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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nicht verwunden hat? Auch in den Zeitungen und auf den Straßen wird noch über ihn und die Zeit der Besatzung gesprochen, obwohl das bereits siebzig Jahre her ist. Für Menschen eine verdammt lange Zeit!«
    Ihr Bruder zuckte wieder mit den Achseln. »Ist mir egal. Viel interessanter
scheint mir, dass wir dieses Jahr fast in Paris gelandet wären, wenn Dame Elina es nicht zu verhindern gewusst hätte. Meinst du, sie hat bei der Auslosung ein wenig nachgeholfen?«
    Alisa war schockiert. »Dame Elina doch nicht!«
    Die drei Vamalia mussten noch bis zur nächsten Nacht warten, bis Dame Elina sie zu sich rief und ihnen offiziell verkündete, was sie bereits erfahren hatten: Die Akademie für die Erben aller Clans würde in diesem Jahr in Hamburg abgehalten werden. Weder Tammo noch Sören schenkten der Führerin der Vamalia große Aufmerksamkeit, und auch Alisas Gedanken schweiften ab, während Dame Elina ausgiebig von der großen Verantwortung und den Aufgaben eines Gastgebers sprach. Anneke und Hindrik standen mit unbeweglichen Mienen an ihrer Seite. Tammo dagegen gähnte unverhohlen. Alisa versuchte wenigstens, den Anschein von Interesse zu wahren, während ihre Gedanken durch Europa zu ihren Freunden eilten, die sie schon bald begrüßen durfte.
    Plötzlich hielt Dame Elina inne. Ihr Blick wanderte zur Tür. Die Augen verengten sich. Nun nahm auch Alisa den eiligen Schritt auf dem Gang draußen wahr, ehe hart an die Tür geklopft wurde. Die Vamalia klang wenig erfreut, als sie den Störenfried hereinrief. Es war Reint, ein Vampir reinen Blutes und Vetter von Dame Elina, den diese sehr schätzte. Nun aber war ihre Stirn umwölkt.
    »Du wünschst?«, fragte sie knapp.
    »Entschuldige, dass ich störe, aber ich denke, das solltest du dir sofort ansehen!« Er reichte ihr ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Es lag ein solches Drängen in seiner Stimme, dass selbst Tammo aufhorchte und den Hals reckte. Dame Elina strich das Blatt glatt und starrte dann mit wachsendem Erstaunen darauf. Alisa rückte unauffällig ein Stück näher, konnte jedoch nicht ein Wort erkennen.
    »Reint, wo hast du das her?«
    »Ich traf den Herrn vor der Börse und folgte ihm zur Alster, wo ich beschloss, eine kleine Mahlzeit zu mir zu nehmen. Das hier flatterte aus seiner Brusttasche, als ich ihn auf einer Bank absetzte. Ich weiß nicht, was mich trieb, einen Blick auf das Papier zu werfen. Dieser genügte allerdings, um mir seine Brisanz klarzumachen.«

    Worum ging es hier? Alisa stellte sich auf die Zehenspitzen, doch alles, was sie damit erreichte, war, Dame Elina auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen.
    »Alisa, Sören, Tammo, ihr könnt gehen. Wir sprechen später weiter.«
    Dass das ein Befehl und nicht als höflicher Vorschlag gemeint war, den sie ablehnen konnten, war ihnen klar. Missmutig tappten die drei auf den Gang hinaus. Tammo schloss die Tür mit einem Knall und blieb dann, statt zum Treppenhaus weiterzugehen, bewegungslos stehen. Sie mussten sich nur durch einen kurzen Blick verständigen. Dann pressten sie die Ohren gegen das Holz. Mit angehaltenem Atem lauschten sie.
    »Weißt du, wer der Mann war?«, fragte Hindrik gerade.
    »Einer der Bänker von Warburg, würde ich sagen. Und so wie er gekleidet war, und nach dem Umfang seiner Brieftasche zu schließen, keiner von den kleinen Schalterangestellten.«
    »Ich glaube nicht, dass das uns betrifft«, erklang nun Annekes Stimme, eine Cousine zweiten Grades von Dame Elina. »Wenn er vom Wandrahm spricht, meint er sicher nur die Gängeviertel an den Fleeten.«
    »Vielleicht«, brummte Hindrik.
    »Und wer ist dieser Franz Andreas Meyer, der dort unterschrieben hat?«, erklang Dame Elinas Stimme. Schweigen.
    »Ich werde es herausfinden«, sagte Hindrik bestimmt und war so schnell an der Tür, dass die drei Lauscher keine Zeit mehr fanden, sich zurückzuziehen. Während es Alisa und Sören gerade noch schafften, einen Schritt zurückzuspringen, bekam Tammo die Türklinke so hart ins Gesicht, dass er zu Boden fiel.
    »Ach, ihr seid noch da?«, heuchelte Hindrik Überraschung und sah mitleidslos auf Tammo hinab, der sich sein Auge hielt, das bereits zuzuschwellen begann.
    »Ja, wir sind noch da. Denn es geht etwas vor sich, das auch uns betrifft!«, rief ihm Alisa erbost nach. Doch Hindrik antwortete nicht, sondern lief die Treppe hinunter und verschwand.
    Alisa wartete die ganze Nacht auf seine Rückkehr und lungerte
auf der Straße vor dem barocken Kaufmannshaus herum, doch er ließ

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