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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Außergewöhnliches zugetragen.
    Diesmal jedoch hatte er Neuigkeiten.
    »Graf Albrecht ist mit einer großen Gruppe von Rittern auf dem Weg hierher«, meldete er. »Sie werden bald den östlichen Wartturm erreichen. Walther weiß Bescheid, er wird sie dort mit seinen Männern empfangen.«
    Wieder war Marthe, als griffe eine eiserne Faust nach ihrem Herzen und presste es zusammen. Albrechts Ankunft war mit Sicherheit kein Höflichkeitsbesuch. Wenn er ohne seinen Vater und unangekündigt hier auftauchte, dann konnte das nichts Gutes bedeuten.
    Am liebsten hätte sie Christian am Arm gepackt und wäre mit ihm und Clara, so schnell es ging, geflohen.
    Doch Christian würde nicht fliehen. Er hatte einen Eid geschworen.
     
    Der Burgvogt entschloss sich, dem Sohn des Markgrafen mit einigen seiner Ritter entgegenzureiten. Albrecht mochte dies als Ehrenbezeugung und Zeichen dafür nehmen, dass Christiansdorf gut genug bewacht war, um sein Kommen frühzeitig zu bemerken.
    So konnte er ihm im Sattel begegnen, ohne zu ihm aufblicken zu müssen.
    Er bat Lukas, bei Marthe zu bleiben und sich um ihre und Claras Sicherheit zu kümmern, sollte Albrecht gekommen sein, um ihn zu verhaften. Einen Vorwand dafür zu erfinden, würde dem künftigen Markgrafen sicher nicht den Schlaf rauben.
    Das war ein weiterer Grund, warum er Albrecht entgegenritt. Er schickte Peter vor, damit dieser von einem Versteck in der Nähe des voraussichtlichen Zusammentreffens den Verlauf der Begegnung beobachten und Marthe und Lukas im Notfall warnen konnte.
    Dann gab Christian Reinhard und fünf weiteren seiner Ritter das Zeichen, ihn zu begleiten, und ließ sich seinen Rappen bringen. Längst ritt er nicht mehr Radomir, der zu alt geworden war, um einen Ritter in voller Rüstung zu tragen, und sein Gnadenbrot bekam, sondern einen von dessen Nachkommen, einen feurigen Hengst von vier Jahren.
     
    Im Galopp preschte die Gruppe Albrecht und seinen Begleitern entgegen. Verwundert und erschrocken blickten die Dorfbewohner ihrem Burgvogt und seinen Rittern nach.
    Die beiden Trupps begegneten sich kurz vor dem Wartturm am östlichen Dorfeingang. Mit erhobenem Arm gab Christian an der Spitze seinen Männern das Zeichen, die Pferde zum Stehen zu bringen.
    Elmar, der Albrechts Trupp anführte, blieb nichts anderes übrig, als seinen Leuten den gleichen Befehl zu geben. Sie waren ein Dutzend Ritter, noch einmal so viele Reisige und ein paar Knappen, unter denen Christian sofort Rutger, Randolfs Sohn, erkannte. Doch noch mehr verwunderte es Christian, Lukas’ Bruder Jakob unter Albrechts Gefolgsleuten zu finden, der seinem Blick geflissentlich auswich.
    »Wollt ihr dem künftigen Markgrafen den Weg versperren?«, rief Elmar drohend. »Macht Platz, oder ich lasse euch beiseiteräumen!«
    Auf sein Zeichen hin zogen die Männer um ihn herum die Schwerter.
    »Erspar dir deinen Übereifer, Elmar«, entgegnete Christian lakonisch. »Du wirst auf eine bessere Gelegenheit warten müssen, um mich töten zu lassen.«
    Dann verneigte er sich mit der Hand über dem Herzen vor Albrecht, der hinter Elmar auf einem prachtvollen Schimmel saß. »Meine Ritter und ich sind gekommen, um Euch willkommen zu heißen und zur Burg zu geleiten, Graf.«
    Wortlos, nur mit einem knappen Nicken, nahm Albrecht den Gruß entgegen und gab seinem Pferd die Sporen.
    Christian und seine Ritter wichen zur Seite aus, um die anderen vorbeizulassen. Zum Glück war der Weg so nah am Dorfausgang nicht mehr beiderseits mit Häusern bebaut. Dann wendeten sie ihre Pferde und bildeten das Ende der Reiterkolonne.
    Sie hatten die Gruben längst hinter sich gelassen. Der Weg zur Burg war nicht zu verfehlen. Als sie das Burglehen erreichten, das nun schon fast vollständig bebaut war, abgesehen von der gewaltigen Kirche, die noch nicht fertig war, führte sie eine Straße direkt bis zur Zugbrücke, die zusammen mit Graben und Wall Tor und Burg schützte.
    Mit höflichem Gruß ließen Walthers Männer die Gäste passieren.
    Stallburschen liefen herbei, um den Angekommenen die Pferde abzunehmen, und Marthe stand mit dem Willkommenspokal bereit, um Ottos Sohn zu begrüßen.
    Sie ließ sich ihr Erschrecken darüber nicht anmerken, dass nicht nur Elmar, sondern auch der feiste Giselbert diesmal Albrechts Gefolge mit anführte, und unterdrückte mit aller Kraft ihren Widerwillen und ihre Angst, als sie Albrecht den besten Wein zur Erfrischung reichte.
    Ottos Sohn nahm den Pokal entgegen, doch er trank nicht. Ohne sie aus

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