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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Anfall von Jähzorn hinauswarf. Und er wusste auch, dass außerhalb dieser vier Wände viele Getreue längst Vorsorge trafen.
    Lukas und Walther würden sich um Schutz für Marthe und Clara kümmern, Mechthild und Waltrud darauf achten, dass Albrecht und seine Männer keinen Anlass fanden, Quartier oder Verpflegung zu beanstanden, die Stallburschen aus Peters Bande und die junge Magd Anna unauffällig lauschen, um diese oder jene Bemerkung der Reitknechte aus Albrechts Gefolge aufzuschnappen, aus denen sie wichtige Rückschlüsse ziehen konnten.
    Albrecht und seine Begleiter ließen sich Zeit mit dem Essen, während draußen immer noch der Bergmeister und der Münzmeister wie Bittsteller vor der Tür warten mussten, bis sie irgendwann hereingerufen wurden. Natürlich standen sie in Diensten des Fürsten. Aber solche angesehenen und für die markgräflichen Schatztruhen bedeutenden Männer hätten eine weniger verächtliche Behandlung verdient, dachte Christian grimmig bei sich.
    Endlich, nach einem kräftigen Rülpser, ließ sich Ottos Sohn von Rutger die bereitstehende Schüssel reichen, um die fettigen Hände hineinzutauchen, und befahl Giselbert, die beiden Männer hereinzurufen, die draußen schon eine ganze Weile warteten.
    Mit einer knappen Handbewegung unterbrach er die höflichen Begrüßungsworte des Bergmeisters und des Münzmeisters.
    »Ich brauche sämtliches Silber, um meinen Vater aus der Gefangenschaft auszulösen«, befahl er schroff. »Bergmeister, Ihr werdet dafür sorgen, dass umgehend alles abgeliefert wird, was die Bergleute aus den Gruben geholt haben, damit es die Schmelzer unverzüglich verarbeiten. Münzmeister, Ihr werdet vorerst keine Pfennige mehr schlagen lassen, sondern Barren liefern. In vier Wochen lasse ich alles holen. Und jetzt zeigt mir, was in der Silberkammer an Vorräten liegt!«
    Albrecht stemmte sich hoch, um den beiden Männern in den Bergfried zu folgen. Seine Ritter begleiteten ihn.
    Da Christian keine Order hatte, mit ihnen zu gehen, blieb er nachdenklich am Tisch sitzen.
    Es war höchst unwahrscheinlich, dass Albrecht seinen Vater mit Silber auslösen musste wie einen Kriegsgefangenen. Angesichts des offenen Rechtsbruchs des Thüringers in Friedenszeiten würden die mit den Wettinern verbündeten Fürsten Protest erheben, wenn sie es nicht schon längst getan hatten, und der Kaiser Ottos Freilassung anordnen.
    Doch es stand ihm nicht zu, Albrecht jetzt den Zugang zum Silber seines Vaters zu verwehren.
    Er schickte Rutger hinaus und ging Reinhard suchen.
     
    Während Albrecht im Beisein Elmars und Giselberts Christian vom Geschehenen informierte und dem Münzmeister Befehle erteilte, wurden seine Männer in der Halle je nach Rang mit Wein oder Bier, Schinken, Käse und Brot bewirtet.
    Lukas hatte inzwischen wie verabredet überall Wachen postiert, die verhindern sollten, dass sich ein Fremder mit schlechter Absicht an den Vorräten zu schaffen machte. Er überlegte kurz, ob er in die Halle gehen sollte, um Albrechts Männer im Blick zu behalten. Doch das würden bereits Peters Leute tun und dabei die Ohren weit aufsperren. Jedermann an Ottos Hof wusste, dass er Christians treuer Freund war; so würde seine Anwesenheit die anderen womöglich davon abhalten, dieses oder jenes auszuplaudern, mit dem sie prahlen konnten, wenn sie unter sich waren.
    Vor allem aber verspürte er nicht die geringste Lust, seinen Bruder in trauter Gemeinsamkeit mit Albrechts Gesindel zu sehen.
    Seit ihrer halbherzigen Versöhnung im Krieg, den möglichen Tod vor Augen, waren sie in Friedenszeiten nicht gerade die besten Freunde geworden, aber sie standen sich auch nicht mehr feindselig gegenüber.
    Das hat sich mit dem heutigen Tag geändert, dachte Lukas wütend, während er in den Stall ging. Er mochte den Jüngeren nicht sehen, sonst würde er sich womöglich zu einer Schlägerei provozieren lassen, die Christian nur schaden konnte. Lieber überprüfte er persönlich, dass bei den Pferden alles in Ordnung war. Nicht auszuschließen, dass hier ein Anschlag geplant war. Wie sein Freund auch traute er Albrecht und Elmar jede Hinterhältigkeit zu. Sie konnten sich gar nicht genug in Acht nehmen.
    Die Stallburschen hatten alle Hände voll zu tun, so viele neu angekommene Pferde zu versorgen. Er ging zu seinem Braunen am hinteren Ende des Stalles, streichelte gedankenversunken den Hals des Tieres und überlegte.
    Was plante Albrecht?
    In welcher Gefahr schwebten sie alle?
    Ein Geräusch, das nicht

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