Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
trockene Zweige nachgelegt.
Sie setzte sich kerzengerade auf und starrte auf den Höhlenausgang, durch den ein schwacher orangeroter Schein fiel. Die Waldbrände !, schoss es Charlie durch den Kopf! Mit einem Satz war sie auf den Beinen und war mit wenigen Schritten an dem schmalen Ausgang.
»Es ist weit weg«, hörte sie Tora sagen. »Wir haben schon nachgesehen.« Tora hatte recht. Der Himmel am Horizont war blutrot eingefärbt und an einigen Stellen konnte sie auch in der näheren Umgebung rotorange flimmernde Lichter sehen. Es war ein grausames und doch überwältigend schönes Schauspiel! Atemlos starrte Charlie in die Ferne.
Dann hörte sie es wieder! Das dumpfe Schlagen, das sie aus ihrem Schlaf gerissen hatte! Hastig drehte sie sich zu den drei Gestalten am Lagerfeuer um und sah sie fragend an. Das kleine Feuer hatte nun wieder an Leben gewonnen und knisterte und flackerte fröhlich vor sich hin. Ein Miniaturabbild seines enormen Verwandten, der dort draußen in Vanaheims dichten Wäldern wütete.
»Sie schlagen die großen Galder— Trommeln.« Kunars Stimme klang eigenartig dumpf, aus dem Inneren der Höhle heraus. Der tiefe Klang der Trommeln hallte durch die Nacht und ein beklemmendes Gefühl ergriff Charlie. Schnell ging sie wieder zu den anderen. Ohne auf Biarns wohlbekannten forschenden Blick zu achten, kroch sie neben Tora zusammen und lauschte. Kunar traute sich offenbar nicht eine genauere Erklärung abzugeben. Charlie vermutete, dass jeder in Va naheim Galder— Trommeln kannte. Sie würde sich gedulden müssen. Schweigend saßen alle v ier um das wärmende Feuer und lauschten dem monotonen Klang der G alderTrommeln, der in einem endlos scheinenden Rhythmus weit über das Land getragen wurde.
Plötzlich wurde das dumpfe Schlagen von einem la uten Prasseln überlagert! Alle v ier hoben erstaunt die Köpfe und sahen zum Höhlenausgang hinüber. Es hatte angefangen zu regnen! Zum aller ersten Mal seit Charlie hier in Vanaheim war, regnete es richtig!
Regen war noch gelinde ausgedrückt. Tatsächlich goss es in Strömen! Der Himmel schien seine Schleusen geöffnet zu haben. Laut schlugen riesige Wassertropfen in gewaltigen Mengen auf den Berg auf. Vom Dach der Höhle bis nach draußen konnte es nicht weit sein. Charlie hatte fast das Gefühl, sie säße in einem riesigen steinernen Zelt! Das laute Prasseln war beruhigend und beängstigend zugleich! Einerseits würde der Regen hoffentlich das Feuer fernhalten, andererseits überlegte Charlie, wo so viel Wasser wohl abfließen würde... Als sie aber geraume Zeit später immer noch im Trockenen saßen, fiel einer nach dem anderen doch wieder in einen unruhigen Schlaf.
Als Charlie am nächsten Morgen erwachte, war Biarn verschwunden. Obwohl Tora, Kunar und Charlie vorerst vermuteten, dass er nur kurz vor die Tür gegangen war, tauchte er nicht wieder auf. Er blieb den ganzen Tag verschwunden. Als Tora, Kunar und Charlie am Abend wieder in der Höhle vor ihrem Lagerfeuer saßen und einen Leogriff grillten, äußerten sie ihre Vermutungen.
»Also ich glaube, er ist beim ersten Sonnenstrahl auf und davon, um sein Zuhause aufzusuchen!«, sagte Kunar und drehte den Spieß mit dem brutzelnden Vogel über den Flammen.
»Er muss sich wirklich große Sorgen um seine Familie gemacht haben!«
»Und warum hat er uns nicht Bescheid gesagt?«, fragte Tora. Sie war etwas irritiert, dass Biarn einfach so auf und davon war. Charlie im Übrigen auch. Hatte sie den Schrecken in seinen Augen falsch gedeutet?
»Wir wollten ihn doch begleiten!«, sagte sie laut. Tora nickte, so dass das lange Haar nur so flog.
»Ja!«, sagte sie nachdrücklich. »Er hätte uns zumindest wecken können! Warum wollte er unbedingt alleine gehen?« Kunar zuckte mit den Schultern und überlegte eine Weile.
»Vielleicht...«, begann er. »Ja, vielleicht wollte er uns nicht in Gefahr bringen? Er sagte doch gestern, wir sollten uns eine Weile fernhalten!«
»Und wenn er nicht will, dass wir sehen wo er wohnt?«, fragte Charlie in Gedanken. Sowohl Tora als auch Kunar starrten Charlie fragend an.
»Wieso sollte er das nicht wollen?«, fragte Tora.
»Vielleicht schämt er sich? Vielleicht ist er sehr arm?« Charlie war sich nicht sicher, aber irgendetwas stimmte da nicht.
»Das wäre doch dumm!«, sagte Tora entschieden.
»Ja, Tora hat recht«, äußerte sich Kunar. »Wir sind doch noch ärmer! Wir waren bis gestern Sklaven auf dem Saligasterhof! Durch Odens idiotische Gesetze aus
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