Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
blutrot unterlaufenen Augen und ebenso roten Fingernägeln. Archimedes war sprachlos ein paar Schritte zurück gestolpert und hastig davongeeilt. Sora und Juno waren in schallendes Gelächter ausgebrochen.
Sora sah grinsend auf ihre braunen Hände herab und konzentrierte sich. Ihre Hautfarbe wechselte von Braun zu einem gesunden hellen Hautton, ihrer Originalfarbe. Diese Nanotechnologie war doch immer wieder erstaunlich. Sollte sie ihre Haarfarbe ändern? Vielleicht ein glänzendes Schwarz-Blau? Sie drehte eine Strähne um ihren Finger und betrachtete die Verwandlung. Eine schöne Farbe. Wo hatte sie das schon einmal gesehen?
Ein rabenschwarzes Fell... Eine kleine Hand grub sich in das schwarzb laue Körperhaar des Pegasus, der gemächlich in der Sonne graste und zufrieden vor sich hin s chnaubte. Um sie herum grasten H underte weiße Pegasus. Plötzlich horchten sie auf. Eine Herde Kentauren galoppierte heran und trieb die Tiere mit den perlmuttglänzenden Schwingen ins Tal hinab. Fröhliche Stimmen und weit entfernte Rufe klangen an ihr Ohr. Sie schwang sich auf den Rücken des schwarzen Tieres und galoppierte ohne Eile hinterher. Das rhythmische Hämmern der Hufe wurde langsam dumpfer und kräftiger. Nebel umspielte die Hufe des Tieres und dessen gedämpfter Galopp wurde von Worten begleitet… Fast wie ein Echo, drangen sie aus dem Untergrund zu ihr empor.
»Die Vergangenheit holt dich Reisenden ein. Tritt ihr entgegen und heiße sie willkommen...« Nebel stieg auf. Ein beklemmendes Gefühl umspülte Sora. Die Worte drangen gedämpft, fast erstickt durch den Nebel zu ihr hindurch.
»Die Vergangenheit holt dich Reisenden ein. Tritt ihr entgegen und heiße sie willkommen...« Der Nebel schien ihr die Luft zum Atmen zu rauben. Jemand rief von weit her ihren Namen »Sora... Sora...«
»Sora! Wach auf!« Archimedes beugte sich besorgt zu ihr hinab. »Was ist passiert? Ist dir nicht gut?« Sora schüttelte verwirrt den Kopf. Langsam lichtete sich der Nebel in ihrem Kopf. Sie sah sich um. Archimedes. Es war Archimedes. Sie atmete tief durch und schüttelte sich leicht. Was war bloß mit ihr los? Archimedes setzte sich zu ihr und betrachtete sie stirnrunzelnd.
»Du bist blass. Und damit meine ich nicht deine helle Hautfarbe«, konstatierte er kurze Zeit später. »Also, was ist mit dir los!« Sora holte tief Luft.
»Tja, wenn ich das wüsste, bräuchte ich wohl kaum deine Hilfe.« Sie verzog das Gesicht. Archimedes hob die Augenbrauen und wartete ab.
»Seit gestern Nachmittag passieren seltsame Dinge«, sagte Sora leise und zögernd.
»Was für Dinge?«, fragte Archimedes sachlich. Seine Augen betrachteten sie allerdings immer noch besorgt.
»Wirst du mir helfen?«, fragte Sora zurück. Doch bevor Archimedes antworten konnte, kam ein Kellner mit ihrem Essen. Archimedes sah Sora erstaunt an.
»Du hast für mich bestellt?«
»Du isst doch sowieso immer das gleiche. Ich dachte, ich erspare uns die Warterei«, antwortete Sora und sah ihn abwartend an. Archimedes schüttelte amüsiert den Kopf und nickte dem Kellner dann dankend zu. Er drehte sich den Teller zurecht und wartete ab, bis der Kellner außer Hörweite war. Dann sagte er:
»Selbstverständlich helfe ich dir«, und schnitt sich ein großes Stück von seinem proteinreichen, pflanzlichen Burger ab.
»Und Anaximedes?«, bohrte sie weiter.
»Es geht also um das Amulett?«, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte. Sie nickte.
»Anaximedes soll von selbst auf Neuigkeiten kommen. Ich habe nichts mit ihm zu tun«, beantwortete Archimedes ihre Frage. Sie nickte wieder.
»Der H ohe Rat?«, fragte sie dann. Archimedes wiegte den Kopf hin und her. Das war schon schwieriger. Eigentlich war es seine Pflicht , Veränderungen zu melden. Die Wissenschaft diente dem Allgemeinwohl. Er räusperte sich.
»Vermutlich wirst du mir nicht alles sagen, wenn ich dir nicht mein Wort gebe?« Sora nickte wieder.
»Also gut«, sagte Archimedes. »Ich platze vor Neugierde. Welches Märchen hast du dir ausgedacht?«
Märchen, das war gut. Sie würde ihm einfach ein Märchen erzählen, anstelle eines Berichtes. Eigentlich gar nicht so weit hergeholt. Immerhin klang das alles tatsächlich fast wie ein Märchen. Das Märchen von mystischen Träumen , in denen Fabeltiere wie Kentauren und Pegasus vorkamen.
Sora erzählte also, was seit gestern Nachmittag vorgefallen war. Sie erzählte von ihrer Kanufahrt und dem erfrischenden Bad, davon, dass der Stein plötzlich fast
Weitere Kostenlose Bücher