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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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früher.
    Weißt du, dass du einen Heiligen mit deiner Fragerei in Rage bringen könntest?
    Du bist keine Heilige. Du bist noch nicht einmal ein Mensch!, gab der Wolf zurück.
    Danke, dass du mich daran erinnerst. Das hätte ich fast vergessen.
    Wohin gehen wir?, erinnerte sie der Wolf an seine Frage, während sie den Platz neben der Templerkirche überquerten.
    Wir sind schon da, verkündete Ivy und ging geradewegs auf die Tür des nächsten Hauses zu. Sie öffnete den Flügel, ließ Seymour eintreten und folgte ihm dann.
    Was suchst du hier?
    Das ist die Bibliothek des Inner Temple, die auch Bücher besitzt, die sich nicht mit dem englischen Recht befassen.
    Seymour folgte Ivy in die düsteren Räume, in denen sich die Bücher dicht an dicht bis hinauf zur Decke stapelten. Die ersten beiden Räume enthielten ausschließlich Werke der englischen Rechtsgeschichte und wichtige Fälle, auf die sich Anwälte und Richter immer wieder bezogen. Endlich, im hintersten Raum, der deutlich kleiner war als die anderen, blieb Ivy stehen.
    Und was glaubst du hier zu finden? Ich vermute, du hältst nicht nach einem spannenden Roman Ausschau, um dir die Langeweile zu vertreiben.
    Ivy sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Nein, ganz sicher nicht. Heiße ich etwa Alisa? Ich habe Wichtigeres zu tun.
    Doch mehr war sie nicht bereit zu sagen, und so blieb Seymour nichts anders übrig, als ihr zu folgen und zumindest einige Titel der Bücher in den unteren Reihen der Regale zu entziffern, um eine Ahnung zu bekommen, wofür sich Ivy interessierte. Besonders schlau wurde er daraus allerdings nicht.
    Willst du mich nicht an deinen Überlegungen teilhaben lassen?, versuchte er es nach einer Weile noch einmal.
    Nein!, rief sie barsch, setzte dann aber freundlicher hinzu: Ich weiß selbst noch nicht recht, wonach ich suche. Es ist alles so verwirrend. Es geht etwas vor sich, das mich mit sich reißt. Ich kann die Schatten am Rand meines Bewusstseins wahrnehmen, doch wenn ich mich ihnen zuwende, sind sie verschwunden. Ich ahne, dass ich etwas herausfinden muss, was für uns alle von entscheidender Wichtigkeit ist, aber ich weiß noch nicht, was. Sie machte eine vage Geste, die die überladenen Bücherregale zu erfassen schienen. Vielleicht stoße ich hier auf etwas, das meinen Geist beflügelt und mir die richtige Richtung weist.
    Ich wünsche dir viel Erfolg, antwortete Seymour, der erleichtert und dankbar war, dass sie ihm einen Moment der Offenheit gewährte. Einen der wenigen seit Monaten, wenn er recht darüber nachdachte. Durfte er hoffen, dass es wieder so zwischen ihnen werden würde wie früher?
    Ivy, die seinen Gedanken offensichtlich gefolgt war, sah ihn an und schüttelte den Kopf. Tiefe Traurigkeit stand nun in ihrer Miene.
    Nichts wird mehr so, wie es früher einmal war, mein Bruder. Was vergangen ist, kommt nicht wieder. Es lohnt sich nicht, den verflossenen Tagen nachzutrauern. Wir müssen uns der Zukunft stellen, auch wenn ihre Nächte voller Finsternis und Nebel sind und uns mehr Leid als Freude bescheren.
    Woher willst du das wissen? Verfügst du jetzt über das Gesicht, so wie die großen Druiden?
    Ivy schüttelte den Kopf. Nein, es ist mir nicht gegeben, die Zukunft zu sehen. Dennoch muss es das Druidenblut sein, das mich mit diesen Ahnungen quält und mit schattenhaften Gestalten, ohne die Nebel auch nur einmal zu lüften.
    Sie schwiegen lange, während Ivy scheinbar wahllos ein Buch nach dem anderen herauszog, durchblätterte und wieder zurückstellte. Soweit es Seymour beurteilen konnte, war sie mit dem Ergebnis ihrer Suche bisher nicht zufrieden. Er konnte ihre zunehmende Nervosität spüren. Endlich gab Ivy auf und lief auf den Ausgang zu. Der Wolf sprang ihr hinterher und schlüpfte mit ihr durch die Tür. Ivy stürmte über den Platz an der Säule mit dem Pferd und seinen zwei Reitern vorbei, als sie unvermittelt innehielt.
    Was ist?
    Seymour bekam keine Antwort. Ivy stand nur wie erstarrt da und blickte zur Templerkirche hinüber. Der Werwolf ahnte, wie es in ihrem Geist arbeitete, doch er wusste, dass keine noch so drängenden Fragen ihn im Augenblick weiterbringen konnten. So wartete er geduldig, bis sich Ivy wieder in Bewegung setzte. Sie ging nun fast zögerlich auf das Portal der Kirche zu.
    Sie ist versperrt, teilte ihr der Wolf mit. Ich habe es gesehen. Der Priester verschließt stets die Tür hinter sich, wenn er die Kirche verlässt.
    Ivy antwortete wieder einmal nicht. Sie blieb nur reglos vor der Tür

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