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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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gefallen.
    »Na, was denn?«, fragte sie schroff.
    »Ich glaube, man muss magische Fähigkeiten haben«, sagte er vorsichtig.
    Magische Fähigkeiten? Verflixt nochmal! Aslak könnte damit sogar recht haben! Immerhin hatte er die Tür zum Gnipahâl geöffnet und nicht Hanna. Diese verdammte Magie!
    Das hieß, sie würde Aslak wieder brauchen, wie Fulla vorausgesagt hatte. Frust überkam sie. Es gefiel ihr gar nicht, derart auf andere angewiesen zu sein. Und Aslak schien das auch noch zu wissen. So wie er dastand, mit rotem Kopf und Schuldgefühlen.
    Sein schlechtes Gewissen ihr gegenüber machte Hanna nur noch wütender. Sie wusste, dass er es ihr nur recht machen wollte. Sie riss sich zusammen.
    »Ja, gut möglich«, antwortete sie.
    Aslak atmete erleichtert auf.
    »Also gut. Wir brechen gleich auf. Und dieses Mal suchst du das Gewölbe ab«, sagte Hanna.
    Mit Brot und Wurst als Proviant machten sie sich auf den nächtlichen Weg.
    Das Südtor lag ruhig und verlassen vor ihnen.
    Hanna gab ein Zeichen, und kurz darauf huschten ein langer und ein kurzer Schatten in Richtung Gladsal. Hier würde bei Vollmond so schnell niemand herkommen, wusste sie aus Erfahrung.
    Der breite fackelbeleuchtete Gang, der auf das goldene Tor des Gladsals zuführte, wirkte fast einladend und vertraut. Hanna und Aslak schlichen bis zu den beiden Torbögen, die sich in der Nähe des Goldenen Tores im rußverschmierten Gemäuer befanden.
    Aslak begann, die Mauersteine zu prüfen.
    »Ah!«, raunte er plötzlich. Hanna trat näher. Und tatsächlich, Aslaks Hand steckte tief in der Wand vor ihnen, die nun lautlos begann, zur Seite zu gleiten. Wie im Gemäuer gegenüber gab sie einen kleinen, schmalen Gang frei, der sich ebenfalls abwärts neigte.
    Noch ein Kerker?
    Beide verschwanden in dem Gang.
    Niemand zu sehen.
    Hanna lief voran. Immer tiefer führte der Gang hinab, und es wurde zusehends feuchter.
    »Da vorne!«, wisperte Hanna. Auch Aslak war darauf aufmerksam geworden.
    Wenige Meter vor ihnen verbreiterte sich der Gang zu einer gewaltigen unterirdischen Höhle. Der Zugang wurde von einer Kerze erhellt, die auf einem kleinen Tisch stand. Davor befand sich ein Stuhl. Es roch nach Tang und Algen. Die Brandung des Meeres war in weiter Ferne zu hören. Gedämpftes Mondlicht fiel durch eine Öffnung im nasskalten Gemäuer und beschien die Spitze eines gigantischen Objekts, das sich vor ihnen auftürmte.
    Als sich Hannas Augen an das gespenstische Zwielicht gewöhnt hatten, konnte sie die Umrisse der Nagelfar erkennen. Riesig und unheilvoll lag das Schiff vor ihnen in seinem dunklen Dock. Knochen und Schädel waren trotz der Dunkelheit gut zu erkennen. Hanna zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass Oden dieses finstere und unheimliche Gefährt tatsächlich aus den sterblichen Überresten seiner Opfer gebaut hatte.
    Hanna suchte das Gewölbe nach dem Garm ab, den sie in der Nähe des Mondlichtes vermutete.
    Und plötzlich entdeckte sie ihn, zum Angriff bereit, hinter einem riesigen Berg von Holzfässern! Das Monster ließ ein unterdrücktes Grollen hören. Hannas Nackenhaare sträubten sich. Das Mondlicht ließ ein gewaltiges Netz aus hauchdünnen, glitzernden Fäden erkennen, das bis an den Rand des Ganges führte.
    Gleipners Fesseln!
    Der Garm wartete offensichtlich auf seine Chance, denn Hanna und Aslak befanden sich noch außer Reichweite.
    Im Licht der Godheim-Trabanten zeichneten sich auch die gewaltigen Ausmaße des Burghafens von Asgârd ab.
    »Das Noatun!«, flüsterte Aslak ehrfürchtig. Hanna hatte davon gehört. Ein Dock im Inneren der Burg.
    Neben Nagelfar lag ein weiterer Schoner in Noatun vor Anker. Das Schiff war schnittiger und strahlte zu Hannas Erstaunen eine positive Kraft aus. Im Mondschein waren eine kunstvoll verzierte Reling und eine majestätische Galionsfigur in Form eines Drachens gut auszumachen.
    »Kennst du das Schiff?«, flüsterte Hanna.
    Aslak schüttelte den Kopf.
    »Aber das da«, entgegnete er, »das muss der Odrörer dieses Jahres sein!«
    Der Garm schien die Fässer mit dem edlen Getränk, die sich an der hinteren Wand der Grotte auftürmten, zu bewachen. Er zerrte an seinen Fesseln und knurrte bedrohlich.
    Aslak hatte recht! Der Garm bewachte Odens wertvolles Getränk!
    Hanna war enttäuscht.
    Dafür hatten sie ihr Leben riskiert? Für Fässer mit Odrörer?
    Zugegeben, Elfenmilch war hier auf Godheim Gold wert, aber was half es ihr und den anderen Sklaven in ihrem Kampf gegen Oden? Fulla konnte unmöglich

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