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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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inne. Die Tür war zwar verschlossen, doch spürte sie ganz deutlich, dass sich jemand in der Kirche aufhielt. Lautlos zog sie die Haken zurück und eilte zur Seitentür, die in den Chor führte, doch auch sie war verschlossen.
    Alisa zögerte. Sollte sie dennoch hineingehen? Sie lauschte, konnte aber keinen Laut von drinnen erhaschen, und auch die Witterung des alten Mannes, die sie wahrnahm, war viele Stunden alt.
    Alisa beschloss, es zu wagen. Sie kehrte zu der älteren Tür am runden Kirchenschiff zurück und öffnete das Schloss. So leise wie möglich schob sie die Tür ein Stück auf, schlüpfte hinein und ließ sie wieder hinter sich zugleiten. Alisa blieb hinter der geschlossenen Tür stehen und ließ den Blick schweifen. Durch die nicht allzu großen Fenster drang nur wenig Licht ins Hauptschiff. Der Chor dagegen war von Mondlicht erhellt. Steinerne Fratzen starrten sie von den Wänden ringsum an. Über ihr erhob sich das in Form eines Sechsecks angelegte Gewölbe.
    Wieder hatte Alisa das Gefühl, sie sei nicht alleine in der Kirche, obgleich sie niemanden hören oder sehen konnte. Ein wenig zaghaft schritt sie an der Wand entlang, die mit Ziersäulen und Spitzbögen geschmückt war, zwischen denen die Köpfe zu ihr herab Grimassen schnitten. Jeder sah anders aus. Einer streckte ihr die Zunge heraus, der andere grinste höhnisch unter dicken Augenbrauen, ein dritter war im Ausdruck von Schmerz erstarrt, während ein Bär oder etwas Ähnliches ihm ins Ohr biss. Alisa folgte einmal dem Rund und wandte sich dann dem hellen Fleck im Innern der Säulen zu, die die Kuppel der Decke stützten. Wo das Mondlicht durch die obere Reihe der Rundbogenfenster auf den Boden traf, ruhten steinerne Gestalten.
    Gräber? Zweifellos. Die Vamalia trat näher und betrachtete die Skulpturen der Ritter auf den Grabplatten, von denen einige seltsam verdreht wirkten, wie sie da in ihrer Rüstung mit gekreuzten Beinen dalagen. Eine ungewöhnliche Darstellung, die etwas aussagen wollte, was Alisa aber nicht verstand. Sie beugte sich zu einer der Skulpturen herab. Ein Earl of Pembroke. Der Name war schwer zu entziffern. William vielleicht?
    Alisa richtete sich wieder auf. Der steinerne Ritter vor ihr war vergessen. Eine feine Witterung zog ihr in die Nase, die sie hier nicht erwartet hätte. Sie wirbelte herum. Es war noch immer niemand zu sehen, dennoch war sie nun überzeugt, nicht alleine in der Kirche zu sein. Und sie wusste auch, wer sich außer ihr noch eingeschlichen hatte.
    » Ivy?«, sagte sie halblaut. » Wo bist du? Ich weiß, dass du hier drin bist. Du brauchst dich also nicht zu verstecken.«
    Sie erhaschte einen silbrigen Glanz, dann trat Ivy hinter einer der Säulen im Altarraum hervor.
    » Ich verstecke mich nicht. Ich sehe mir die Kirche der Tempelritter an«, sagte sie kühl und kam auf die Vamalia zu. » Und was ist mit dir? Bist du aus Neugier hier oder aus Langeweile?«
    » Beides«, gab Alisa zu und unterdrückte einen Seufzer.
    » Oder suchst du ausgerechnet in einer Kirche Trost, nachdem dich Malcolm abgewiesen und versetzt hat?«
    » Er hat weder das eine noch das andere getan!«, widersprach Alisa energisch. » Das könnte er nur, wenn ich mit ihm zusammen wäre, was ich nicht bin, wie du sehr wohl weißt. Ja, es gab eine Zeit, in der ich ein bisschen für ihn geschwärmt habe…«
    » …in der du in ihn verliebt warst!«, korrigierte Ivy.
    » Selbst wenn, das ist bedeutungslos. Jetzt schätze ich ihn als Freund. Er hätte mich sicher mitgenommen, wenn er nicht gerade versuchen würde, Latona aufzuspüren. Natürlich will er das alleine tun. Ich glaube zwar nicht, dass er so viel Glück hat, ihr heute Nacht zu begegnen, aber wenn, dann wäre es mehr als unpassend, wenn er mich an seiner Seite hätte. Was sollte Latona denken? Sie könnte die Situation missverstehen.«
    Ivy lachte trocken auf. » Dass ausgerechnet du dir darüber Gedanken machst, ob Latona etwas an der Situation missverstehen könnte!«
    » Ja, und? Natürlich denke ich darüber nach. Das kann mir doch nicht gleichgültig sein.«
    Nun klang es eher nach einem Schnauben. » Es ist ja schön, dass du so sehr um Malcolms und Latonas Gefühle besorgt bist. Aber wie wäre es, wenn du dich einmal um deine eigenen Gefühle sorgen würdest und die der Vampire, denen du lieb und teuer bist? Du, die du früher jedem Gerechtigkeit widerfahren lassen wolltest, unterstellst denen, die dir nahestehen, was dir der erste Schein eingibt, ohne ihn auch nur zu

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