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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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suchen. Ich weiß jetzt, wo sie sich aufhält«, sagte Charlie entschieden. Sie erzählte Biarn von ihrer Nornenvision.
    Biarn schien sehr nachdenklich.
    »Ein schwarzer Pegasus … Ich habe davon gehört. Oden selbst hat ihn einst besucht und für unwürdig erklärt. Er sei mager und aggressiv. Eine Missgeburt, eine Schande für das Pegasus-Geschlecht.«
    Charlie hob die Augenbrauen.
    »Er war keineswegs mager und die Frau schien bestens mit ihm zurechtzukommen.«
    »Sehr interessant«, murmelte Biarn tief in Gedanken versunken. »Sie ist also bei den Kentauren in Jättehem«, sagte er schließlich.
    »Jättehem?«, fragte Charlie.
    »Die riesigen Bergketten Godheims«, erklärte Biarn. »Man nennt sie Jättehem, das Land der Bergtrolle.«
    »So wie Gymer?«, fragte Charlie mit ungutem Gefühl im Bauch.
    »Ja, ganz genau«, antwortete Biarn. »Es gibt einige von ihnen in den Bergen Godheims. Etwa ein halbes Dutzend. Man bekommt nicht sehr viel von ihnen mit. Zurzeit schlafen die meisten von ihnen. Soweit ich weiß sind außer Gymer nur Ulvrun und Rosstjuv wach. Sie ziehen durch Jättehem, doch sie beeinflussen das Leben der Menschen und Kentauren kaum.«
    »Gymer ist wach?«, fragte Charlie überrascht. »Ich dachte, er schläft jetzt. Er hat doch den Berg zum Wandern gebracht und sich eine neue Höhle gesucht.«
    »Nicht ganz«, erklärte Biarn. »Er ist noch auf der Suche nach einem neuen Schlafplatz. Auf seinem Weg dorthin, der durchaus noch mehrere hundert Jahre dauern kann, versucht er immer mal wieder, die Nebeltore zu öffnen. Vergeblich natürlich.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Charlie entgeistert.
    »Ich habe ihn gesehen. Er befindet sich gerade in Trudvang. Gar nicht weit vom Schloss Bilskirne entfernt.«
    »Aber …«, begann Charlie. Biarn lächelte.
    »Er ist nicht gerade zu übersehen. Gymer ist immerhin fast zwei ausgewachsene Wichtelfichten groß.«
    »Aber … es sind doch bereits vier Jahre vergangen«, hauchte sie.
    Und dann, als ob es eine schwer verdauliche Speise wäre: »Zwei Wichtelfichten? Wirklich zwei Wichtelfichten hoch?«
    Biarn schien ihren Anblick zu genießen.
    »Ja. Da du ja darauf bestehst, mir deine Blumenwiese persönlich zu zeigen, wirst du dich vermutlich selbst überzeugen können. Wie ich schon sagte, ist er nicht gerade zu übersehen.«
    »Vier Jahre …«, brachte sie verwirrt hervor. »Wie …«
    Biarn verstand, worauf sie hinauswollte.
    »Bergtrolle sind wie alle Tursen für unsere Verhältnisse sehr langsam. Sehr langsam«, betonte er noch einmal. »Ein Tag der Tursen ist Tausende von unseren Jahren lang. Eine Nacht ebenfalls. Zeit ist nicht für alle Wesen des Universums gleich. Ein Turs kann Jahre brauchen, um einige Kilometer zurückzulegen.« Charlie starrte Biarn noch immer ungläubig an.
    »Du meinst, Gymer ist in vier Jahren nicht weiter als bis nach Trudvang gekommen?« Biarn nickte.
    »Wie gesagt, überzeuge dich selbst. Eine Beschreibung kommt dem Anblick eines Tursen nicht gleich. Schon gar nicht, wenn er sich im Nebel der anderen Dimension befindet.«
    Charlie wollte gerade fragen, was Biarn denn damit schon wieder meinte, doch Biarn winkte ab.
    »Ich werde es dir zeigen. Gedulde dich noch einige Tage, Charlie, dann siehst du es mit eigenen Augen.«
    »Okay …«, sagte Charlie langsam. Dann holten sie Biarns letzte Worte ein.
    »In einigen Tagen? Dann brechen wir also bald auf?« Hoffnungsvoll und aufgeregt sah sie Biarn an. Er nickte. Sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst.
    »Mir wäre immer noch lieber, dich hier in Sicherheit zu wissen. Doch offensichtlich kann ich dich nicht überzeugen«, seufzte er. »Womöglich tust du das Richtige. Du folgst doch deiner Intuition, oder?«
    Charlie war sich nicht ganz sicher.
    Aber doch, sie hatte immer wieder diese Frau gesehen – in ihren Träumen und in den Nornen der Zeit. Und auch das Runenorakel forderte Charlie zum Handeln auf …
    »Ja«, sagte sie mit mehr Überzeugung in der Stimme, als sie selbst erwartet hatte. Biarn gab sich zufrieden.
    »Dir ist bewusst, dass du den einmaligen Schutz der Schwarz-elfen verlässt, wenn du mir folgst?« Charlie bejahte. Biarn hatte es ihr vor längerer Zeit erklärt. Solange sie lediglich ging, um Nahrung zu suchen – und somit das Lager eigentlich nicht wirklich verließ – war es ihr möglich, zu den Schwarzelfen zurückzufinden.
    Falls sie aber wegging, um jemanden anderen zu besuchen oder irgendetwas anderes vorhatte, das nicht in direktem Zusammenhang mit

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