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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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verfolgte, wie er Meter für Meter die Steilwand emporschwebte.
    »Hilf mir mal«, sagte Ragnar. »Das Tier ist schwer.«
    Charlie besann sich und unterstützte Ragnar an der Kurbel. Gler erreichte, eine gefühlte Ewigkeit später, sicher das Ziel. Er wurde von Tora und Kunar auf das Plateau gezogen und aus seinen Gurten befreit.
    Charlie atmete erleichtert auf.
    »Und wir?«, fragte sie dann etwas verwirrt. »Wer kurbelt uns hoch?« Ragnar winkte ab.
    »Kein Problem«, erklärte er. »Man kann sich ganz leicht aus dem Korb heraus selbst am Seil hinaufziehen. Wir machen das schon. Also hinein mit dir!«
    Tora und Kunar hatten den Haken mit dem Geschirr erneut herunter geschickt, und Ragnar befestigte nun wieder den Korb anstatt der Gurte.
    Charlie stieg zu ihm hinein.
    »Hier!« Ragnar reichte Charlie das Zugseil und ergriff es dann selbst etwas weiter oben. »Und nun an die Arbeit!«
    Und genau das war es auch: Ein gutes Stück Arbeit.
    Charlies Hände und Arme schmerzten, als sie endlich die Kante der Steilwand erreichten. Sie warf einen Blick hinunter in den Fjord und hielt die Luft an.
    Es war atemberaubend schön.
    Die Sonne hatte den Kampf gegen die Wolken gewonnen und verwandelte den von Schnee und Eis umrahmten Trymfjord in eine glitzernde Märchenwelt.
    Als sie sich endlich von dem Anblick losreißen konnte und mit Kunars Hilfe aus dem Korb kletterte, sah sie über eine unendlich scheinende Hochebene aus gleißendem Schnee.
    Einige hundert Meter vor ihnen erhoben sich zwei riesige, felsige Gebilde schneebedeckt aus dem ansonsten flachen Plateau. Am Horizont wuchs Jättehem in enormen Felskathedralen über die Hoch-ebene hinaus.
    Gler stand etwas abseits und zitterte. Charlie eilte zu ihm und streichelte ihm tröstend die Stirn um sein gewundenes Horn herum. Er schnaubte vorwurfsvoll und versteckte seinen Kopf unter ihrem Arm.
    »Sehr mutig ist dein treuer Freund nicht gerade!«, lachte Ragnar.
    Charlie tätschelte Gler aufmunternd den Hals und murmelte ihm ins Ohr, dass ihr auch nicht ganz wohl bei der Sache gewesen sei.
    Kunar packte bereits ihre Sachen zusammen und kam mit Sattel und Taschen auf Gler zu, der sich, immer noch leicht zitternd, willig bepacken ließ. Die Reise konnte weitergehen.
    Sie marschierten über die gefrorene Schneedecke hinweg, hoch über dem Trymfjord gen Trymhem.
    Der Weg führte sie auf diese Weise genau zwischen den zwei mächtigen Gesteinsformationen hindurch, die Charlie ein merkwürdiges Gefühl vermittelten. Ragnar blieb stehen und betrachtete die Felssäulen fast ehrfürchtig.
    »Das, meine Damen und Herren«, sagte er feierlich, »sind Ulvrun und Rosstjuv, die einzigen Tursen, die außer Gymer zur Zeit wach sind!«
    Charlie fiel es wie Schuppen von den Augen.
    Natürlich!
    »Was?!«, rief Tora und starrte entsetzt von rechts nach links, als ob sie erwartete, jeden Augenblick von ihnen zertreten zu werden.
    Kunar grinste Charlie an.
    »Erinnerst du dich an den riesigen schwirrenden Haufen auf Gymers Berg? Das steht doch durchaus im Verhältnis zueinander!«, lachte er.
    Oh ja, Charlie erinnerte sich gut. Und sie erzählten dem fragend dreinblickenden Ragnar von ihren Bergtroll-Erfahrungen in Vanaheim.
    »Seid still«, zischte Tora, die erstmals am eigenen Leib erfuhr, wie es war, wenn sich jemand verplapperte.
    Kunar und Charlie verstummten erschrocken und sahen einem nachdenklichen Ragnar ins Gesicht, der sich am Kinn kratzte.
    »Vanaheim, hm? Gymers Berg, hm?«, sagte er und betrachtete seine drei Mitreisenden aus gefährlich wachsamen Wolfsaugen.
    Tora sah kopfschüttelnd von Charlie zu Kunar.
    »So fühlt es sich also an, mal an eurer Stelle zu sein«, meinte sie sarkastisch und zuckte mit den Schultern.
    Ragnar stemmte seine Hände in die Hüften und sah sie auffordernd an. Charlie suchte vergeblich in Kunars Augen nach Hilfe. Dann trat sie entschlossen auf Ragnar zu.
    »Ich habe nicht vor, dir irgendetwas zu erklären«, sagte sie bestimmt.
    Ragnar schnaubte.
    »Du kannst uns nicht dazu zwingen, also vergiss am besten, was du gehört hast. Du würdest die Wahrheit vermutlich sowieso nicht glauben«, sagte Charlie mit unüberhörbar ironischem Unterton.
    »Du würdest dich wundern, was ich alles glaube«, schnappte Ragnar zurück.
    »Wenn ihr meinen Besuch bei den Kentauren zu einem Desaster macht, dann betet zu Hel, dass sie Erbarmen mit euch hat, wenn ich euch in ihr Reich schicke.«
    »Wir werden dir nicht im Weg stehen«, sagte Kunar mit fester Stimme. »Solange

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