Die Entscheidung
Opfer zu. Viktoria stöhnte, als der Dämon sie aufhob, aber das Monstrum störte sich nicht daran. Er warf sie über seine Schulter, drückte sich dann vom Boden ab und flog davon in die Dunkelheit. Johanna war klar, dass sie ihre Enkelin niemals wiedersehen würde.
Es dauerte mehrere Minuten, bis Johanna sich wieder bewegen konnte. Weinend stürzte sie zu Boden und wollte sich auch von Einar nicht trösten lassen, der sie langsam zurück ins Haus geleitete.
„Warum hat sie das getan?“, fragte Johanna voller Traurigkeit. „Warum war sie überhaupt draußen? Wenn der Dämon den Menschen wollte, warum hat sie ihn den Mann dann nicht töten lassen?“
„Der Dämon wollte nicht den Menschen“, widersprach Einar leise. „Er wollte Mady. Viktoria hat Swanas Tochter gerettet, Amma. Das Baby lebt.“
„Mady lebt? Aber was soll das bringen, Einar? Er wird sie nächsten Monat wieder erwählen. Und er wird immer wieder kommen. Solange, bis er das richtige Opfer erhalten hat. Es wird keine Pausen geben, bis er sie bekommen hat.“
„Nicht, wenn wir ihn beim nächsten Vollmond erledigen, Amma. Viktoria hat gesagt, dass dein Bruder uns helfen kann und dass er bald hier sein wird.“
„Ja …“, gab Johanna zu. „Er wird bald hier sein. Es wäre also möglich, dass Viktorias Opfer nicht ganz umsonst ist. Darrek kann uns helfen. Da bin ich mir sicher.“
Die Frage war nur, ob er das auch wollte.
Kapitel 9
Der Aufbruch
Als Laney erwachte, war ihr Rücken völlig steif und ihr war kalt. Auf dem Boden zu schlafen war nicht sonderlich angenehm. Andererseits war es aber immer noch besser, als im Flugzeug oder im Auto zu übernachten, denn der Teppich war zumindest flauschig und weich. Laney streckte sich und gähnte. Dann stand sie auf und schnappte sich Kleidung zum Wechseln. Ihr Blick fiel dabei auf das Bett, wo Darrek immer noch tief und fest zu schlafen schien.
Seine Träume schienen allerdings nicht so entspannt zu sein, wie ihre eigenen es gewesen waren. Er zuckte im Schlaf und auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe Sorgenfalte gebildet. Die Decke war ihm von der Brust gerutscht, sodass sie nur noch seinen Unterkörper verbarg.
Laney zögerte. Sollte sie ihn wecken? Was, wenn er sich erschreckte und um sich schlug? Es würde sie nicht weiter erstaunen, falls er so etwas tat. Zögerlich streckte sie die Hand aus und fuhr ihm vorsichtig über die Stirn.
„Schscht“, murmelte sie. „Es ist nur ein Traum. Nichts von dem, was du siehst, ist real.“
Tatsächlich schien Darrek sich unter ihrer Berührung zu beruhigen. Die Zuckungen ließen nach und die Furche auf seiner Stirn verschwand.
Nachdenklich betrachtete Laney Darrek. Im Gegensatz zu seinem Körper hatte sein Gesicht nichts Außergewöhnliches an sich. Nicht wie bei William, dessen feine Züge von beinahe überirdischer Schönheit waren.
Was Darrek hingegen attraktiv machte, war das Gesamtpaket. Seine Nase, seine Augen, seine Lippen und sein Haar. Nichts von alldem alleine wäre bemerkenswert gewesen. Aber in Kombination wirkten sie überaus anziehend. Laney zog ihre Hand wieder zurück und schüttelte erstaunt den Kopf. Woher kamen diese eigenartigen Gedanken plötzlich? Wie kam sie dazu, Darrek im Schlaf zu beobachten? Vermutlich lag das nur an der emotional angespannten Situation. Es sollte schließlich auch Mädchen geben, die sich mit der Zeit in ihren Entführer verliebten. Nun. Sollte Darrek so etwas wagen, dann würde er noch sein blaues Wunder erleben. Sie mochte ihm zwar nicht wirklich viel entgegenzusetzen haben, aber ein leichtes Opfer war sie auch nicht.
Entschlossen erhob Laney sich und wandte sich zum Bad.
„Schlaf noch etwas, Darrek“, sagte sie leise. „Heute wird ein langer Tag und wer weiß, wann wir das nächste Mal ein richtiges Bett zu sehen bekommen, hm?“
Als Laney mit dem Duschen fertig war und sich angezogen und frisiert hatte, war Darrek bereits wach. Er hatte sogar die Decken gefaltet und ordentlich auf das Bett gelegt. Aus irgendeinem Grunde schien er ein schlechtes Gewissen zu haben.
„Tut mir leid, dass du auf dem Boden schlafen musstest“, brachte Darrek hervor. „Das war nicht besonders nett von mir.“
„So schlimm war es gar nicht“, gab Laney zurück. „Ich schätze, ich war nicht einmal annähernd so müde wie du.“
„Trotzdem war es nicht richtig. Ich … deine Mutter würde mir den Hals umdrehen, wenn sie wüsste, wie ich dich behandele.“
Laney kniff misstrauisch die Augen zusammen.
„Du
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