Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
einsamen Minute ihr Amulett hervorgeholt und die roten Linien genauer betrachtet. Nun, da sie wusste wie die Runen aussahen, konnte sie es gut erkennen! Auf der Seite, die sie für die Rückseite des Amulettes hielt, waren zwei Runen miteinander verbunden! Es handelte sich ihrer Meinung n ach um die Mannaheimrune Mannaz und die Rune Ansuz . Da Biarn über Ansuz nicht viel berichtet hatte, vertiefte Charlie sich in ihre Bücher. Und da fand sie es. Ansuz war die Rune für Godheim. Ihr Amulett war heiß geworden, als sie Mannaz berührt hatte. Genau wie bei den Reisen zur Erde. Bedeutete dies, dass die Rune Mannaz die Erde bezeichnete? War die Erde tatsächlich Mannaheim? Warum sollte die Rune sonst auf dem Amulett eingeritzt sein? Doch nur deshalb, weil man mit dem Amulett nach Mannaheim reisen konnte. Aber warum war Mannaz mit Ansuz verbunden? Konnte man damit vielleicht auch nach Godheim reisen? Aber wenn ja, wie? Durch den Nebel gelangte sie jedenfalls nur zur Erde und wiede r zurück! Wieso war die Godheim— Rune auf ihrem Amulett? Vielleicht war es an der Zeit, Biarn von dem Amulett zu erzählen. Er wusste möglicherweise eine Antwort. Biarn war erfahren, verantwortungsbewusst und er hatte sie immer vor möglichen Gefahren gewarnt. Vielleicht war es an der Zeit, ihm zu vertrauen.
Charlie holte ein verkohltes Stück Holz aus der Feuerstelle und malte das Symbol in ihr Buch. Dann drehte sie das Amulett um und betrachtete die Linien auf der Vorderseite. Sie ergaben keinen Sinn. Noch nicht. Wo sie schon dabei war malte Charlie auch eine Kopie der Vorderseite ihres Amuletts neben das Runensymbol. Seltsame Linien, scheinbar ohne Zusammenhang. Dann fasste sie den Entschluss. Sie wollte Biarn zu Rate ziehen. Zu gegebener Zeit.
Nach etwa einer Woche fing es an zu regnen. Jeden Morgen waren sie alle vier früh wach und suchten den Berg nach Nebel ab. Nichts. Nur Regen, und davon sehr viel und in allen Variationen.
Während Hanna, Tora und Kunar grimmig durch die Gegend liefen, nutzte Charlie die Gelegenheit und trainierte. Stundenlang saß sie am Höhleneingang im Schutze des Felsvorsprunges und beschäftigte sich mit Regentropfen in allen erdenklichen Größen. Die Tropfen anzuhalten und einzeln zu drehen, gelang ihr mittlerweile spielend. Und es dauerte auch nicht lange, bis sich einzelne Tropfen von der Stelle bewegen ließen. Charlie konnte den Tropfen mit ihren Gedanken steuern, so dass er sich zum Beispiel einen Meter nach links oder rechts bewegte und dann dort zu Boden fiel. Das war nicht ganz einfach, denn auf ihrem Weg zu einem anderen Platz, stießen die Regentropfen oft mit anderen Tropfen zusammen und vereinigten sich mit diesen. Diese neuen, größeren Tropfen, fielen dann leider unkontrolliert zu Boden.
Aber Charlie gab nicht so schnell auf. Was hatte Biarn gesagt? Intuitive Magie! Was man damit erreichen konnte, hing von den Kräften des Magiers ab. Da keiner ihr gesagt hatte wo solche Kraftgrenzen lagen, sah Charlie unbegrenzte Möglichkeiten. Sie wusste zu wenig über Magie. Biarn hatte ihr im Prinzip vermittelt, dass alles möglich war, und Charlie war sich nicht bewusst, dass das was sie betrieb schon lange die intuitive Magie der meisten Vanaheim und God heim Magier überstieg. Da sie niemanden hatte, der ihr einen Maßstab vorhielt und ihr sagte, dass dieses oder jenes wohl eigentlich nicht möglich war, übte sie unberührt weiter. Sie vertrieb sich die Zeit und spielte mit ihren Möglichkeiten und setzte sich Ziele.
Momentan war ihr selbst erklärtes Ziel, die sich verschmelzenden Tropfen, gedanklich aufzufangen und trotz ihrer veränderten Größe weiter zu kontrollieren. Sie konnte ja auch andere größere Tropfen bewegen, also warum nicht auch die plötzlich vergrößerten Tropfen?
Es war schwer. Stundenlang, mehrere Tage hintereinander, saß sie am Höhleneingang und starrte in den Regen, bis es ihr letztendlich doch gelang! Sie hatte ein en dicken Regentropfen auf einen anderen, etwas kleineren prallen lassen und konnte die verschmolzenen Tropfen trotzdem in der Luft halten und bewegen!
Danach war es einfacher. Sie machte sich einen Spaß daraus, ließ einen Tropfen nach dem anderen mit dem größeren Tropfen kollidieren und sammelte auf diese Weise den Regen in einer immer größer werdenden schwabbeligen Kugel! Fasziniert starrte sie auf die Stelle ein paar Meter über sich, wo nun ein medizinballgroßer Tropfen einfach in der Luft hing! Sie merkte nicht, dass Tora herangekommen war
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