Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Tora als auch auf Charlie sauer zu sein!
Tja, auch Mädchen hatten unterschiedliche Vorstellungen. Hanna war zwar schwierig, aber sie konnte zumindest über sich selber lachen.
In warme Decken eingewickelt tauchten die zwei wenig später wieder auf. Sie kicherten und grinsten immer noch, während sie in aller Ruhe ihre nassen Sachen aufhängten.
»Wie hast du das eigentlich gemacht?«, fragte Kunar und wandte sich kopfschüttelnd von den beiden albernen Mädchen ab. »Ich meine«, fuhr er fort, »hattest du nicht gesagt, du würdest alles langsamer werden lassen, doch wir konnten es nie sehen. Warum konnten die beiden deinen riesigen Regentropfen denn jetzt sehen?«
»Ich habe ihn nicht gesehen «, kicherte Hanna. »Bloß gefühlt !« Tora brach wieder in schallendes Gelächter aus. Auch Kunar und Charlie mussten unwillkürlich grinsen.
»Ja, natürlich. Wie konnte Tora ihn sehen!« Er verdrehte kurz die Augen und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Charlie.
»Kunar hat recht«, sagte Tora neugierig. »Wieso konnte ich ihn sehen? Habe ich jetzt auch Lagu-Fähigkeiten?« Charlie überlegte.
»Nein«, sagte sie dann zögerlich. »Man muss es doch sehen, oder? Etwas so Großes?« Sie versuchte zu erklären:
»Ich glaube nicht, dass ich den Regen tatsächlich langsamer werden lasse. Es scheint mir nur so. Glaube ich... Aber beeinflussen tue ich ihn wohl schon. Es sind nur so viele Tropfen. Wenn einer davon aus der Reihe tanzt, ist das bestimmt schwer für euch zu sehen. Ab einer gewissen Größe aber vielleicht nicht mehr.« Charlie sah die drei fragend an. Klang logisch, aber stimmte es auch?
»Los kommt. Wir probieren es aus!«, sagte sie plötzlich.
»Oh, nein!«, protestierte Hanna. Tora grinste.
»Ihr braucht ja nicht mit rauszukommen! Ihr könnt im Eingang stehen bleiben!«
Gesagt, getan. Kunar kam allerdings doch mit hinaus. Charlie starrte in den Regen und versuchte einen Tropfen zu fangen , wie sie es nannte. Sie starrte, bis die Welt um sie herum langsamer und durchsichtiger zu werden schien. Sie konnte wie jedes Mal alle einzelnen Tropfen sehen. Wie in Zeitlupe. Sie sah wie sie langsam fielen und am Boden aufschlugen, wo sie in tausend kleinste Tropfen zersprangen, bevor sie dort zu kleinen Pfützen zusammen flossen und vom Berg aufgesaugt wurden.
Charlie wählte einen Tropfen aus und hielt ihn an. Sie drehte ihn ein paar Mal probehalber, bevor sie ihn zielsicher in den Nachbartropfen prallen ließ. Sie verschmolzen zu einem etwas größeren Tropfen. Charlie begann einen Tropfen nach dem anderen miteinander zu verschmelzen. Bald wuchs der Tropfen zu Tennisballgröße an.
»Da! Ich sehe ihn!«, rief Hanna plötzlich. Mit einem Klatsch fiel der Tropfen zu Boden!
»Oh, entschuldige bitte«, sagte sie etwas zerknirscht. Dann fingen sie und Tora wieder an zu kichern. Nun gut, noch einmal, dachte Charlie und begann von Neuem.
Als der Tropfen Walnuss groß war, nickte Kunar stumm neben Charlie. Er hatte ihn gesehen. Kurz darauf nickten auch Tora und Hanna. Charlie entließ den Tropfen aus ihrer Gewalt. Er fiel zu Boden. Ihre Theorie stimmte.
Charlie war aufgeregt! Das eröffnete neue Möglichkeiten! Wenn sie es schaffte mehrere Tropfen gleichzeitig anzuhalten, vielleicht alle um sie herum, müssten andere es auch sehen können! Sie könnte also wirklich und nachhaltig den Regen beeinflussen! Charlie hatte ein neues Ziel, nämlich mehrere Tropfen gleichzeitig zu bändigen!
Als Biarn ein paar Tage später wieder auftauchte, war sie ihrem neuen Ziel allerdings noch nicht viel näher. Jedes Mal, wenn sie die Konzentration auf einen zweiten Tropfen erweitern wollte, verlor sie die Kontrolle über einen der beiden. Manchmal auch über beide.
Biarn war eine willkommene Abwechslung, nicht nur für Charlie. Hanna wich ihm wieder kaum von der Seite und machte ihm schöne Augen. Tora, die in den letzten Tagen recht gut mit Hanna ausgekommen war, sah das äußerst ungern. Missmutig streifte sie umher und warf Kunar besorgte Blicke zu. Auch sie hatte also Kunars Schwäche für Hanna bemerkt, und auch sie konnte, genauso wenig wie Charlie, etwas gegen Hannas Verhalten tun. Obwohl sie es trotzdem versuchte. So oft es nur ging, lockte sie Hanna von Biarn fort und versuchte sie und Kunar in ein Gespräch zu verwickeln, oder zu einer gemeinsamen Tätigkeit anzuleiten. Ohne großen Erfolg. Gleich der erste Versuch, am Tag nach Biarns Rückkehr scheiterte kläglich.
Kunar wollte wie üblich auf die Jagd
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