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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sah den Schmerz in seinen Augen.
    Dietrich öffnete die Augen, die sich bereits trübten. »Verzeih mir, Bruder«, sagte er mit kraftloser Stimme.
    Dann richtete er seinen Blick auf Hedwig. Seine Lippen formten Worte, die niemand mehr zu hören bekam.
    Mehrere Menschen schoben sich durch die Massen und brachten Marthe die verlangten Utensilien.
    Während sie vorsichtig die Haare um die verletzte Stelle abschnitt, das Blut abwusch, die Wundränder säuberte und den Verband anlegte, setzte hektische Geschäftigkeit ein. Jemand rief nach einer Trage, ein Priester drängelte sich durch. Ein Bote kam und meldete, der Leibarzt des Kaisers werde sich um den Schwerverletzten kümmern, doch dazu müsse er in dessen Zelt gebracht werden, es habe noch etliche Verletzte mehr und sogar Tote gegeben.
    Hedwig und Otto standen auf und traten beiseite, um Platz zu schaffen.
    Christian sank vor Otto auf die Knie und senkte den Kopf. »Es ist meine Schuld. Vergebt mir, Herr. Ich hätte Eure Gemahlin schützen sollen«, sagte er verzweifelt. »Hätte ich Euer Zelt nicht verlassen, wäre Euer Bruder unversehrt.«
    »Es war Gottes Wille.« Der Markgraf war zu erschüttert, um zornig zu werden. »Ich gebe Euch keine Schuld.«
    Vorsichtig hoben zwei Männer Dietrich auf eine Trage und brachten ihn fort. Markgraf Otto, Hedwig und ihr Sohn Dietrich folgten ihnen.
    Marthe blieb, denn sie wusste, unter den gelehrten Ärzten würde sie nicht geduldet werden. Auch wenn sie schwer erschüttert war, sie musste nachsehen, ob unter den Trümmern des zusammengebrochenen Hauses noch jemand ihre Hilfe brauchte.
    Doch bevor sie losgehen konnte, zwang ein überstarkes Gefühl sie, sich umzudrehen.
    Albrecht kam auf sie und Christian zu. Wie Christian verbarg sie alle ihre Gedanken und verneigte sich stumm.
    Albrecht wartete, bis sie sich wieder aufgerichtet hatten, und musterte beide mit stechendem Blick.
    »Endlich kann ich auch einmal etwas Gutes von Euch sagen, Christian«, sagte er mit einer Eiseskälte, die Marthe das Blut gefrieren ließ. »Ihr habt darauf verzichtet, meine ungeliebte Mutter zu retten, und damit unbeabsichtigt gleich noch meinen ach so edlen Onkel aus dem Weg geräumt. Wie bedauerlich für Euch – Ihr habt Euren wichtigsten Fürsprecher verloren.«
    Albrecht legte eine Pause ein, um zu genießen, wie seine Worte auf sein Gegenüber wirkten. Sie waren allein, niemand sonst hörte ihn, endlich konnte er aussprechen, was er diesem Bastard schon lange entgegenschmettern wollte.
    »Es wird nicht mehr lange dauern, dann gehört die Mark Meißen mir«, sagte er, verschränkte die Arme und sah Christian verächtlich an. »Sucht Euch für diesen Tag besser jetzt schon einen neuen Lehnsherrn, möglichst weit weg von hier! Denn ich habe keine Verwendung für Freunde meines Schwächlings von Bruder, für Verehrer meiner schamlosen Mutter und für die selbsternannten Wächter der ritterlichen Ehre.«
    Höhnisch richtete er seinen Blick auf Marthe. »Bestenfalls für Euer Weib – als meine Hure.«
    Christian griff nach Marthes Schulter und wollte sie von diesem Ort wegbringen.
    »Ich habe Euch nicht erlaubt, zu gehen!«, schrie Albrecht mit sich überschlagender Stimme. »Ich bin noch nicht fertig mit Euch.«
    Christian wandte sich um und sah dem künftigen Markgrafen in die Augen.
    Albrecht fühlte sich plötzlich zunehmend unwohl. Er hatte eine Probe seiner künftigen Macht geben wollen, doch auf einmal war ihm unheimlich. Ob das an der Hexe lag, vor der ihn schon mehrere Leute gewarnt hatten? Dann gewannen Hass und die ihm eigene Unbeherrschtheit wieder die Oberhand.
    »Ihr glaubt, Euch meinem Vater unentbehrlich gemacht zu haben!«, zischte er. »Doch seine Herrschaft wird bald vorbei sein. Dann zwinge ich Euer aufsässiges Dorf in die Knie – und wenn es mir nicht so viel Silber liefert, wie ich verlange, lasse ich es niederbrennen.«
    Christian sah ihm weiter in die Augen, während er antwortete, und diesmal lag in seiner Stimme so viel Kälte wie zuvor in Albrechts. »Einem Lehnsherrn, der mit grausamer Willkür herrscht, ist niemand zu Treue verpflichtet.«
    Er machte kehrt, schob Marthe vor sich, während er seinen Arm schützend um sie legte, und ließ Albrecht stehen.
    Marthe wusste, dass der künftige Markgraf sie mit Blicken verfolgte, doch sie zwang sich, ruhig zu gehen und sich nicht umzudrehen.
    Als sie außer Sichtweite waren, blieben sie stehen und sahen sich an. Keiner von ihnen musste etwas sagen.
    Nur Gott wusste, was

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