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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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stehen und hob die Hand. Sie lauschten. Nun konnten auch die anderen Stimmen hören. Männerstimmen. Nach den Erfahrungen, die sie gemacht hatten, verzichteten sie auf jeden Versuch, Witterung aufzunehmen. Sie folgten einfach den Stimmen und dann dem Lichtschein, den sie in der Ferne wahrnahmen. Lautlos schlichen die Vampire näher, bis sie um die Ecke spähen konnten.
    Es handelte sich um eine Art Lagerraum. Früher vielleicht für Waffen und Pulver, heute standen hier säuberlich gestapelt Kisten und Fässer an der Wand, die ganz sicher keine Munition enthielten, da waren sich die Vampire einig.
    Sieben Männer hielten sich in dem Raum auf. Der älteste von ihnen war vielleicht fünfzig Jahre alt, der jüngste siebzehn. Zwei von ihnen trugen noch die langen Umhänge. Masken verhüllten ihre Gesichter. Die beiden waren gerade im Begriff, einige Beutel in einer Kiste zu verstauen, als einer der jüngeren Männer sie zurückhielt.
    »Wollt ihr uns nicht zeigen, was die Nacht uns beschert hat?«
    Der Maskierte mit dem Beutel in der Hand drehte sich zu ihm um. »Warum, Alessandro? Willst du dir deinen Anteil sichern?«
    Er nahm seine Maske ab und steckte sie in die Tasche. Er war ein großer Mann um die vierzig mit einnehmenden Gesichtszügen und angenehm tiefer Stimme.
    »Nein, Leone, doch wir finden, es ist an der Zeit, dass ihr uns gleichwertig behandelt und an allem teilhaben lasst. Wir sind erwachsen geworden.«
    Seine Handbewegung schloss die anderen jungen Männer mit ein.
    »Habt ihr nicht eine Stimme, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen?«, gab Leone zurück.
    Der junge Mann schnaubte. »Oh ja, wir dürfen mit abstimmen, aber am Ende entscheidet dann der Padre .«
    »Wir entscheiden mit Calvino zusammen, was für die Oscuri am besten ist«, beharrte Leone. »Aber er ist unser Oberhaupt, dem zu Recht das letzte Wort zusteht. Er führt uns, und das ist gut so!«, schnitt er Alessandro das Wort ab, der wieder protestierte.
    »Ihr seid erwachsen, ja, das stimmt, aber wir sind eure Väter und haben mehr Erfahrung. Wir kennen unsere Stärken und die Gefahren. Ihr seid dabei, zu lernen, und wenn eure Zeit gekommen ist, wird einer von euch der nächste Padre der Oscuri.«
    »Wenn es euch alle irgendwann nicht mehr gibt«, murmelte der jüngste von ihnen.
    »Dauert dir das zu lange, mein Sohn?«, gab der älteste der Männer zurück, den die Vampire für den Padre hielten. Seine Stimme klang beinahe freundlich, doch die Vampire spürten die Stärke in ihr, und eine Schärfe, die auch seinem Sohn nicht entging.
    Der junge Mann schlug die Augen nieder. »Nein, das wollte ich so nicht sagen.«
    »Gut, dann wechseln wir das Thema. Leone, zeig ihnen, was wir mitgebracht haben. Ich hätte ja gewartet, bis Michele und die anderen da sind, aber bitte, von mir aus können wir das gleich tun.«
    Was für Schätze! Luciano spürte, wie sich Anna Christina weiter nach vorn schob, um die Schmuckstücke, die der Oscuro, eines nach dem anderen, aus dem Beutel nahm, besser sehen zu können.
    »Die würden mir auch gefallen«, murmelte sie.
    »Untersteh dich!«, warnte Leo. »Mach keine Dummheiten!«
    »Für ein wenig hübsch glänzenden Plunder? Nein, ganz sicher nicht.«
    Einige der Schmuckstücke kamen Leo bekannt vor. Er hatte sie im Schein unzähliger Kerzen auf weißen Dekolletés, an gepflegten Händen und Armen gesehen. Nun lagen sie alle auf dem Tisch und funkelten im Schein der Lampen um die Wette. So wie es aussah, war kein einziges Schmuckstück im Palazzo Vendramin zurückgeblieben.
    Ich glaube, damit haben die Larvalesti den gesamten venezianischen und einen großen Teil des europäischen Adels vergrätzt , meinte Anna Christina heiter.
    Und sie haben nun jeden Polizisten von Venedig auf den Fersen , ergänzte Luciano. Ich könnte mir vorstellen, dass es einige hohe Tiere gibt, die dem Commissario jetzt richtig die Hölle heiß machen.
    Leo hob die Schultern. Kann schon sein, aber ich habe nicht den Eindruck, dass sich unsere Vermummten besonders vor der Polizei fürchten. Sie scheinen ihr seit Generationen eine Nase zu drehen. Irgendwie hat man sich wohl arrangiert.
    Zeiten ändern sich.
    Leo sah Luciano an. Meinst du, dieser Raub war etwas so Besonderes, dass die Behörden zum großen Vernichtungszug blasen?
    Wir werden sehen.
    Doch auch Anna Christina war nicht überzeugt. Die Larvalesti haben gelernt, ihre Spuren zu verwischen. Sie sind Meister der Tarnung. Da können die Oberen Zeter und Mordio schreien, so

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