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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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redest häufig von meiner Mutter“, stellte sie fest. „Aus deinem Mund klingt es sogar so, als würde sie noch leben. Warum tust du das? Denkst du noch so oft an sie? Was war da zwischen euch? Ich meine abgesehen von der Tatsache, dass du sie umgebracht hast.“
    Darrek stand auf.
    „Ich will nicht darüber sprechen.“
    „Ach nein?“
    Darreks Abweisung machte sie wütend.
    „Vielleicht will ich aber darüber reden, Darrek. Sie war meine Mutter, verdammt. Meinst du nicht, dass ich es da verdient habe, ein paar mehr Informationen zu erhalten als die, die du mir bisher gegeben hast?“
    Darrek senkte den Kopf.
    „Vielleicht hast du es verdient. Aber nicht jetzt und nicht heute. Wir müssen los. Wir haben heute noch einen langen Weg vor uns.“
    Damit war das Gespräch für ihn beendet. Laney war darüber zwar nicht gerade glücklich, aber sie nahm sich vor, das Thema bei nächster Gelegenheit wieder aufzunehmen. Vielleicht wurde Darrek ja etwas gesprächiger, sobald sie sich wieder in Gesellschaft von anderen Warmblütern befanden. Die Nähe so vieler Menschen schien ihn nervös zu machen, und Laney wollte wirklich nicht dabei sein, wenn er die Beherrschung verlor.
    Als sie nach unten gingen, um zu bezahlen, war die Wirtin genauso fröhlich wie am Vortag und schien trotz der kurzen Nacht hellwach zu sein.
    „Haben Sie gut geschlafen?“, fragte sie lächelnd.
    „Wunderbar“, antwortete Laney, da Darrek keine Lust auf Small Talk zu haben schien. „Heute Morgen ist es ja anscheinend etwas ruhiger.“
    „Oh ja. Wir haben die Vollmondnacht heil überstanden. Darüber sollten wir sehr dankbar sein.“
    Erstaunt zog Laney eine Augenbraue nach oben.
    „Die Vollmondnacht? Was ist daran denn so gefährlich?“
    Die Wirtin senkte die Stimme, als ginge es um ein Geheimnis.
    „Haben Sie denn nichts davon gehört?“, fragte sie verschwörerisch. „Es kam doch überall in der Presse. In Island ist bei Vollmond schon mehrfach eine riesige Fledermaus gesichtet worden. Angeblich lebt sie in einer Höhle in den Bergen. Es gibt zwar bisher keine Beweise dafür, aber die Gerüchte halten sich hartnäckig. Und da in den Städten ja ab und zu Menschen verschwinden, schiebt man das gerne diesem Monster in die Schuhe. Bei so einer kleinen Bevölkerungszahl wie unserer schüren solche Geschichten die Angst. Daher kommen die Schäfer an Vollmond auch immer zurück ins Dorf und überlassen die Schafe solange sich selbst. Dieses Mal haben sie sie aber mit ins Tal zurückgebracht, weil es bald heftigen Schneefall geben soll und sie nicht riskieren wollen, einen Teil der Herde zu verlieren. Das ist wahrscheinlich der wahre Grund, warum im Moment so viele Leute hier sind. Das mit dem Monster ist schließlich Unsinn. So riesige Fledermäuse gibt es ja nicht. Nun ja. Menschen lassen sich halt allen möglichen Quatsch einfallen, wenn sie Angst haben oder etwas nicht erklären können.“
    Darrek schnaubte amüsiert und Laney gab ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen.
    „Nun. Heute Nacht ist ja zum Glück nichts passiert“, sagte Laney und lächelte unverbindlich. „Wir danken Ihnen auf jeden Fall für Ihre Gastfreundschaft.“
    „Immer wieder gerne. Wo wollen Sie denn noch hin?“
    „In die Berge. Zum Wandern. Tagsüber ist es dafür ja zum Glück noch nicht zu kalt.“
    Die Wirtin nickte.
    „Zu kalt noch nicht. Aber es soll später am Tag ein Unwetter geben. Wenn möglich sollten Sie versuchen, vor dem Nachmittag wieder zurück zu sein. Ansonsten wäre es möglich, dass Sie von dem Regen überrascht werden. Und halten Sie sich an die Hinweisschilder. Es gibt Wege dort draußen, von denen Touristen sich unbedingt fernhalten sollten.“
    Ja , sagte Darrek lautlos zu Laney. Und genau diese Wege suchen wir.
    „Sie hat von einem Wilden geredet, oder?“, fragte Laney, als sie kurze Zeit später neben Darrek im Auto saß.
    Sie würden nur noch bis zum Parkplatz fahren und das Auto dann stehen lassen. Dort, wo sie hinwollten, gab es keine Wege für Kraftfahrzeuge. Man kam nur zu Fuß oder zu Pferd dorthin.
    „Ich vermute schon“, antwortete Darrek schließlich. „Vollmond. Fledermaus. Das passt sehr zu einem Wilden. Die Outlaws sind ja nicht an den Vollmond gebunden. Es wundert mich allerdings, dass die Warmblüter dem Wilden nicht schon längst den Garaus gemacht haben.“
    „Wie denn? Wilde sind doch gar nicht so einfach zu finden. Meine Familie jagt sie immer nur an Vollmond, weil sie sich so gut verstecken.“
    „Ja. Aber im

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