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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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vielleicht sogar mit ihm zur Jagd ausreiten und nachts eine hübsche Gespielin ins Bett gelegt bekommen.
    Die Anwesenheit von Elmar und Giselbert hinderte Christian daran, zu fragen, ob wohl auch der Hauptmann der Leibwache zu den Opfern des Überfalls zählte, was ihn brennend interessierte. Darauf war ihm Albrecht keine Antwort schuldig und würde ihn wohl nur mit verächtlichen Worten zur Ordnung rufen. Er musste sich gedulden, bis er auf anderem Weg etwas über Ekkeharts Schicksal erfuhr.
    Allerdings konnte er eine andere Frage nicht zurückhalten.
    »Vermögt Ihr nicht Euren Einfluss auf den König zu nutzen, damit Ludwig Order erhält, Euren Vater freizulassen, Graf?«
    Lässig lehnte sich Albrecht zurück und verzog einen Mundwinkel zu einem mokanten Lächeln. »Ihr überschätzt meinen Einfluss auf den König. Angesichts der Nachricht von der schnöden Gefangennahme habe ich mich eigens vom König beurlauben lassen, um hier die Regentschaft der Mark Meißen zu übernehmen, solange mein geliebter Vater« – Hohn triefte an dieser Stelle geradezu aus Albrechts Stimme – »von uns ferngehalten wird.«
    Geradezu lässig fuhr Albrecht fort: »Ich habe meine Mutter mit meinem innig geliebten Bruder zum Kaiser geschickt, damit sie dort ein Wort für ihren Gebieter einlegt. So kann sie ihre Zeit sinnvoller vertun, als im Kloster auf dem Petersberg am Grab meines Onkels in Tränen zu zerfließen. Ein flennendes Weib zu Füßen des Kaisers, das um Rettung für ihren Gemahl bittet, dürfte wohl mehr Wirkung zeigen.«
    Er lachte trocken auf. »Ich will doch sehr hoffen, dass es meine Mutter schafft, sich aus diesem Anlass im richtigen Moment ein paar falsche Tränen abzuringen.«
    Mit vollkommen beherrschten Gesichtszügen vernahm Christian diese ungeheuerlichen Worte.
    Markgraf Dietrichs letzter Wunsch war es gewesen, ins Familienkloster der Wettiner auf dem Petersberg bei Halle gebracht und dort auch begraben zu werden. Otto trug schwer am Tod des Landsbergers, mehr, als ihn das Ableben seiner Brüder Heinrich von Wettin und Friedrich von Brehna ein paar Jahre zuvor getroffen hatte. Hedwig hingegen schien durch Dietrichs Tod aufs tiefste erschüttert. Ob es der Gedanke war, dass ihr Schwager sein Leben gegeben hatte, um sie zu schützen?, dachte Christian nicht zum ersten Mal.
    Doch noch ungeheuerlicher als Albrechts taktlose Worte war sein Handeln: Anstatt als Vertrauter des Königs und ältester Sohn und Erbe des Gefangenen sofort beim Kaiser Fürsprache für seinen Vater einzulegen, hatte er den Hof verlassen und stattdessen seine Mutter auf eine lange und beschwerliche Reise geschickt. Wer weiß, wo sich der Kaiser gerade aufhielt; Hedwig und Dietrich würden ihn womöglich erst suchen und ihm bis zum nächsten Hoftag nachreisen müssen.
    Das hatte Albrecht mit Sicherheit bezweckt. Er war Mutter und Bruder auf unbestimmte Zeit los, und sein Vater wurde auf ebenso unbestimmte Zeit festgehalten, denn es würde dauern, bis der Kaiser endlich davon erfuhr und eingreifen konnte.
    Bis auf weiteres gehörte die Mark Meißen nun uneingeschränkt Albrecht.
    Ich muss Marthe und Clara in Sicherheit bringen, dachte Christian voller Bitterkeit. Und ich muss herausfinden, ob Thomas und Daniel in Hedwigs und Dietrichs Gefolge sind. Sein Misstrauen gegenüber Albrecht war inzwischen so groß, dass er um das Leben seiner Söhne fürchtete, sollten diese auf dem Meißner Burgberg geblieben sein.
     
    Albrecht schien auf einmal keine Angst mehr zu haben, vergiftet zu werden. Mit sichtlichem Appetit spießte er ein großes Stück Fleisch auf sein Essmesser und begann, es genüsslich zu vertilgen.
    Niemand sagte ein Wort, während der künftige Markgraf kräftig kaute, alles mit einem großen Schluck hinunterspülte und dann nach dem nächsten Brocken griff.
    Er forderte Elmar und Giselbert auf, sich ebenfalls an Fleisch und Wein gütlich zu tun. Beide zögerten nicht und langten zu.
    Während Christian die hasserfüllten Blicke von Randolfs Freunden auf sich wusste, schaute er weiter stoisch geradeaus.
    Dabei war ihm zumute, als würde die Zeit stillstehen. Ihn drängte es, aufzuspringen und hinauszustürzen, um viele Dinge gleichzeitig zu tun: seine Frau und seine Tochter in Sicherheit zu bringen, jemanden zu beauftragen, unauffällig herauszufinden, was aus Ekkehart geworden war, und Erkundigungen einzuziehen, wo seine Söhne steckten.
    Doch natürlich war es undenkbar, zu gehen, solange ihn Albrecht nicht entließ oder in einem

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