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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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ihr. Sie konnte den hellen Schein bereits erahnen, bevor sie ganz oben war. Dann sah sie es …
    Eine gewaltige Feuerwand raste genau auf sie zu! Charlie wurde bei dem Anblick fast schwindlig.
    »Wir müssen hier weg!«, schrie sie.
    Und das Dorf?
    Es lag zwar ein gutes Stück entfernt.
    Doch wenn das Feuer diese Geschwindigkeit beibehielt …
    Charlie mochte gar nicht darüber nachdenken, ob die Bewohner das Dorf rechtzeitig räumen konnten. Ragnar schlug die großen Galdertrommeln nun bereits eine ganze Weile.
    Hatte der Barde von Friggstorp sie gehört? Und hatte er reagiert?
    Falls nicht, sah es schlecht aus. Charlie glitt vom Baum herab und raste in die Scheune.
    »Es kommt näher!«, brüllte sie so laut sie konnte, um den Klang der Trommeln zu übertönen. »Es kommt zu schnell! Wir müssen sofort hier weg!« Kunar griff nach dem Proviantbeutel und stürzte hinaus.
    »Wo ist Tora?«, schrie er und prallte auch schon mit seiner Schwester zusammen. Mit einem Mal wurde es still. Der letzte Trommelschlag verhallte in den Tiefen des Mörkveden.
    Charlie spürte, wie sich ihre Beine bewegten. Sie hatte Gler am Zügel. Sie liefen um ihr Leben. Doch plötzlich wurde Charlie bewusst, dass sie es nicht schaffen würden.
    Wir sind zu langsam! Viel zu langsam!
    Sie konnte die herannahende Feuerwand bereits spüren. Der Himmel im Norden leuchtete blutrot, sie konnten fast schon dabei zusehen, wie eine unsichtbare Hand den Waldbrand vorwärts trieb – wie die alten Bäume des Mörkveden auf seinem Weg regelrecht verschlungen wurden.
    Eine weitere Fylgja war aufgetaucht. Kräftig blau schimmerte der Begleiter im Licht der Monde. Es war ein Wolf, stark und furchteinflößend, doch er bedrohte die Fylgjen der anderen nicht, sondern eilte der Sphinx und dem Bären voraus – wachsam und voller Lebenskraft. Nur Charlies Drache benahm sich äußerst seltsam. Er schlug wild mit seinen Schwingen und stieß einen grellen Schrei aus, gefolgt von einem tiefen Grollen. Feuer und Rauch ringelten aus seinen Nüstern und er drängte – zurück !
    »Zurück! Wir schaffen es nicht!«, schrie Charlie und rammte mit aller Kraft ihre Hacken in den Waldboden, um Gler zum Halten zu bringen. Überrascht starrten die anderen Charlie an. Sie wusste, dass ihr nur Sekunden für ihre Erklärung blieben.
    »Die Scheune ist eine Schutzstätte!«, schrie sie, dass sich ihre Stimme dabei fast überschlug.
    »Es ist ein magisches Feuer! Der Jordvätte …«
    Ihre weitere Erklärung ging in Ragnars scharfem Kommando unter.
    »Los! Zurück!«
    Der blaue Wolf fegte lautlos an ihnen vorbei und zog die Sphinx und den Bären mit sich …
    Charlie wusste nicht, ob sie recht hatte, aber es war ihre einzige Chance.
    Würde der Jordvätte sie gegen den Angriff schützen? Ein normales Feuer würde der Jordvätte wohl kaum abwehren …
    Die Hitze wurde unerträglich, Panik machte sich in Charlie breit.
    Wir werden bei lebendigem Leib gegrillt!
    Wer hier wen führte, war schwer zu entscheiden. Gler galoppierte mit Charlie am Zügel vorwärts und erreichte die Scheune als erster. Er riss sich los und stürmte durch das offene Tor in den schützenden Raum. Zitternd blieb er in der dunkelsten Ecke stehen. Offenbar hatte er instinktiv gespürt, was Charlie erst später klar wurde: Die sengende Hitze des Feuers verschwand in unmittelbarer Nähe der Scheune schlagartig, als ob eine undurchdringliche, schützende Glocke über diesen Ort gestülpt worden war.
    Bevor Charlie Gler folgte, sah sie, wie Tora strauchelte und von Kunar und Ragnar an beiden Armen hastig mitgeschleift wurde. Als alle vier in die Scheune stolperten, war das Feuer bereits über ihnen!
    Charlie wagte sich an das Scheunentor. Ihr stockte der Atem.
    Es war unglaublich!
    Über ihnen, rechts und links – das Feuer war überall! Es knackte und knisterte, brodelte und züngelte, leckte an der unsichtbaren Kuppel empor und stürmte über ihnen hinweg wie ein gewaltiger, rot glühender Wind, der alles auf seinem Weg in Sekundenschnelle verschlang. Die Scheune, deren Tore weit geöffnet waren, wurde hell erleuchtet und dann – genauso schnell wie es gekommen war – war das Feuer vorbei.
    Die glühende Wand zog weiter und hinterließ nichts als eine dunkle Schneise, in der lediglich letzte, kleinste verbliebene Holzkohlestücke vor sich hin glühten. Grauer Rauch stieg im Mondlicht auf. Er wurde von dem davoneilenden Feuer gespenstisch beleuchtet und formte rote, seltsame Gebilde. Der Feuersturm – krachend

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