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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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einen hilfesuchenden Blick zu.
    Sollte sie Järnveden und die Fenriswölfe etwa kennen?
    Kunar verstand.
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, sagte er auflachend. »Ganz so verrückt sind wir auch nicht, dass wir uns in den Wald der Fenriswölfe begeben.«
    Aha, dachte Charlie. Järnveden war also ein Wald und diese Fenriswölfe offenbar gefährlich.
    Kapitän Brage nickte erleichtert.
    »Ich dachte schon, Biarn hätte euch die Aufgabe erteilt, die Fenriswölfe für unsere Sache zu erwärmen. Es gibt Grenzen, was Bündnisse angeht. Manche Völker sollte man von vornherein meiden. Sie sind das Risiko nicht wert. Das Volk der Kentauren dagegen ... Ich habe Gerüchte gehört ...«
    Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass es um etwas ging, das er nicht zuordnen konnte.
    »Offenbar soll dort jemand nach einem Thul geschickt haben …«
    »Einem Thul?«, entfuhr es Charlie. Zum Glück schien Kapitän Brage zu glauben, dass es auch ihr schleier-haft war, warum ein Kentaur nach einem Thul verlangte.
    Kunar warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Weshalb sollte ein Kentaur nach einem Bewahrer der alten Legenden verlangen?«, fragte Kunar.
    Tora schien nicht zu verstehen.
    »Warum ist es so seltsam, dass ein Kentaur Legenden und Geschichten hören möchte?«, fragte sie.
    Charlie wartete gespannt auf Brages Erklärung, doch es war Kunar der seiner Schwester antwortete.
    »Ich dachte, das wüsste jeder«, sagte er. »Kentauren interessieren sich nicht für die Belange der Menschen und Magier. Ein Thul soll bei ihnen ungefähr so willkommen sein, wie bei uns die Mara. Sie leben ihr eigenes Leben und haben nur durch den Pegasus-Handel Kontakt zu uns Menschen.«
    »Ganz richtig, deshalb ist es auch so verwunderlich, wenn ein Kentaur ausdrücklich nach einem Thul schickt« brummte Brage. »Seltsame Dinge gehen in den letzten Jahren vor sich. Oden scheint Gefahr zu wittern. Er ist schon wieder auf der Suche nach jemandem. Unzählige ältere Magier hat er bereits verhören lassen. Wir hatten alle gehofft, dass diese Zeiten vorbei wären, nachdem er vor einigen Monaten diese bedauernswerten Kinder auf Gymers Berg aufgegriffen hatte …«
    Charlie, Kunar und Tora hielten die Luft an und hofften, unschuldig genug auszusehen.
    »Also gut, dann werde ich jetzt mit dem Einhorn vorausgehen. Ihr folgt mir in einigem Abstand«, sagte Brage dann. Er griff nach Glers Zügeln, doch das Einhorn wurde sofort bockig.
    Es stemmte alle vier Hufe gleichzeitig in den vom Regen aufgeweichten Boden und bewegte sich keinen Millimeter. Nur Glers Hals wurde immer länger, als Kapitän Brage mit aller Kraft an seinen Zügeln zog. Gler wurde immer störrischer.
    »Na komm schon, du dummes Vieh«, brummte Brage und zog noch einmal kräftig. Gler rutschte ein Stück vorwärts und setzte sich auf seinen dicken Hintern.
    »Das könnte ein Problem werden«, grinste Kunar.
    »Er geht nur dahin, wo ich hingehe«, ergänzte Charlie. »Na los, Gler. Geh mit dem Mann. Er bringt dich sicher nach Godheim hinüber. Wir kommen gleich nach«, versuchte sie, Gler gut zuzureden. Das Einhorn verstand natürlich kein Wort und wehrte sich weiterhin, wobei es Charlie vorwurfsvoll ansah.
    »So wird das nichts«, sagte Charlie endlich. »Ich werde ihn mitnehmen und vor der Lagerhalle anbinden. Geht das?«
    Brage warf Gler verärgerte Blicke zu und gab dann seine Zustimmung.
    »Ich habe einige starke Männer. Sollen die sich doch mit dem störrischen Vieh abkämpfen«, brummte er. Charlie wollte sich gar nicht vorstellen, was die starken Männer mit Gler machen würden, um ihn irgendwie an Bord zu bringen.
    Hoffentlich ging alles gut.
     
    Eine halbe Stunde später hatte Charlie Gler vor Kapitän Brages Lagerhalle angebunden und war mit Kunar und Tora unbemerkt durch eine Nebentür ins Innere geschlüpft. Gler verhielt sich ruhig. Er war es gewohnt zu warten. Der Tanz würde erst losgehen, wenn jemand versuchte, ihn dort wegzuholen. Charlie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn seinem Schicksal überließ.
    »Mach dir keine Sorgen«, versuchte Tora sie zu beruhigen. »Es wird schon irgendwie gehen. Die Alternative wäre, ihn hier zu lassen, und das wäre ja wohl weitaus schlimmer«, flüsterte sie Charlie zu.
    Die Lagerhalle war so gut wie leer und hatte dünne Wände. Deutlich war das lebhafte Treiben im Hafen zu hören. Stimmen. Das kratzende Geräusch von Kisten, die über das Gelände gezogen wurden, klang seltsam verstärkt zu ihnen durch. Es war dunkel, nur wenig Licht fiel

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