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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Vampirin!
    Franz Leopold straffte die Schultern und setzte eine Miene auf, der man keine Gefühlsregung mehr ansah. Er hatte eine Schwäche zugelassen und dafür einen Schlag empfangen. Nun gut, er würde daraus lernen!
    Hoch erhobenen Hauptes verließ er das Zimmer und gesellte sich zu den anderen in der Halle. Er wechselte mit Luciano, der auf ihn zukam und ihn begrüßte, ein paar belanglose Worte und erwiderte die Grüße der anderen mit einem Kopfnicken, hielt sich aber mit jeder Bemerkung zurück. Mit halbem Ohr lauschte er den Nichtigkeiten, die sie austauschten. Das interessierte ihn alles nicht.
    » Hast du die Lycana schon gesehen?«, hörte er Luciano fragen.
    Franz Leopold schüttelte den Kopf. » Nein, sollte ich?«
    Der Nosferas hob die Schultern. » Dann sind sie wohl noch nicht eingetroffen.« Er ließ den Blick über die anwesenden Pyras und Vamalia, Dracas, Nosferas und Vyrad schweifen. » Alle anderen sind schon hier.«
    » Alle? So, so.« Franz Leopold hob mit gespielter Langeweile die Brauen.
    » Ja– ach so… Hast du Alisa schon gesehen?« Der Nosferas wurde plötzlich nervös. Verlegen richtete er seinen Blick auf Franz Leopolds Schuhspitzen.
    » Von Weitem. Ich habe sie mit Malcolm in den Hof gehen sehen«, antwortete Franz Leopold kühl und fixierte den Nosferas.
    Luciano wand sich. » Äh, ja, ich denke, sie kommen jeden Moment zurück. Es wird sicher bald frisches Blut geben. Bist du nicht auch durstig?«
    Franz Leopolds Augenbrauen rückten noch ein Stück höher. » Kommen da etwa alte Gewohnheiten durch?«
    » Nein, nein, ich dachte nur, nach der langen Reise«, gab Luciano mit einem gekünstelten Lachen zurück. Sein Blick huschte zur Tür. » Ah, da sind sie ja!«
    Langsam drehte sich Franz Leopold um und betrachtete das Paar, das in den Saal trat, ihre Hand noch immer in seiner Armbeuge ruhend. Unverwandt sah er Alisa an, die sich an Malcolm festklammerte, während das Lächeln in ihrem Gesicht erstarb.
    *
    Alisa spazierte mit Malcolm an der Middle Temple Hall entlang, bis das prächtige Gebäude von einer niederen Mauer abgelöst wurde. Sie blieben stehen und sahen über einen üppig blühenden Garten zu ihren Füßen bis hinunter zur Themse, von deren schwarzem Wasser ab und zu das Licht einer Laterne aufblitzte.
    » Wie wunderschön ist dieser Ausblick«, sagte Alisa tief beeindruckt.
    Malcolm nickte. » Ja, der Blick schon. Wir sind auch sehr stolz auf unsere Gärten. Aber leider gelingt es nicht einmal dem Duft unserer Rosen, den Gestank zu überdecken, der von der Themse her aufsteigt.«
    Alisa schnupperte und zog die Nase kraus. » Ja, der Fluss riecht schlimmer als unsere brackigen Fleete bei Niederwasser.«
    Sie wandten sich ab. Hinter ihnen breitete sich der dunkle Hof mit seinen alten Bäumen in der Mitte aus. Der Nachtwind fuhr rauschend durch das Blätterdach über ihnen. Ein schmiedeeiserner Zaun umschloss das kleine Rasenviereck, in dessen Zentrum eine Wasserfontäne ein kreisrundes Becken füllte. Ihre Hand in Malcolms Armbeuge, schlenderte Alisa mit ihm über den Hof und durch einen Torbogen in einen weiteren, schmäleren Hof, in dessen Mitte eine alte Wasserpumpe stand. Durch das Säulengewölbe am anderen Ende des Platzes gelangten sie auf einen dritten Hof, der eher wie ein kleiner Marktplatz wirkte.
    Sie hatten das Herz des Inner Temple erreicht, in dessen Mitte sich eine Säule erhob.
    Während sie so dahinschlenderten, erzählte Alisa vom letzten Akademiejahr in Wien und den unglaublichen Dingen, die sie dort erlebt hatten. Staunend hörte Malcolm zu.
    » Ich habe ja schon ein paar Andeutungen von Rowena gehört, aber ganz ehrlich, so recht habe ich ihr nicht geglaubt. Sie ist eine Träumerin, die Fantasie und Wirklichkeit gern durcheinanderbringt. Und außerdem hat sie dermaßen von Mervyn geschwärmt, dass ich gar nicht mehr so recht hingehört habe«, fügte er mit einem entschuldigenden Lachen hinzu.
    Alisa lächelte und blickte an der Säule empor bis ganz nach oben zu dem Pferd, auf dem zwei Ritter saßen. Das seltsame Symbol der Tempelritter, das vielleicht ihre Armut unterstreichen sollte oder die Einigkeit der Bruderschaft. In diesem Augenblick jedoch dachte Alisa nicht darüber nach. In Gedanken war sie weit weg.
    » Ja, Wien hat viele von uns verzaubert. Die prächtigen Barockpaläste, die elegante Gesellschaft auf ihren Promenaden und der Walzer, der einen schwindlig macht und ganz durcheinanderbringt. Es ist schwer, sich diesem Rausch zu

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