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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Selbstvertrauen gepflegt und gestärkt werden, denn es war noch sehr brüchig.
    »Ich habe nicht einmal nachgedacht«, brummte Kunar gerade. »Eigentlich hatte ich nicht wirklich vor, zur Insel zu rudern«, gab er mürrisch zu. »Es wäre Wahnsinn gewesen. Es war von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
    Charlie hatte gerade mit einer Schüssel Getreidebrei das Zimmer betreten und deshalb Kunars Geständnis mit angehört.
    »Ich verstehe mich selbst nicht mehr«, murmelte Kunar und starrte ins Leere.
    »Du bist immer noch derselbe, Kunar«, sagte Charlie und setzte sich an die Bettkante. Sie zog ihre langen Beine hoch und machte es sich bequem. Kunar schaute aus dem Fenster.
    »Doch«, beharrte Charlie. »Ich weiß, dass es so ist.« Kunar schwieg, doch sein Gesicht sprach Bände.
    Tora sah unruhig von einem zum anderen.
    »Du bist noch genauso mutig und aufrichtig, und du jagst noch immer mit genau derselben Geschicklichkeit wie zuvor.
    Und du kannst auch noch genauso gut kämpfen wie zuvor, wenn nicht sogar besser – nach all dem Training, das Biarn uns verpasst hat!«
    Es zuckte leicht um Kunars Mundwinkel.
    Charlie zögerte, doch dann sagte sie es einfach:
    »Du hast nur den Glauben an dich selbst verloren. Das macht es dir schwer, dich selbst als Führungsperson zu sehen. Du hast dein Leben lang den Beschützer spielen müssen. Erst für Tora und dann für mich und Hanna. Du hattest die Verantwortung und es ist eine Aufgabe, die du gut übernehmen kannst.«
    Kunar ballte die Fäuste und starrte beharrlich aus dem Fenster.
    »Ja, etwas, was du immer noch gut kannst!«, sagte Charlie nachdrücklich. »Nur weil Tora und ich plötzlich anders sind, als du es dir vorgestellt hast, hat sich doch für dich nichts geändert.«
    »Ich bin schwach und ohne Mut«, presste Kunar hervor.
    »Das stimmt ja nun wirklich nicht!«, erwiderte Charlie barsch. »Ich habe deine Fylgja gesehen und die hat sich kein bisschen schwach und mutlos verhalten!«
    Tora fiel die Kinnlade herunter und Kunar löste zum ersten Mal seinen Blick vom Fenster.
    »Du hast was ? Das glaube ich nicht!«, stieß Tora heftig hervor.
    »Doch. Es ist wahr«, sagte Charlie, und dann erzählte sie den Geschwistern von der Runenzeremonie und dem Kampf der Fylgjen. Dass Biarn Vile und Ve getötet hatte, das wussten sie bereits. Charlie hatte ihnen natürlich von dem Besuch bei Idavall erzählt. Sie hatte lediglich den Teil mit den Fylgjen ausgelassen.
    Tora blickte Charlie bewundernd an, während Kunar schwieg.
    »Biarn hat mir gesagt, dass ich in Zukunft vermutlich die Fylgjen anderer erkennen kann. Zumindest bei Kämpfen und Gefahren. Und genauso war es auch. Ich habe unsere Fylgjen gesehen, als wir uns im Tal auf die Bäume geflüchtet haben. Sie haben uns gegen die Saurierpferde verteidigt. Deshalb konnten wir sie so leicht in die Flucht schlagen. Unsere Fylgjen haben sie eingeschüchtert.«
    Kunar nickte fast unmerklich. So war das also gewesen. Deshalb war Charlie sich ihrer Sache so sicher gewesen.
    »Und du kannst sie wirklich sehen ?«, fragte Tora aufgeregt. »Nur ganz wenige können das! Das sagt man jedenfalls. Eigentlich ist es sogar so, dass die meisten glauben, dass Fylgjen nur ein Mythos sind – dass es sie gar nicht gibt!«
    Charlie war überrascht. Davon hatte Biarn nichts erzählt. Dann fing sie Kunars stummen Blick auf. Obwohl er nichts sagte, kannte sie seine Frage.
    Sie lächelte.
    »Deine Fylgja ist ein Bär, Kunar. Und ein sehr mutiger noch dazu. Er hat sich unerschrocken und wirklich majestätisch auf die Hinterbeine gestellt und laut gebrüllt, sodass sogar ich ein mulmiges Gefühl bekam.«
    Kunar lächelte zum ersten Mal.
    »Und meine?« platzte Tora förmlich vor Neugierde.
    »Dreimal darfst du raten«, sagte Charlie mit leicht ironischem Unterton. »Deine Fylgja ist eine Sphinx. Das hätte man sich ja auch denken können, oder?«
    Tora war erst einmal sprachlos.
    Charlie wendete sich Kunar zu.
    »Also, so wie ich das sehe, bist du immer noch der gleiche, egal wie viel Zweifel du selbst hast. Deine Fylgja scheint es jedenfalls zu wissen. Und das bedeutet, dass du es tief in deinem Inneren auch weißt.«
    »Was ich wirklich nicht verstehe …«, begann er zögernd. »Also, vor dem Angriff der Marmenillen habe ich mich noch so unendlich schwach und unnütz gefühlt. Als ich hier wieder aufgewacht bin, war es, als wäre eine Last von meinen Schultern genommen worden – als ob ich mich wieder normal geschlafen hätte …«
    Tora

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