Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Maß sie sicher etwa drei Meter bis zur steinernen Decke! Die Wände waren furchig und bildeten an mehreren Stellen kleine und größere Nischen. An anderen Stellen waren vor langer Zeit offensichtlich Regale in die Steinwände geschlagen worden - abgenutzte längliche Verwahrungsflächen. Irgendjemand hatte diese Höhle vermutlich einmal bewohnt. Vielleicht hatte sie über die Jahrtausende Hunderten von Lebewesen als Behausung und Zufluchtsort gedient. Durchaus anzunehmen, da der Jordvätte, der in diesen Berg hauste sehr alt war. Charlie wusste nicht genau weshalb sie dies annahm, war sich ihrem Gefühl nach, jedoch wieder einmal ziemlich sicher. Im Berginneren flachte die Grotte ab. Ein kleiner Durchgang, fast wie ein runder Torbogen, führte von hieraus in eine weitere Höhle - flacher, nierenförmig und etwas kleiner. Von dort aus führten weitere zwei Bogentore in zwei kleine Grotten, vermutlich ehemals Vorratsräume. In einer dieser kleinen Höhlen, waren an der hinteren Wand große Steinblöcke aufgetürmt. Auch wenn dieses unterirdische Haus vor langer Zeit vermutlich voller Leben gewesen war, hatte seit Ewigkeiten niemand mehr seinen Fuß hier hinein gesetzt. Tatzen vermutlich schon eher. Überall lagen Knochen, Rippen und Kiefer von kleinen Beutetieren. Große Tiere hatten niemals hier gewohnt, denn der Eingang durch den schmalen Spalt im Fels, war einfach zu eng.
Nachdem die vier das Höhlensystem inspiziert hatten, waren sie sich einig geworden, trotz Biarns Bedenken ihr Lagerfeuer in der ersten, fast runden Höhle zu entzünden. Hier zeugte eine große schwarze Fläche an der Decke in der Mitte des Raumes von ehemaligen Lagerfeuern. Der Rauch würde hier durch den Spalt abziehen, vermutete Kunar mit einem kritischen Kennerblick. Tat er aber nicht. Der dich te Qualm zog an die drei Meter hohe Decke und verschwand wie von Geisterhand in einem schmalen Spalt. Begeistert lobten Tora und Kunar die Höhle in den höchsten Tönen. Biarn war skeptisch. Er meinte sie würden durch den Schein des Feuers die Schattenwesen anlocken. Er hatte Angst sie wären hier nicht sicher. Tora hatte Kunar von dem Jordvätten erzählt, der Charlies Gefühlen nach hier wohnen sollte. Beide glaubten ihr und sahen daher keine Gefahr. Der Jordvätte würde sie beschützen, genau wie der Jordvätte bei der alten Eberesche Charlie all die Wochen beschützt hatte. Biarn hingegen wusste nichts von dem Jordvätten. Charlie versuchte Biarn zu beruhigen. Sie sagte ihm, sie wären hier sicher. Sie könnte ihm nicht erklären, woher sie dies wusste, aber so war es eben. Biarn hatte Charlie wieder mit diesem forschenden Blick angestarrt und sich dann seufzend dem Schicksal ergeben.
Alle vier rückten in der Kälte der Grotte am Feuer näher zusammen. Charlie fror natürlich nicht, das Amulett wärmte sie wie jedes Mal, wenn es nötig war. Sie besaßen weder Decken, etwas zu essen noch Wasser. Sie besaßen lediglich ihre Umhänge und jenes, was sie immer bei sich trugen; Jagdwaffen, Messer, ihre leeren Wasserflaschen und jede Menge Kleinkram, der sich in Hosentaschen so ansammelte. Was Charlie betraf, so handelte es sich hierbei um ein Feuerzeug, das Messer mit dem Griff aus Horn, den Hexenstein, ein Stück Bindfaden von der Erde, dem kleinen Beutel mit Nidhöggblutskraut und den kleinen Kompass, den sie von ihrem Vater Per bekommen hatte. Charlies Rucksack mit den Kleidungsstücken von der Erde, dem Buch Ronja Räubertochter, der Taschenlampe, den Angelhaken, dem Foto von Lena und Per, sowie ihrer Akte, der Akte die am Anfang ihrer Reise so viele Fragen aufgeworfen hatte, alle diese Dinge waren hoffnungslos verloren. Begraben unter einem riesigen Berg, der aufgrund der verzweifelten Tat eines Rimturs namens Gymer, mehrere Kilometer weit auf Vanaheims Eingeweiden hierher gewandert war! Ihre schwedischen Kronen waren auch fort. Sie würde das Geld hier in Vanaheim sowieso nicht brauchen. Von ihrem Vater Per besaß sie immerhin noch den kleinen Kompass und das Messer mit dem Griff aus Horn. Von ihrer Mutter Lena war ihr nichts geblieben, nicht einmal ein Foto! Traurig starrte sie gemeinsam mit Tora, Kunar und Biarn ins flackernde Licht des kleinen Lagerfeuers, das zumindest in Form von Wärme und Licht ein wenig Trost spendete.
Charlie wurde von einem dumpfen Schlagen geweckt. Tora, Kunar und Biarn waren bereits wach und lauschten angespannt in das Dunkel der Nacht. Das Feuer war fast heruntergebrannt, irgendjemand hatte schnell ein paar
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