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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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kurz darauf mit kräftigen Flügelschlägen noch weiter hochzusteigen.
    Und dann erlebte sie den zweiten Schock des noch jungen Tages! Zwischen den schneebedeckten Bergketten hinter dem Plateau zog ein Drache seine Bahn. Er verschwand genauso schnell, wie er aufgetaucht war, in einem der Gebirgstäler.
    Sora starrte der Erscheinung nach, bevor sich Hravn im Gleitflug wieder dem Trymfjord näherte und Kurs auf das Dorf der Kentauren nahm.
     
     
    »Habt ihr das gesehen?«, fragte Charlie und sah über Trymhems Hochland. Ein Blick auf ihre Begleiter beantwortete ihre Frage. Sogar Ragnar schien wie in einen magischen Bann gezogen. Er stand starr, und mit entgeistertem Ausdruck auf seinem unrasierten Gesicht, einfach nur da. Fassungslos. Er räusperte sich.
    »Hmrrm ... der Lindwurm… und der schwarze Pegasus …«, murmelte er mit belegter Stimme, als ob seine Worte das Geschehene bekräftigen würden.
    » Unser Lindwurm?«, fragte Tora ebenso entgeistert und fing sich dafür einen Ellenbogenstoß von Kunar ein.
    »Ich meine …«, versuchte sie ihren Fehler zu bereinigen. »Ich meine natürlich dieser Lindwurm, von dem seit einiger Zeit heimlich berichtet wird? Man soll ihn einige Male gesichtet haben, heißt es«, fügte sie mit nunmehr fester Stimme hinzu.
    Doch Ragnar war Toras Patzer nicht entgangen.
    » Euer Lindwurm?«, wiederholte er. »Aber ja, es muss sich um diesen Lindwurm handeln, denn Lindwürmer sind eigentlich seit Tausenden von Jahren ausgestorben«, meinte er spöttisch. »Ich habe natürlich, genau wie ihr von den umstrittenen Sichtungen gehört, und ich habe auf ein Wunder gehofft. Und hier ist es nun: ein Lindwurm in Godheim! ... Und der schwarze Pegasus«, fügte er leise hinzu. Sein Blick war unergründlich.
    »Du hast natürlich auch von dem schwarzen Pegasus gehört, den Oden für unwürdig erachtet hat?«, fragte Charlie.
    Ragnar nickte nachdenklich.
    »Mir schien dieser Pegasus dort soeben allerdings recht kraftvoll und …Trug er nicht einen Reiter?«, wandte er sich zu Charlie um.
    »Ja, es sah so aus. Allerdings war er sehr weit weg«, sagte Charlie.
    Ragnar schwieg.
    »Er soll doch angeblich nicht zu bändigen sein«, gab Kunar zu bedenken.
    »Ganz genau«, murmelte Ragnar. »Und wie der Zufall – oder das Schicksal – es will, wurde er von jenem Kentauren-Klan gezüchtet, der nach mir verlangt hat.«
    Charlie wechselte vielsagende Blicke mit Tora und Kunar.
    »Du meinst, wir sind dorthin unterwegs? Wir ziehen in das Dorf dieses Pegasus?«
    Sie konnte ihre innere Anspannung kaum verbergen.
    Wenn das nicht Schicksal war!
    Ragnar, der natürlich nichts von Charlies Visionen von einer Frau mit einem schwarzen Pegasus wusste, führte ihre Erregung auf die Aussicht zurück, dieses berühmt-berüchtigte Tier zu Gesicht zu bekommen.
    »So ist es«, antwortete er ahnungslos. »Und wir werden das Dorf morgen etwa gegen Mittag erreichen.«
     
    Doch er irrte. Es war bereits später Nachmittag des nächsten Tages, als sie endlich die ersten schneebedeckten Unterkünfte des Kentauren-Klans ausmachten. Die Gebäude schmiegten sich am Ende des Plateaus an die ersten Hänge des mächtigen Gebirges. Wolken zogen auf und verhießen neue Schneefälle. Als sie sich näherten, sahen sie eine merkwürdige Gestalt auf sie zugaloppieren.
    Obwohl Charlie nun schon vielen seltsamen Wesen begegnet war, bekam sie ein komisches Gefühl in der Magengegend, als sie den heranstürmenden Pferdmenschen sah.
    War das wirklich ein Kentaur? Ein Mensch mit Pferdekörper?
     
    Zodiak eilte über die gefrorene Ebene von Trymhem dem Thul entgegen. Als er erkannte, dass es sich um mehr als einen Besucher handelte, wurden seine Bewegungen verhaltener.
    Sein Vater Taurus erwartete einen Thul – einen ganz bestimmten. Und wenn er sich nicht sehr irrte, dann ging es um wichtige Belange, die nicht für fremde Ohren bestimmt waren.
    Würde dieser Thul den Fehler begehen, den Feind nach Trymhem zu bringen? Oder war es gar nicht der Thul, den sie erwarteten? Wenn nein, welche Wahnsinnigen würden um diese Jahreszeit, ohne ausdrückliche Einladung der Kentauren, Jättehem bereisen?
    Äußerst wachsam bereitete sich Zodiak auf die bevorstehende Begegnung vor.
     
    Charlie hielt inne. Sie hatte Gler am Zügel und stand nun neben Kunar und Tora, die der Begegnung mit dem Kentaurer erwartungsvoll entgegensahen. Ragnar trat vor und wartete mit hoch erhobenem Haupt. Gler tänzelte nervös um Charlie herum.
    Das schwarz-weiß gescheckte

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