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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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war.
    Lukas musste Ähnliches gedacht haben, denn er bat den Markgrafen um Erlaubnis, mit der Dame Marthe und einigen Reisigen als Geleit am nächsten Tag unverzüglich loszureiten, um in Christiansdorf Vorbereitungen für die Ankunft eines solch gewaltigen Zuges zu treffen.
    »Einverstanden, brecht gleich morgen früh auf«, stimmte Otto zu. »Ich weiß, dass Christian Euch vertraut und Ihr Euch mit diesen Dingen auskennt. Besprecht Euch mit dem Bergmeister und weitet die Förderung auf noch mehr Erzgänge in der Umgebung aus.«
    Nach kurzem Überlegen sagte er zu Lukas: »Selbst wenn Christian rechtzeitig vor Beginn der Heerfahrt zurückkehren sollte – ich will ihn jetzt lieber in seinem Dorf wissen, damit er die Silbergewinnung vorantreibt. Er soll nur ein paar Ritter und Reisige schicken, mehr erwarte ich diesmal nicht von ihm. Das Silber hat Vorrang.«
    Bevor er Lukas und Marthe erlaubte, zu gehen, informierte er sie, dass er Christian auf dessen Bitte hin eine Wagenladung Korn entgegengeschickt hatte. »Eine weitere werde ich Euerm Dorf zukommen lassen, wenn der Zug der Bergleute dort unbeschadet eintrifft. Ich erwarte, dass sich die neuen Bergleute dafür erkenntlich zeigen und große Mengen Silber zutage fördern!«
     
    Marthe schwirrte der Kopf von all dem, was angesichts dieser Neuigkeiten alles zu regeln war.
    Aber die Neuigkeiten ausgiebig mit Lukas zu erörtern, blieb ihr vorerst verwehrt. In der höfischen Gesellschaft ging es bei weitem nicht so ungezwungen zu wie auf ihrer Burg. Hier verbot der Anstand, dass sie als verheiratete Frau ohne Zeugen mit einem anderen Mann sprach. Das hätte ihrer beider Ruf in Frage gestellt.
    Also konnte sie nichts tun, als zurück zu den jungen Mädchen zu gehen, die sie schon kichernd und prustend erwarteten, damit sie den Unterricht fortsetzte.
    »Dies ist vorerst unsere letzte Lektion«, informierte sie ihre Schützlinge zu deren Überraschung. »Morgen früh werde ich mit Ritter Lukas nach Christiansdorf reiten, um dort wichtige Angelegenheiten zu regeln. Also fragt jetzt gleich, was Ihr noch nicht verstanden habt oder was Ihr noch wissen möchtet!«
    Sie sah die Mischung aus Erschrecken und Eifersucht in Adelas Gesicht und den bedeutungsschweren Blick, den diese mit ihrer Freundin Lucardis wechselte. Doch sie konnte jetzt wirklich keinen Gedanken an die Schwärmereien einer Vierzehnjährigen verschwenden. In ihrem Kopf wirbelte zu viel Wichtiges durcheinander, das bedacht werden musste.
     
    Erwartungsgemäß hatte Hedwig inzwischen die merkwürdige Sitte abgeschafft, die Tischpartner per Los einander zuzuteilen. Nun saßen beim abendlichen Mahl wieder die Ehepaare beieinander, die Ritter, die unverheiratet waren oder ohne ihre Frauen reisten, an einem Tisch, die Witwen oder Frauen wie Marthe, deren Männer sich derzeit an entfernten Orten aufhielten, an einem anderen.
    Ihr Gastgeber hatte sich alle Mühe gegeben, dem Aufenthalt des hohen Gastes Glanz zu verleihen. Nach dem Mahl, bei dem wieder ins Federkleid gehüllte, gebratene Schwäne die Hauptattraktion gebildet hatten – Marthe schüttelte es immer noch, als sie an den schlammigen Geschmack des allseits so gepriesenen Schwanenfleisches dachte –, ließ er einen Spielmann aufspielen.
    Die strenge Runde lockerte sich bald auf, und so nahm auch niemand Anstoß, als Lukas Marthe zu dem Tisch führte, an dem Raimund und Elisabeth gemeinsam mit mehreren befreundeten Paaren saßen, um ihr zu berichten, was er inzwischen noch alles von Christians Boten erfahren hatte.
    Die Kerzen waren ein ganzes Stück heruntergebrannt und einige Becher geleert, als sie beschlossen, jeder für sich sein Quartier aufzusuchen, denn am nächsten Tag hatten sie einen anstrengenden Ritt vor sich. So schnell wie möglich wollten sie ins Dorf, um alles für Christians Ankunft mit dem Zug der Harzer Bergleute vorzubereiten.
    »Der Spielmann ist wirklich eine Zumutung«, meinte Lukas grinsend, als er sich von Raimund und Elisabeth verabschiedete.
    Die meisten anderen schien das nicht zu stören. Die Halle war noch bevölkert mit Männern und Frauen, die lachten, miteinander schwatzten, Schmeicheleien austauschten und sich kaum um das Gekratze der Fidel und die jämmerlichen Verse zu scheren schienen.
    »Lukas, warte!« Marthe hielt den Freund noch einmal kurz zurück, bevor sie die Halle verließ. »Kann sein, dass Adela dir irgendwo auflauert, um zum Abschied noch irgendein Liebespfand von dir zu erhaschen«, warnte sie, etwas

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