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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sich ein wenig. » Also, wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich mich solange entschuldigen. Ich werde rechtzeitig zurück sein, um mit euch zu üben.«
    » Du willst nicht, dass ich mit dir komme«, stellte sie enttäuscht fest.
    » Nein, so ist es nicht«, wehrte er ab, doch es war klar, dass er anders dachte. Alisa wusste es nur zu genau. Zu deutlich konnte sie in seinen Gedanken lesen. Es war Segen und Fluch, so gut von den Dracas gelernt zu haben. Das Bild eines weitläufigen Parks blitzte in seinem Geist auf, dann die goldene Figur eines auf einem Thron sitzenden Mannes unter einem hoch aufragenden Baldachin. Von Weitem wirkte das Dach wie eine Kirchturmspitze. Ein Dutzend Stufen führten von allen vier Seiten zu dem riesigen Denkmal hinauf, das von einem vergoldeten Stafettenzaun umgeben und an den vier Ecken von weißen Skulpturengruppen bewacht wurde.
    Obwohl Alisa diesen Ort und das Denkmal noch nie gesehen hatte, wusste sie nun, was Malcolm vorhatte und warum er sie nicht mitnehmen wollte, auch wenn er sicher nicht hoffen konnte, Latona ausgerechnet heute Nacht dort anzutreffen. Nein, er wollte einfach mit seinen Gedanken allein sein, in Erinnerungen schwelgen und sich der Hoffnung hingeben, dass alles gut werden würde.
    » Du willst zu diesem Denkmal im Park, eurem Treffpunkt, nicht wahr?«
    Malcolm fragte nicht, woher sie das wissen konnte. Er nickte nur und sah sie um Verständnis bittend an.
    » In die Kensington Gardens, zum Albert Memorial, das Königin Victoria zu Ehren ihres verstorbenen Gatten errichten ließ. Sie hat ihn über alles geliebt und ist nie über seinen frühen Tod hinweggekommen. Ja, sie ist geradezu erstarrt und hat das Land und ihre Aufgaben als Königin jahrelang völlig vernachlässigt, sehr zum Missbehagen ihres Premierministers und ihrer Regierung.« Malcolm sah versonnen drein. » Was für eine außergewöhnliche Liebesgeschichte. So etwas findet man bei gekrönten Häuptern sonst nicht, die – mehr noch als andere Aristokraten – nur aus machtpolitischen Gründen ihre Ehen schließen. Königin Victoria ist in allem anders. Sie hat ihrem Volk stets eine vorbildliche Familie vorgelebt ohne Verschwendungssucht, Exzesse und Skandale, für die die Georges auf dem Thron vor ihr berüchtigt waren. Und auch Alberts Familie ließ keinen Skandal aus.« Malcolm schwieg und hing seinen Gedanken nach.
    Alisa unterdrückte ein Seufzen. » Geh nur. Ich sehe dich dann eine Stunde vor Sonnenaufgang.«
    Er nickte erleichtert. Da fiel Alisa noch etwas ein.
    » Wie bin ich heute Morgen eigentlich in meinen Sarg gekommen? Ich kann mich gar nicht mehr erinnern. Habe ich es tatsächlich geschafft, die Treppe bis zu meiner Kammer hinaufzusteigen, obwohl die Sonne schon über dem Horizont stand?«
    Malcolm grinste. » Nein, ganz so war es nicht. Du bist auf der Treppe zusammengebrochen und ich habe dich dann in deine Kammer getragen und in deinen Sarg gebettet.«
    » Danke, das ist sehr nett von dir«, sagte Alisa und sah bei der Vorstellung verlegen zu Boden.
    » Ich konnte dich ja schlecht auf der Treppe liegen lassen, oder?«
    » Trotzdem danke– und viel Erfolg bei dem, was du vorhast.«
    Malcolm verabschiedete sich und schritt davon. Alisa sah ihm nach, bis er am Ende des Fountain Court um die Ecke verschwand.
    Was sollte sie nun mit ihrer Zeit anfangen, bis er zurückkam? In die Bibliothek gehen und in einem der zahlreichen Rechtsbücher lesen? Überraschenderweise hatte sie überhaupt keine Lust darauf. Ziellos schlenderte sie in den Höfen umher, bis sie schließlich vor der Templerkirche stand. Wieder fühlte sie die ungewöhnliche Schwingung, die nicht ganz zu der alten Kirche passte.
    Alisa sah sich um. Es war keiner der Vyrad zu sehen. Ob sie einen Blick hinein wagen sollte? Malcolm hatte ihr zwar zu verstehen gegeben, dass die Vyrad es nicht gern sehen würden, aber offiziell hatte niemand den Erben verboten, die Kirche zu betreten. Vermutlich, weil die Vyrad gar nicht daran dachten, dass die kirchlichen Mächte die Erben nun nicht mehr fernhalten konnten.
    Andererseits, was konnte es in dieser alten Kirche schon geben, das es wert wäre, verborgen zu bleiben? Vielleicht hatte sie das alles falsch verstanden. Und außerdem brauchte sie sich ja nicht erwischen lassen.
    Alisa trat auf die Tür zu und zog ihr Diebeswerkzeug hervor, das sie schon bei manch verschlossener Tür erfolgreich eingesetzt hatte. Sie führte die beiden Haken geschickt in das Schloss ein, hielt dann aber

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