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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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wie Gler wie selbstverständlich neben ihrer Kiste hertrabte, als hätte er niemals auch nur den geringsten Widerstand geleistet. Charlie spürte, wie sie bergauf getragen wurde. Ganz ohne Vorwarnung ließen die Träger die Truhe plötzlich fallen, sodass ihr beim Aufprall die Luft wegblieb.
    »Stellt die anderen daneben und seht zu, dass ihr das Einhorn gut anbindet, sonst wird es noch Futter für die Marmenillen!«, befahl Brage schroff.
    »Wen schert es, was mit diesem störrischen Gaul passiert«, brummte ein Arbeiter. Charlie erkannte die Stimme von Bure, dem grobschlächtigen Bärsärker, der dem Kapitän zwar als Arbeiter unterstellt war, ihn aber auf Odens Befehl hin bespitzelte.
    Sie konnte hören, dass er sich nicht weit von ihr zu schaffen machte. Gler schnaubte aufgeregt und tänzelte ein wenig umher. Auch wenn er Charlies Anwesenheit roch, so war ihm das schaukelnde Schiff doch nicht ganz geheuer. Sie rieb sich den Kopf. Ihre Zunge blutete. Es fühlte sich an, als hätte sie ein Loch hineingebissen.
    Wie es wohl Kunar und Tora erging?
    Es war sehr eng in der Truhe. Wie lange mochte die Überfahrt wohl dauern? Sie waren noch nicht einmal losgesegelt. In ein paar Stunden würden die Beine bestimmt abgefault sein!
    Worauf hatten sie sich da nur eingelassen.
    Jemand ließ sich plötzlich auf ihre Truhe fallen und grunzte. Dann hörte sie einen zweiten sagen:
    »Welcher Schwarzelf ist dir denn auf deine großen Füße getreten?«
    Über Charlie grunzte es wieder.
    »Dieser Brage ist mir ein Dorn im Auge«, brummte Bure. Sein Gesprächspartner lachte freudlos. Bure ließ die Faust auf Charlies Truhe herabsausen, sodass Charlie die Ohren klingelten.
    »Kommandiert mich herum als wäre er der Herr von Ydalir! Als ob er nicht wüsste, dass ich ihn beobachte, wohin er auch geht. Aber dieses Mal führt er irgendetwas im Schilde. Dieser Bengel im Hafen …«
    Charlie lauschte angespannt und wagte kaum zu atmen.
    Dieser Bure hatte doch nichts gesehen, oder?
    »Was Persönliches …«, schnaubte Bure verächtlich. »Und was für eine Nachricht mag er erhalten haben …«
    Sogar durch ihre Truhe hindurch konnte Charlie förmlich hören, wie Bures Gehirn im Zeitlupentempo arbeitete. Er schlug wieder mit der Faust auf die Kiste. Charlie zuckte zusammen, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen.
    »Dieses Mal kriege ich ihn«, brummte Bure in sich hinein.
    »Dass du dich da mal nicht in was verrennst, Bure«, warnte die andere Stimme. »Etwas Persönliches muss nicht unbedingt gleich etwas Verdächtiges sein.« Bure schnaubte und erhob sich.
    »Das werden wir ja sehen …«, sagte er und trampelte mit schweren Schritten davon.
    Charlie blieb mit ihren Gedanken und Sorgen allein zurück. Was hatte dieser Bure nur vor? Und wenn er nun einfach die Kisten öffnete?
    Nein, wenn er das wollte, hätte er es bereits getan.
     
    Die Stunden vergingen. Die Fähre schaukelte gemächlich über die Meerenge Elivâg. Charlie hatte das Zeitgefühl verloren. Längst waren ihre Beine eingeschlafen. Sie dachte zurück an ihren ersten Ausflug zur Erde, bei dem sie Jonas zum Off-Road-Fahren begleitet hatten. Dort wäre sie jetzt gerne gewesen. Sogar ihren langen Marsch um Gymers Berg würde sie sofort gegen diese verdammte Kiste hier eintauschen. Wenn sie nur ihre Beine bewegen könnte!
     
    Ein Ruck fuhr durch das Schiff – offenbar hatten sie endlich in Elisand angelegt. Charlie lauschte angespannt auf jedes kleine Geräusch. Schritte kamen näher und ihre Kiste wurde angehoben. Dieses Mal rutschte sie mit den Füßen an die Truhenwand. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre tauben Gliedmaßen, und dann fühlte es sich an, als würden tausend Ameisen auf einmal durch ihre Beine laufen. Charlie biss sich auf die Lippe.
    Jetzt ja nur keinen Laut von sich geben!
    Sie hatten es fast geschafft.
    Gler wieherte laut.
    »Macht das Vieh los!«, brüllte Kapitän Brage. »Je schneller der Gaul von Bord kommt, desto besser für uns alle!«
    Charlie hörte ein Poltern und dann sausten klappernde Hufe an ihr vorbei. Gler hatte es offenbar sehr eilig, dieses schaukelnde Etwas zu verlassen.
    Sie hatten mit Brage ausgemacht, dass er ihnen ein Zeichen geben würde, wenn die Luft rein war. Also übte sich Charlie weiter in Geduld. Kisten wurden umher geschoben. Schritte sowie das Schnaufen und Schimpfen der Arbeiter sagten ihr, dass das Abladen noch in Gange war. Irgendwann wurde es still und Charlie wartete.
    Gerade als sie dachte, dass Kapitän

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