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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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durch Ritzen in der Außenwand.
    Charlie sah sich suchend um, als sie plötzlich Schritte direkt vor der Tür hörte.
    »Da, hinter die Kisten!«, zischte sie und huschte in geduckter Haltung an der Wand entlang. Die Seitentür wurde aufgerissen und das Tageslicht strömte herein. Ein Dockarbeiter schickte sich an, in die Halle zu treten.
    »Seht zu, dass ihr zuerst das Einhorn an Bord bekommt!«, dröhnte eine ihnen wohlbekannte Stimme. Los, los!« Der Arbeiter stieß die Tür wieder hinter sich zu.
    Das war knapp.
    Charlie betrachtete die Kisten, hinter denen sie sich versteckt hatten. Sie wirkten eher wie Truhen.
    »Das müssen sie sein«, flüsterte sie. Tora hatte bereits den Deckel einer Truhe angehoben. Die Scharniere knarrten so laut, dass sie den Deckel vor Schreck fallen ließ.
    Rums!
    Alle drei standen regungslos da und lauschten. Doch das einzige, was sie hörten, war das Fluchen des Arbeiters, der offenbar versuchte, Gler dazu zu bewegen, mit ihm zu gehen.
    »Kann mir mal jemand helfen!«, brüllte er ärgerlich. »Das Vieh ist störrischer als ein Hippolektrion!«
    Kunar inspizierte die Truhen genauer.
    »Das ist die größte, die nehme ich«, murmelte er. »Ihr könntet in diese beiden dort hineinpassen ...«
    Tora rümpfte die Nase.
    »Das riecht, als hätten sie damit Saligasters Socken transportiert!«, sagte sie.
    »Hör auf zu meckern und steige endlich hinein«, knurrte Kunar seine Schwester an.
    Doch sie hielt abrupt inne.
    »Was ist?«, zischte Kunar. Charlie sah sich reflexartig um.
    Hatte Tora etwas gehört?
    Die Tür war einen Spalt weit offen angelehnt, aber es war nichts zu sehen.
    »Die Kontaktlinsen«, flüsterte Tora eindringlich. »Wir brauchen sie jetzt!« Charlie fing hastig an, in ihren Manteltaschen zu graben.
    Wie konnte sie so etwas Wichtiges nur vergessen?
    Sie fischte den braunen Seidenspinnerbeutel hervor und fummelte an dem Lederband herum.
    »Verflucht«, schimpfte sie. Doch endlich schüttelte sie den Inhalt in ihre Hand.
    »Hier!« Sie streckte Tora und Kunar die blauen Kontaktlinsen entgegen. Während Charlie ihre sofort einsetzte und die grüne Linse herausholte, starrte Kunar in seine Handfläche. Charlie hielt inne.
    »Es ist nicht ganz einfach«, flüsterte sie. »Aber ihr bekommt das schon hin.« Tora war in ihrer Kiste verschwunden und rollte sich zusammen.
    »Passt«, flüsterte sie. »Mach den Deckel zu. Ich setze die Linsen unterwegs ein.«
    »Gute Idee«, brummte Kunar erleichtert und schloss Toras Truhe. Charlie kletterte eilig in die angrenzende Kiste.
    »Und wer verschließt deine Truhe?«, fragte sie Kunar.
    »Sei still und duck dich!«, mahnte er. »Ich bekomme das schon hin.«
    Charlie zog unruhig den Kopf ein und Kunar schloss den Deckel über ihr. Es wurde stockdunkel. Sie hörte, wie Kunar die beiden Haken einrasten ließ, die die Kiste von außen verschlossen.
    Was war, wenn jemand auf die Idee kam, den Deckel von Kunars Kiste noch einmal zu öffnen? Er konnte ja schlecht selbst die Haken von außen verschließen, sondern lediglich den Deckel zuklappen.
    Mit einem extrem mulmigen Gefühl im Bauch lauschte Charlie Kunars Bemühungen, in seiner Truhe Platz zu finden. Ein leises »Plock« sagte ihr, dass er den Deckel über sich zugeklappt hatte.
    Es wurde still. Sehr still. Jetzt konnten sie nichts weiter tun als warten.
    Von Gler war nichts mehr zu hören. Charlie hoffte inständig, dass es ihm gut ging.
    Nach einiger Zeit, die Charlie wie eine halbe Ewigkeit erschien, hörte sie Stimmen und Schritte.
    »Welche der Kisten?«, fragte jemand.
    »Die beiden dort«, sagte Kapitän Brage. Die Schritte kamen direkt auf Charlie zu. Irgendjemand bewegte einige Kisten weiter hinten.
    »Und diese hier«, hörte sie noch einmal Kapitän Brages Stimme. Er hatte offenbar Kunars Truhe entdeckt.
    Unvermittelt wurde Charlies Truhe auf einer Seite angehoben. Charlie schlug unsanft mit dem Kopf an die Kistenwand und biss sich auf die Zunge. Ein leises Keuchen entfuhr ihr. Zum Glück rief jemand gerade: »Fass mal mit an!«, sodass keiner Verdacht schöpfte. Endlich wurde auch das andere Ende der Truhe hochgehoben. Mit schaukelnden Bewegungen wurde sie davongetragen.
    »He, seht mal! Der Gaul bewegt sich!«, sagte jemand.
    Charlie hörte das Klappern von Hufen direkt neben ihrer Truhe und danach Kapitän Brages gereizte Stimme.
    »Überlegt nicht lange, sondern nutzt die Gelegenheit. Vielleicht kriegen wir das störrische Vieh ja doch noch verladen.«
    Charlie vernahm,

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