Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)
dass Oden ihn mit einem Fluch, Bann oder Schutz oder ähnlichem belegt hat. Es wäre allerdings durchaus möglich, dass Biarn dafür verantwortlich war.«
Dann war es also nicht sicher, dass der Zauber bereits vorher existiert hatte.
Aber plötzlich fiel Hanna Od ein. Sie hatte sich seine Reaktion auf ihre Person nie erklären können.
Biarn hatte ihr einen Zauberstein geschenkt! Einen Schutzstein.
Sie wusste, dass die Rune Algiz eine Schutzrune war. Das stand in Charlies Büchern. Aber sie hatte natürlich nicht eine Sekunde daran gedacht, dass …
Hanna erzählte Fulla von ihrem Arrangement mit Od.
Obwohl Aslak bereits teilweise Bescheid wusste, war er doch imponiert.
»Du hast ihn in der Hand!«, sagte er beeindruckt.
Hanna nickte grimmig.
»Ja, zum Teil jedenfalls. Es kann für uns beide gefährlich werden.«
Fulla war tief in ihren Gedanken versunken. Dann begann sie nachdenklich zusammenzufassen.
»Eines ist jedenfalls klar: Biarn hat einen Schutzzauber auf diesen Stein gelegt. Offenbar ein Zauber, der den ersten bannt, der dir Böses will. Od wird ewig in diesem Bann stehen, es sei denn, Biarn selbst oder ein mächtiger Raidho heben ihn auf oder schwächen ihn.«
Soweit konnte Hanna ihr folgen.
Oder doch nicht? Der erste, der ihr Böses wollte?
»Aber weshalb hat der Stein mich dann nicht vor Hugin und Munin geschützt? Sie haben mich immerhin entführt! Da hätte ich wohl eher Schutz gebraucht! Und Charlie wäre dann vielleicht auch noch am Leben!«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Das ist tatsächlich äußerst merkwürdig«, überlegte Fulla.
»Vielleicht sucht sich der Stein jemanden aus?«, schlug Hanna vor
Fulla schüttelte energisch den Kopf.
»Nein. So ein Bannzauber wirkt bei erstbester Gelegenheit. Und er wirkt nur einmal, danach müsste er erneuert werden.«
Hanna und auch Aslak waren ratlos.
»Es sei denn«, murmelte Fulla. »Es sei denn, Hugin und Munin sind keine Menschen … aber was ist das für ein Zauber, der aus Tieren Menschen macht … Menschen können Tiergestalt annehmen. Aber umgekehrt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, das ist unmöglich …«
»Offensichtlich doch nicht«, sagte Hanna. »Irgendwie ist es Oden wohl gelungen. Er ist ein mächtiger Raidho!«
Fulla schien skeptisch.
»Und genau dort liegt das weitere Problem. Ein Raidho kann fühlen, dass dieser Stein ein Geheimnis birgt. Oden hätte Ods Bann fühlen müssen … er hat aber nichts bemerkt …«
Hanna verstand nicht ganz, weshalb das so wichtig war.
Aslak hingegen schon.
»Wäre es möglich? Kann es sein, dass Oden gar kein Raidho ist?«, fragte er ungläubig.
Fulla schüttelte zweifelnd den Kopf. Aber dann sagte sie:
»Falls er tatsächlich nichts bemerkt hat … Er hat deinen Stein doch berührt?«, fragte sie dann.
Hanna nickte.
»Dann ist jeglicher Zweifel ausgeschlossen. Entweder Oden weiß etwas und behält es aus uns unbekannten Gründen für sich, oder er ist kein Raidho!«
Aslak sog hörbar die Luft zwischen die Zähne. Hanna verstand immer noch nicht so ganz.
»Was macht das für einen Unterschied?«, fragte sie. »Er ist doch so oder so mächtig. So mächtig, dass er die Zeit überdauert und Godheim fest im Griff hat!«
»Aber wenn er kein Raidho ist«, begann Aslak. »Dann … woher hat er dann diese ungeheuren Kräfte und Möglichkeiten?«
»Noch wissen wir nicht genau, ob er ein Magier der vier Elemente ist. Aber es besteht berechtigter Zweifel, so wahr ich hier gefangen bin …«, sagte Fulla. »Ein Raidho bemerkt solch einen Zauber, denn nur ein Raidho kann ihn aussprechen. Hat sonst irgend einer von Odens Bärsärkern auf den Stein reagiert?«
»Nein, ich glaube nicht«, sagte Hanna. Sie und Aslak ließen Odens und Ods Wege in Asgârd von den Eingeweihten überwachen. Dadurch kamen ihnen auch andere außergewöhnliche Geschehnisse zu Ohren – von Ragnfasts Verhältnis mit Torgärd bis zur Anzahl Fässer Odrörer, die in Odens Turm geliefert wurden.
»Das würde bedeuten, dass sich keine Raidhos in Asgârd aufhalten!«, platzte Aslak heraus. »Außer Euch und dem da, natürlich«, zeigte er auf den ohnmächtigen Helblinde.
»Schlaues Bürschchen«, murmelte Fulla. »Genau das würde es bedeuten. Und es würde auch Odens Angst erklären.«
»Odens Angst?«, fragte Hanna.
»Ja. Schon seit ewigen Zeiten hält er alle Raidhos Vanaheims und Godheims unter Beobachtung und verhindert mit allen Mitteln, dass sie sich treffen und verbünden.«
»Aber es ist euch doch
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