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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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geschrieben. Ich freue mich sehr, wenn er mich an seinen neuen Forschungserkenntnissen teilhaben lässt. Zumindest an dem Teil, den er weiterzuerzählen bereit ist.« Er deutete auf den Brief, der auf dem kleinen runden Tisch neben seinem Sessel lag.
    Ivy warf nur einen flüchtigen Blick in die Richtung des Schreibens, dann lenkte sie Brams Aufmerksamkeit auf die beiden Gedichtbände von Lord Byron. Sie griff nach dem, in dem Bram gelesen hatte, und legte ihn auf das zweite Buch. » Brauchst du sie gerade?«
    Bram schüttelte etwas erstaunt den Kopf. » Nein, wenn du darin lesen möchtest, nimm sie ruhig mit.«
    » Aber nein. Mir wird in den nächsten Nächten kaum Zeit bleiben, Gedichte zu lesen. Ich dachte nur, wenn dir Lord Byron so am Herzen liegt, würde es dich freuen, wenn er dir deine Bücher signieren und eine Widmung für dich hineinschreiben würde.«
    Bram sprang von seinem Sessel auf. » Also doch! Du treibst keinen Spaß mit mir? Lord Byron ist nicht tot?«
    Ivy wiegte den Kopf hin und her. » Das würde ich so nicht sagen. Er ist gestorben, doch dann nach seiner Wandlung als Wesen der Nacht wiedererweckt worden.«
    Bram konnte es nicht fassen. » Lord Byron ist ein Vampir! Wenn nicht du es wärst, der mir das sagt, ich könnte es nicht glauben.«
    » Doch, es ist so. Er ist ein hochgeschätztes Mitglied der Vyrad und hat sein Domizil in einem der Inns of Court, deren andere Bewohner sich– zugegeben– mehr mit trockenen Gesetzestexten als mit wohlklingender Poesie beschäftigen. Die Bibliotheken des Inner und Middle Temple können sich aber durchaus sehen lassen.«
    In Brams Augen blitzte Begehrlichkeit, die sich nicht auf die Bibliotheken bezog.
    » Wenn ich ihn nur kennenlernen könnte, das wäre unglaublich.«
    » Du würdest riskieren, Lord Byron dein Blut zu opfern?«, spottete Ivy.
    » Wäre eine Begegnung denn so gefährlich? Ist er derart blutgierig?«
    Sie verneinte. » Das glaube ich nicht. Du kannst ja mal gegen Abend zum Temple kommen. Es ist sehr interessant, das verspreche ich dir– und dass du deinen Besuch ungeschwächt überlebst.«
    » Nun, dann gerne«, sagte er zögernd. » Was aber soll ich sagen, wenn ich auf die Vyrad treffe? Ich muss doch einen Grund haben, mich dort herumzutreiben.«
    » Hast du nicht früher für die Justizverwaltung in Dublin gearbeitet?«
    » Ja, wie mein Vater«, bestätigte Bram.
    » Gut, dann bist du ja unter den Juristen gut aufgehoben. Du könntest über eine mögliche Mitgliedschaft mit ihnen sprechen«, schlug Ivy mit sanftem Spott vor. » Sie haben auch Förderer, die nicht als Barrister tätig sind.«
    » Ja, das wäre möglich«, gab Bram zögernd zu. Ivy nickte ihm noch einmal zu, und dann war sie verschwunden, als habe sie sich in Luft aufgelöst. Bram eilte zum Fenster und stieß es auf. Sein Blick eilte nach allen Seiten, doch er erhaschte nur noch den Schatten des Wolfes, der um die nächste Ecke verschwand. Bram schloss das Fenster wieder, zog die Vorhänge vor und kehrte zu seinem Sessel zurück. Gedankenverloren starrte er vor sich hin.
    Warum hatte Ivy ihn eingeladen, zum Temple zu kommen? Warum hatte sie ihm überhaupt verraten, wo die Vyrad hausten? War das Domizil eines Clans nicht ein streng gehütetes Geheimnis? Ja, er hatte gesagt, er würde Lord Byron gerne kennenlernen, doch hatte sie ihn nicht geradezu zu diesem Wunsch gedrängt?
    Je mehr er darüber nachdachte, desto seltsamer kam ihm die Angelegenheit vor. Überhaupt verhielt sich Ivy merkwürdig. Hatte sie wirklich seiner Hilfe bedurft, um von Dublin nach London zu reisen? Warum hatte sie ihn heute in seinem Haus aufgesucht? Und warum interessierte sie sich für Latona und deren Befindlichkeit? So sehr er Ivy schätzte, ja, auf eine gewisse Art anbetete, so wenig konnte er sich das alles erklären. Sie war ein Vampir, mehr noch, ein magisches Wesen mit dem alten Blut der Druiden, das sich nicht für normale Sterbliche interessierte. Ihr Blick war auf Größeres gerichtet.
    Ging es etwa darum? Waren das alles strategische Züge in einem großen Spiel, das er noch nicht durchschaute? Gehörte er zu den Spielfiguren? Er und vielleicht auch Latona? Ein Schauder erfasste ihn und in seinem Magen spürte er ein flaues Drücken. Was für eine Figur würden er und Latona verkörpern? Zwei Bauern, die leichten Herzens geopfert werden konnten?
    Bram hoffte, dass er sich irrte. Ein wenig mehr wert wäre er gern. Was dennoch keine Garantie dafür sein konnte, dass er zu denen gehörte,

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