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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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lange weißt du es schon?«, fragte dann Toroi Sigrid barsch.
    »Seit Arne es mir am zweiten Tag erzählt hat«, antwortete sie. Sie sah Charlie, Tora und Toroi flehend an. »Ich musste schwören, nichts zu sagen. Arne konnte es nicht für sich behalten, er hoffte doch genauso wie ich jetzt, dass dein Gast uns helfen würde …«
    Sie stockte.
    »Aber … aber ich kann doch nichts unversucht lassen … Und jetzt, wo es dem jungen Mann wieder besser geht …«
    Charlie war nicht wohl in ihrer Haut.
    »Ich … ich kann nichts versprechen. Ich weiß noch nicht viel über diese Dinge«, sagte sie und sah hilfesuchend zu Tora.
    »Es gibt nicht viel, was man gegen die Mara machen kann«, kam Tora ihr zu Hilfe.
    »Soweit wir wissen, kann nur ein Raidho einen Fluch binden und somit unschädlich machen«, versuchte Charlie zu erklären.
    Sigrid stiegen die Tränen in die Augen.
    »Aber ich würde mir deine Tochter trotzdem gerne einmal ansehen«, fügte Charlie schnell hinzu. »Und außerdem würde ich gerne die Gudalokiblüten sehen, von denen Toroi gesprochen hat.«
    Dann warf sie einen Blick auf Torois Schüssel mit den Spinnenbeinen.
    »Ich glaube, dass Fina das da lieber nicht bekommen sollte. Es hat keine heilende Wirkung«, sagte sie und hob entschuldigend die Hand.
    Toroi stellte die Schüssel mit einem Rums auf den Tisch, sagte aber nichts. Sigrids Gesicht lief rot an – ein starker Kontrast zu ihrer blassen Haut.
    »Wenn ihr es trotzdem mit den Spinnenbeinen versuchen wollt, ich glaube nicht, dass es schadet …«, sagte Charlie schnell.
    Tora stand steif neben Charlie und beobachtete Toroi.
    »Also …«, begann Charlie und sah sich gleichzeitig im Zimmer um. Da erfüllte ein markerschütternder Schrei die ganze Hütte. Sigrid eilte zu ihrer kranken Tochter. Charlie erblickte durch die offene Tür ein junges Mädchen, das auf dem Rücken liegend ans Bett gefesselt war. Es zerrte, riss und kämpfte hysterisch gegen die Stricke, die ihre Arme und Beine fixierten. Ihr Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.
    Charlie fühlte sich wie mitten in einem Horrorfilm.
    Fina schrie so heftig, dass sich Schaum vor ihrem Mund bildete.
    Sigrid sprach beruhigend auf ihre Tochter ein, drückte sie mit all ihrer Kraft in die Kissen und begann zu summen.
    Es kam Charlie wie eine Ewigkeit vor, doch plötzlich sackte Fina bewusstlos in sich zusammen. Sigrid tupfte ihr den Schweiß von der Stirn. Dabei summte sie weiter, doch man konnte deutlich hören, wie ihre Stimme dabei bebte.
    Das war also die Mara.
    Charlie stand wie versteinert da. Finas Gesichtszüge waren jetzt entspannt, und Charlie konnte sehen, dass sie bildhübsch war.
    Wie konnte jemand einem Menschen so etwas antun?
    Toroi murmelte mit vor Schmerz geweiteten Augen:
    »Eir, bitte hilf uns!«
    Tora war einige Schritte zurückgewichen.
    »Dagegen können wir nichts tun …«, sagte sie so leise, dass nur Charlie sie verstehen konnte. Sie gab Tora innerlich recht. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
    Sigrid erhob sich müde vom Krankenbett ihrer Tochter und kam ins Wohnzimmer zurück. Sie sah aus wie ein Gespenst und bewegte sich mechanisch. Ihre Blicke gingen eine Weile ins Leere, durch Charlie und die anderen zwei Frauen hindurch. Aus einem Schrank, der wie der Rest der Wohnung von Geschirr, Kleidung, Kräutern, töpfernen Behältnissen und jeder Menge kleinem Krimskrams überquoll, fischte sie eine hölzerne Dose.
    »Gudalokiblüten. Die letzten, die ich habe«, murmelte sie. Charlie nahm die Dose entgegen und legte den Deckel beiseite. Ein angenehmer Duft schlug ihr entgegen. Die Blätter waren weiß-rosa und erinnerten an Apfelblüten. Obwohl sie getrocknet waren, schienen sie recht frisch, und ihr Duft war überwältigend.
    Tora beugte sich neugierig vor.
    »Solche Blüten habe ich noch nie gesehen. Sie stammen von einem Baum?« , fragte sie.
    »Der Gudalokibaum wächst, soweit ich weiß, überall entlang der Küste. Der Duft der Blüten lockt Insekten aller Art an. Der Baum, seine Blätter und die Rinde sind giftig. Nur seine Blüten kann man gefahrlos berühren«, erklärte Sigrid.
    Charlie rümpfte die Nase. Lockende Gewächse, die sich als gefährlich herausstellten – davon schien es hier viele zu geben. Sie dachte an die Nornen, die männliche Wesen in den Tod lockten und an die giftigen Lokesranken, die dem guten Balderstüpfel sehr ähnlich sahen.
    »Wie bereitet ihr sie zu?«, fragte Charlie und berührte eine Blüte mit dem Finger.
    Sie spürte die

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