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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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führt doch etwas im Schilde!
    Tora saß mit dem Rücken zu Kunar, der vor sich ins Feuer starrte. Sie lehnte sich gerade mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck zurück, als Charlie zögernd näher kam. Wie befürchtet, erhob sich Kunar, sobald er sie kommen sah. Er schnappte sich seinen Bogen, der griffbereit an einem Baum lehnte. Wie üblich würden sie Kunar für viele Stunden nicht zu Gesicht bekommen. Charlie ließ sich auf einem Baumstumpf nieder und starrte ihm frustriert hinterher.
    Tora ließ währenddessen Vitras schwingende Hüften nicht aus den Augen. Sie schnaubte und drehte sich dann langsam zu Charlie um.
    »Also, weißt du was! Diese falsche Schlange! Dabei ist er nicht einmal wirklich an ihr interessiert!«
    Charlie sah skeptisch zu Brock hinüber. Seine Stielaugen hätte man mit einem Schwert abhacken können.
    »Na ich weiß nicht ...«, sagte sie zögernd. Sie war von Toras Meinung nicht sehr überzeugt. Doch bevor sie ihre Ansicht äußern konnte sprang Tora aufgeregt auf.
    »Biarn!«, rief sie und lachte dem hochgewachsenen Mann entgegen. Er führte seinen stattlichen Einhornhengst Skinfaxe am Zügel und hatte den gutmütigen Wallach Gler als Packpferd dabei. Vergessen waren Brock und Vitra, ganz zu schweigen von der dicken Duva, die gerade frustriert gegen ein Schwarzelfenfass trat.
    Dann schien sich Tora an ihre Nornenvision zu erinnern und ihre Augen wurden zu Schlitzen. Falls Biarn es bemerkte, überspielte er das gut.
    »Tora! Charlie! Schön, euch wohlauf zu sehen! Ist Kunar auf der Jagd?« Charlie nickte und verzog die Mundwinkel. Biarn nickte und seufzte.
    »Also noch keine Veränderung!«
    »Nein«, antwortete Charlie knapp. Sie ließen das Thema bleiben.
    Biarn band Skinfaxe an einen Baum und Charlie eilte zu Gler hinüber.
    »Ich nehme ihn«, sagte sie und kraulte einem zufriedenen Gler den Mähnenkamm. Sie und Gler verbanden Erinnerungen an eine grausige Nacht, in der Biarn und Charlie nur mit knapper Not einer Schar Nidhöggs entkommen waren.
    »Du kannst ihn auch gleich abladen!«, rief Biarn und lockerte Skinfaxes Sattelgurt. Charlie reichte Tora die Säcke aus Seidenspinnerstoff, die über Glers Rücken gebunden waren.
    »Was ist das hier alles?«, fragte Tora neugierig und schleppte die Säcke zum nächsten Baum.
    »Ich war oben auf Gymers Berg«, sagte er, während er Skinfaxes Sattel zu den Säcken trug. »Aus der Höhle habe ich euch einige Sachen mitgebracht, die ihr brauchen könnt.«
    »Tatsächlich?«, sagte Tora und öffnete ungefragt einen der Säcke. »Oh!«, rief sie entzückt und vergaß, dass sie eigentlich stinksauer auf Biarn war. »Die ganzen gegerbten Kaninchenfelle! ... Und die Riesenigelborsten!« Tora kramte tiefer und verschwand mit ihrem Kopf in dem Sack. Als sie wieder auftauchte hielt sie auch noch robustes Seidenspinnergarn in ihren Händen.
    Biarn grinste.
    »Ja, ich dachte, das wäre nützlich.« Er zeigte auf die Garnrollen. »Es erleichtert das Nähen!«
    Tora ließ alles zurück in den Sack fallen. Während sie den zweiten Sack öffnete, erzählte sie aufgeregt:
    »Ich habe bereits einige neue Felle, aber die reichen gerade mal für ein oder zwei warme Hauben. Jetzt kann ich uns endlich allen Wintermäntel nähen!«
    »Ihr werdet sie sicher benötigen, der Winter kann hart werden«, sagte Biarn und warf Skinfaxes Zaumzeug über den Sattel.
    »Bil behauptet, dass uns ein ungewöhnlich milder Winter bevorsteht«, sagte Charlie und kraulte Gler ausgiebig. Er schüttelte sich und seine silberne Mähne verfing sich in dem elfenbeinfarbenen, schwungvoll gedrehten Horn.
    »Sie meinte, sie hätte es in den Nornen und im Trollspiegel gesehen«, fuhr Charlie fort. Biarn wirkte nachdenklich.
    »Wer weiß«, sagte er achselzuckend. »Schwarzelfen stellen selten Behauptungen auf, wenn sie sich nicht sehr sicher sind.«
    »Na ja«, schmunzelte Charlie. »Die anderen Schwarzelfen haben Bil recht skeptisch betrachtet. Seit heute sind sie aber still. Es ist ja schon ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit. Vor allem der rasche Wechsel zwischen kalt und warm hat die Skeptiker wohl zum Schweigen gebracht.«
    »Oh!«, rief Tora wieder und tauchte aus dem zweiten Beutel mit einigen Büchern und einem verschlossenen Tonkrug auf.
    »Meine Bücher!«, rief Charlie erfreut.
    »Nicht ganz uneigennützig«, sagte Biarn mit einem Lächeln. Charlie verstand. Offensichtlich wollte er mehr erfahren über die Legenden und Überlieferungen aus der Geschichte der nordischen

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