. Sie und Christian, Elisabeth und Raimund und auch die Schmiede im Dorf mit ihren jungen Frauen waren glücklich. Doch sie schob den Gedanken beiseite. Man würde sie als närrisch schelten, wenn sie etwas dermaßen Abwegiges aussprach.
    Offenkundig war Ekkehart nicht gewillt gewesen, länger als unbedingt nötig Rücksicht auf die Jugend und Zartheit seiner Frau zu nehmen.
    Um Cäcilia zu helfen, blieb ihr nur noch eines. Sie hatte entgegen aller Wahrscheinlichkeit gehofft, vermeiden zu können, je noch einmal das Wort an Ekkehart richten zu müssen, aber um der unglücklichen jungen Frau willen musste sie es tun.
     
    Als Marthe Cäcilia mit einem milden Beruhigungstrank endlich zum Einschlafen gebracht hatte, bat sie eine der Mägde, bei ihr zu wachen, und schlüpfte aus dem Zelt.
    Die Nacht war längst hereingebrochen; mehrere kleine Feuer beleuchteten mit flackerndem Schein das Zeltlager der Reisegesellschaft. Sie brauchte nicht lange nach Ekkehart zu suchen. Ein paar Schritte vom Zelt entfernt stand er, gegen einen Baum gelehnt, einen Becher in der Hand. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte zu den Sternen empor, doch beim Nahen ihrer Schritte richtete er den Blick sofort auf Marthe.
    »Es tut mir leid für Euch um Euer Kind«, sagte sie.
    »Nicht einmal dazu taugt sie«, zischte Ekkehart abfällig.
    Angewidert zuckte Marthe zusammen. »Ihr solltet Euch in Grund und Boden schämen für diese Worte!«
    Als der Ritter nur mit einem verächtlichen Schnauben auf ihren Vorwurf reagierte, ging sie zwei Schritte auf ihn zu und stellte sich vor ihm auf. Noch nie seit ihrer verpatzten Heirat war sie ihm so nahe gewesen. Doch niemand würde Anstoß

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