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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sie fragen, ob sie es überhaupt noch will«, fügte er leise hinzu. Vincents abfälliges Schnauben verriet deutlich, was der Servient davon hielt.

Dinner in der Middle Temple Hall
    Die Erben fanden sich in den frühen Abendstunden wieder in der Middle Temple Hall ein. Dort erfuhren sie von Lord Milton und Lady Margaret, dass sie nicht wie geplant nach ihrer Blutration losziehen und an ihren Fällen weiterarbeiten konnten.
    » Heute Abend findet in der Middle Temple Hall eines unserer traditionellen Dinner für alle Mitglieder unseres Inn of Court statt. Diese gemeinsamen Essen sind alte Tradition. Studenten können dort ein Kreuzverhör üben oder sich mit einem Plädoyer an eine kritische und kompetente Zuhörerschaft wenden. Für die jüngeren Barrister, die ihren Call to the Bar bereits erhalten haben, ist dies stets eine Gelegenheit, Kontakte mit älteren Mitgliedern zu knüpfen und so vielleicht einen Fall übertragen zu bekommen. Eine andere Möglichkeit, an erste Fälle zu kommen und sich einen Namen zu machen, besteht darin, sich mit dem Clerk ihres Hauses gutzustellen.« Lord Milton lächelte vielsagend. » Täuscht euch nicht. Der Clerk ist nicht einfach irgendein Angestellter. Er ist der erste Ansprechpartner, an den sich die unzähligen Solicitors draußen im Land wenden, wenn ein großer Fall an sie herangetragen wird, der das Wissen und die Erfahrung eines Barrister s benötigt. Natürlich werden unsere Anwälte von den Herren und Damen der Gesellschaft auch direkt beauftragt, wenn sie sich bereits einen Ruf erworben haben.«
    Der Lord machte eine Pause und sah in die Runde, vielleicht um die Aufmerksamkeit derer zurückzugewinnen, die sich bei seiner ausschweifenden Rede etwas anderem zugewandt hatten.
    » Jedenfalls haben wir diese Tradition der Dinnerabende beibehalten, nur dass die Speisen abgeschafft wurden und die Auswahl an Getränken– nun, deutlich reduziert.«
    Ein paar der Erben, die vielleicht ein wenig vor sich hingedöst hatten, zuckten zusammen, als unvermittelt ein Hornbläser vor der Tür eine Tonfolge schmetterte, die zum Dinner rief. In strenger Marschordnung und mit ernsten Mienen traten die Advokaten ein– in ihren weiten schwarzen Umhängen und mit grauen Perücken auf dem Kopf. Zuerst die Masters of the Bench, dann die erfahrenen Barrister, gefolgt von den jüngeren, und zum Schluss die Studenten, die sich Plätze ganz am Ende der Tafel suchten.
    Malcolm beugte sich mit einem spöttischen Grinsen zu Alisa hinüber. » Ja, die Tradition wird hier in den Inns of Court noch immer großgeschrieben, und die Vyrad führen fort, was sich jahrhundertelang in der Juristenzunft bewährt hat. Nur eines haben sie neben der Speisenfolge noch geändert oder, besser gesagt, mangels Notwendigkeit aufgehoben.«
    Alisa tat ihm den Gefallen, nachzufragen.
    » Das Verbot, während des Essens austreten zu dürfen! Bevor nicht die letzte Zigarre fertig geraucht war, war es keinem der Anwesenden gestattet, für ein dringendes Bedürfnis den Saal zu verlassen. Du darfst nicht denken, dies sei eine Schikane gewesen. Nein, es diente wie alles hier dem Training und der Abhärtung, diese körperlichen Bedürfnisse unterdrücken zu lernen. Schließlich musste man als Barrister ja auch lange Prozesse ohne eine Pause konzentriert durchstehen können!«
    Alisa lachte und schüttelte den Kopf. » Ihr Engländer seid schon ein bisschen eigenartig.«
    Malcolm reckte sich und setzte eine Miene auf, die zu Leo gepasst hätte. Sein Tonfall war gestelzt. » Der Kanal ist eben keine Wasserstraße, sondern die Grenze einer Weltanschauung.«
    Alisa nickte. » Offensichtlich!«
    *
    Während sich die Barrister und ihre jungen Zöglinge im Saal einfanden, zog sich Ivy unauffällig zurück. Diesmal bemerkte es Seymour allerdings. Sie hatte den Hof noch nicht überquert, als er sie einholte.
    Was hast du vor? Wo willst du hin? Wir wissen nicht, wie lange dieses Dinner dauert und wann die Erben wieder zu ihren Ermittlungen aufbrechen.
    Ivy drehte sich weder um, noch verlangsamte sie ihren Schritt.
    Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig und es ist mir gleich, wie lange sie dort drinnen tafeln. Ich habe Besseres zu tun, als irgendwelchen alten Kriminalfällen hinterherzulaufen.
    Seymour zögerte ob der Abfuhr, doch dann fragte er: Und was wäre das?
    Nun hielt Ivy doch inne und wandte sich zu ihm um. Ihre Miene war abweisend, doch dann lächelte sie plötzlich und ihre Stimme klang weich und warm in seinem Kopf wie

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