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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Tora jemals etwas von Wert besessen, schon gar nicht Schmuck.
    Charlie beobachtete, wie sich Tora mit feuchten Augen die Kette umlegte. Ihre Hände zitterten dabei so sehr, dass ihr der kleine Verschluss aus Irminsul immer wieder entglitt. Charlie trat näher.
    »Soll ich dir helfen?«, fragte sie amüsiert.
    Als Charlie den raffinierten Verschluss verhakt hatte, stand Tora mit großen Augen und eine Hand auf ihrem neuen Schmuckstück ruhend da. Ein bezauberndes Lächeln spielte auf ihren Lippen. Charlie schüttelte innerlich den Kopf.
    Wie kam es nur, dass Frauen so erstrahlten, wenn sie kostbaren Schmuck trugen?
    »Wir brauchen einen Spiegel«, sagte Charlie. Tora nickte wie hypnotisiert. Bivor hüpfte auf und ab.
    »Kommt, kommt!«, rief er.
    Tora setzte sich mit hoch erhobenem Kopf und stolzen Schritten in Bewegung. Charlie folgte ihr grinsend.
    Allein dieser Anblick war es wert gewesen, das Elfencollier Tora zu überlassen.
    Bivors Spiegel erwies sich als große Pfütze in der Nähe des Lagers, in der sich Regenwasser sammelte, das durch den felsigen Untergrund nicht versickern konnte. Das Wasserloch war schmutzig und Charlie konnte nur verschwommen die Konturen ihrer eigenen Gestalt wahrnehmen.
    Ein kalter Wind kräuselte die Oberfläche. Skeptisch sah sie Tora an, die sehr enttäuscht dreinblickte. Bivor schien davon völlig unberührt. Fröhlich hüpfte er näher an das Loch und drehte sich auf einmal wieder hastig und lustig im Kreis. Nach einem leisen Knall stöhnte Bivor leise und schlug mit den Armen aus.
    »Verflucht noch eins«, murmelte er, doch das Resultat seiner Mühen munterte ihn gleich wieder auf. Die Wasseroberfläche war schlagartig klar geworden und die Umgebung spiegelte sich darin wie in einem der schönsten Bergseen. Jedes Detail war deutlich zu erkennen.
    »Wow!«, gab Charlie von sich. Tora drehte und wendete sich bereits aufgeregt zu allen Seiten und bewunderte ihr kostbares Geschenk. Entzückt seufzte sie laut auf. Bivor nickte zufrieden.
    »Bivor hat es Brisingamen getauft«, sagte er nach einer Weile mit spitzbübischem, fast ehrfurchtsvollem Gesichtsausdruck. »Es bedeutet Feuerschmuck. Es lässt den Träger erstrahlen!«
    Bivor und Charlie betrachteten Tora einige Minuten schweigend. Die genoss ihren eigenen Anblick sichtlich. Dann fragte Charlie:
    »Wie kommt es, dass wir hier alles klar sehen können, obwohl sich das Wasser vom Wind kräuselt?«
    »Schwarzelfenmagie«, sagte Bivor einfach und beobachtete Charlie, die sich ihren Mantel enger um die Schultern zog.
    »Bil sagt, dass wir einen milden Winter bekommen«, sagte er zur frierenden Charlie. Er sah sich nach allen Seiten um. Auch er zog seinen Mantel enger um sich. Einzelne Schneeflocken rieselten plötzlich aus den Weiten des Himmels auf sie herab.
    »Bil sagte, sie hat es in den Nornen und im Trollspiegel gesehen«, erklärte er zweifelnd. Dann hellte sich seine Miene wieder auf. »Sie behält meistens recht, meine Bil. Heute ist vermutlich nur einer dieser Tage, die aus der Reihe tanzen!«
    Charlie blies sich zweifelnd einige Schneeflocken von der Nasenspitze und sah zu Tora hinüber. Sie sah aus wie ein Engel.
    Wunderschön, mit rosa Wangen und Schneekristallen, die glitzernd wie Diamanten in ihren langen Haaren hingen.
     
    Es schneite zwei Tage lang und es war bitterkalt. Bil hielt hartnäckig an ihrer Voraussage fest, dass der Winter ungewöhnlich mild werden würde, obwohl sie sich damit viele skeptische Blicke einfing.
    Am dritten Tag machte Frau Holle Pause und ein warmer Wind blies über Svartalfheim. Charlie war gerade aus dem Wald zurückgekehrt. Sie hatte Wurzeln und Knollen gesucht und auch einen Leogriff erlegt.
    Während sie durch das Lager schlenderte und den vielen neugierigen Schwarzelfenkindern, die unter ihren Wurzeln hervor lugten, freundlich zulächelte, sah sie, wie Tora heimlich einige Schwarzelfen beobachtete.
    Bei genauerem Hinsehen erkannte Charlie, dass es sich um die Tratschtante Vitra handelte, die gerade ganz ungeniert Duvas Schwarm Brock schöne Augen machte. Als Charlie sich umsah, konnte sie nicht weit entfernt die dicke Duva ausmachen, die giftige Blicke zu dem Pärchen hinüber warf.
    Vitra klimperte mit ihren langen, geschwungenen Wimpern und schwang ihre ausladenden Hüften vor Brock hin und her. Brock strich sich über seine schrumpelige Glatze und folgte ihren Bewegungen. Charlie ließ den blutenden Leogriff vor ihrem Baldachin zu Boden fallen und betrachtete Tora stirnrunzelnd.
    Sie

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