Die Erben der Schöpfung
Blätterdach hinaufzeigte.
»Und wie kommen wir an sie ran?«, fragte Susan. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Nun waren sie ihrem Ziel ganz nahe.
»Gar nicht«, flüsterte Ayala zurück. »Wir warten, dass sie zu uns herunterkommen.« Sie führte die anderen ein Stück weit durch die Bäume zu einem guten Aussichtspunkt hinter einem Erdwall. Die drei ließen sich provisorisch dort nieder und errichteten ihren Hinterhalt.
»Ich höre Wasser rauschen«, sagte Jamie leise. Als die anderen angestrengt lauschten, vernahmen sie es auch. Sameer überprüfte mit der Antenne die Peilung, worauf sie im Gänsemarsch durch den dichter werdenden Wald marschierten. Indem sie sich durch tief hängende Palmwedel und Farne drängten, kamen sie dem Fluss immer näher.
Schon bald konnten sie zwischen den Bäumen den breiten Wasserlauf erspähen. Durch die Öffnung im Blätterdach drang Licht auf den Fluss, und die Umgebungsfeuchtigkeit stieg beträchtlich. Die vier Wanderer gerieten sogleich heftig ins Schwitzen.
»Orten wir ihn erst einmal genau. Es müsste möglich sein, seine Position auf ein paar Bäume exakt zu bestimmen.« Paulo sprach in gelassenem und doch eindringlichem Tonfall.
Sameer hob die Antenne, um das Signal aufzufangen, während Stiles in der von Sameer angegebenen Richtung mit dem Feldstecher das Blätterdach absuchte. Nach drei oder vier Fehlversuchen hatte Sameer die genaue Herkunft des Signals geortet und bedeutete den anderen, ihm zu folgen.
Nach wenigen Schritten blieb Jamie abrupt stehen. »Stopp!«, zischte sie. Die anderen gehorchten und drehten sich zu ihr um.
»Da drüben«, sagte sie etwas ruhiger. »Da drüben läuft jemand zwischen den Bäumen herum, hinter diesem kleinen Hügel. Vielleicht in hundert Meter Entfernung.«
»Scharfer Blick, junge Frau«, lobte Stiles und hob seinen Feldstecher. »Es ist wieder dieselbe Gruppe«, verkündete er nach kurzer Musterung. »Wir wären ihnen fast in die Arme gelaufen.«
Jamie sah Paulo fragend an. »Meinst du, wir können sie in Schach halten, wenn wir sie überrumpeln?«
Paulo hob die Pistole in Richtung der anderen Gruppe und wollte gerade etwas sagen, als hinter ihnen eine laute Stimme durch die Bäume drang.
»Keine Bewegung! Sie sind umstellt!«
Sameer zuckte zusammen. Alle vier drehten sich langsam in Richtung der Stimme um. Ganz in der Nähe stand ohne jede Deckung eine einzelne Frau, die ihre Waffe direkt auf Paulos Brust richtete. Sie hatte kurze Haare, trug militärisch anmutende Kleidung und musterte die Vierergruppe mit kaltem, analytischem Blick.
»Fallen lassen«, herrschte Ayala Paulo an. Er gehorchte. »Sie auch«, fügte sie hinzu und zeigte auf die Pfeilpistole in Sameers Hand. Sameer warf die Waffe ein Stück weit weg.
»Treten Sie ein paar Schritte zurück«, verlangte sie.
Sie hob die Pfeilpistole und Paulos Waffe auf, schob beides in ihren Gürtel und wies die vier an, zu ihren beiden Begleitern zu marschieren.
Niedergeschlagen stapften sie auf Carlos und Susan zu, während jeder von ihnen fürchtete, dass ihre nächsten Schritte auch ihre letzten sein könnten.
36
Carlos und Susan erhoben sich, als sie Stimmen hörten und Ayala mit den vier Wissenschaftlern auf sie zukam. Erst vor wenigen Minuten hatte sich Ayala davongestohlen, ohne ihnen mehr zu sagen, als dass sie »aufpassen« sollten. Jetzt konnten sie sich alles zusammenreimen. Carlos warf sich insgeheim vor, nicht genauer darauf geachtet zu haben, ob die Wissenschaftler sie womöglich von hinten hätten überrumpeln können, denn damit hätte er rechnen müssen.
Als Ayala und ihre vier Gefangenen bei Carlos und Susan eintrafen, zog Ayala Paulos Pistole aus ihrem Gürtel und warf sie Susan zu. Susan bemühte sich, die Waffe so zu halten, als wüsste sie mit ihr umzugehen.
Paulo sprach als Erster. »Wer sind Sie?«
Ayala schlenderte zu Carlos und Susan hinüber. »Eine interessante Frage für jemanden, der versucht hat, uns umzubringen«, erwiderte sie.
»Wie bitte?«, stieß Jamie hervor.
Paulo bedeutete den anderen, ihn sprechen zu lassen. »Ich kann Ihnen versichern, dass wir nichts dergleichen getan haben. Wir haben keine Ahnung, wer Sie sind oder woher Sie kommen, und wir haben keinerlei feindselige Handlungen begangen. Die einzige Feindseligkeit, zu der es bisher gekommen ist, war, dass Sie unsere Vorräte ausgeplündert haben.«
Ayala war nicht beeindruckt. »Wer hat dann gestern Abend auf uns geschossen? Die Schimpansen vielleicht?«
»Woher wissen
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